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Wie menschlich wir geworden sind zeigt die Mode der kahlgescherten Köpfe bei Frauen: so wie bei den Insassinnen der Vernichtungslager. Nachdem die letzte Schranke gebrochen wird, strömt das Entsetzliche frei und kann immer leichter wiederholt werden. Die Hetzhunde knurren. Ein Goethesches Ereignis (Das Unzulängliche/ Hier wird's Ereignis) ist heute unvorstellbar. Wie viel wusste (oder ahnte) Goethe wenn er die Musik der Schlußverse im „Faust“ Bewegung sein lässt. Ob wir „hinan“ gezogen werden, ist fraglich, aber die Erkenntnis, daß die Welt nicht ist, sondern wird, kommt zum Ausdruck. Und im Realen läßt er ja Mephisto den Sieg, um den dieser bloß im Irrealen geprellt wird. Wer kann heute noch mit gutem Gewissen einen Aussagesatz zustande bringen? Ich, mit schlechtem Gewissen. Mit zunehmendem Alter lässt sich nichts Gewisses mehr aussagen als eben der Satz, dass sich nichts Gewisses mehr aussagen lässt. Der Teufel sitzt unter der Haut. Die Liebe hat viele Gesichter. Eines davon ist dem Tod zugewendert. Monika Vasik Bestimmte Moral menschliches Vorgehen, könnten wir nach Hitler nicht weiterleben. Begangenes Unrecht, selbst das entsetzlichste, wird leicht oder nicht allzuschwer verdaut. Hoffnung - ein euphemistisches Wort. Gerechtigkeit ein zweites. Friede ein drittes. Was wir nicht wissen, weiß die Sprache. Was wir zu wissen vermeinen, weiß die Sprache besser. Das Farbige der Träume verblaßt in der Schrift. Die Vollkommenbheit ist zu vollkommen. Das Vollkommene ist undialektisch, dialoglos. Die Vollkommenheit gehört in den neunten Kreis des Inferno zu den Verrätern, in den Cocytus. Und doch muss es ein Aufhören geben. So höre ich jetzt auf. Schreiben hält wach. endlosigkeiten wie man existieren könnte anderswo mit hab und gut sah man auf den bildschirmen plötzliche optionen ins blaue wie schön würde ein tag könnte tag für tag sein wer wusste was weiß man vom gehen vom atmen unter anderen bedingungen fern zu vieler zertrümmerter kindheiten zeltstädte sind kein guter ort fürs ankommen für das windige jedes glücks denn hier passiert nichts am vormittag nichts nachmittags nichts an den gleichförmigen abenden und nachts ohne ausblick ohne hoffnungen nur das zerkauen der überbordenden schlaflosigkeit womit wird man ein neues haus bauen mit den kieseln vom wegrand die taschen voller staub ohne tröstungen unterwegs liegt kein anfang in der hinterlassenschaft der vielen verlorenen bleibt nichts zum festhalten die alten schatten taugen nicht mehr sie stapfen mit jedem schritt mit niemandsmüll es sind keine steine die globusaufwärts ins rollen kamen vorbei an eilig sich schließenden fenstern und türen wo lichter angehen leuchten die farben anders durch die vorhänge eine behagliche katze liegt auf der fensterbank ihre pfote an der scheibe wie zum gruß sonst keinerlei regungen sichtbar nichts was ablenkt während hier draußen die nebel klirren ein unbestimmtes weinen zwischen dem krächzen der krähen dein handy ein paar worte reisen von dort zu dir dein blick strahlt augenblicklich himmelwärts vom grauen erzählst du wenig vom unermesslichen nichts unter dem trug der erschöpfung jetzt nur mehr mit einem halben mantel im gepäck November 2018 49