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den Geschmack gebracht werden. Es muss mit Schlagwörtern unter Begleitung einer ungezügelten Frechheit soweit gebracht werden, dass es nichts Widriges mehr daran findet, sich an Brutalitäten und Grausamkeiten zu begeilen. Und schließlich zu beteiligen. Faschismus vollzieht dies, indem er Angst und Bedrohung aufbaut, Hass schürt, Sündenböcke aufzeigt, enthumanisiert und zum Abschuss freigibt. Sobald dies erreicht wurde, kann nach und nach an der Schraube gedreht werden, vom Türen- und Fenstereinschlagen bis zur Auslöschung der Gegner. Die Hetzjagden in Chemnitz sind ein Vorgeschmack des Kommenden. Auch dieser Schritt wurde und wird getestet. Hierzulande, in den USA, in den meisten Ländern Europas. Linke, „Gutmenschen“, Ausländer, Roma und Sinti sind die Zielgruppen, die Punzierten. Der rechtsextreme Innenminister Italiens, Matteo Salvini, führt dies nicht nuran den Flüchtlingen und Migranten vor, sondern er schlug auch vor, die Roma registrieren zu lassen; ist dies einmal geschehen, werden sich schon Bluthunde finden: Von anonymen Tätern sei diese und jener erschlagen, erstochen, erschossen worden — wird es dann heißen. Und getestet wurde von Trump: Lasst sehen, wie meine Fans auf Babys in Käfigen reagieren. Die Bilder von Ertrunkenen, von Kleinkindern, die von ihren Eltern getrennt sich aus Verzweiflung ihre Seelen aus dem Leib schreien, sind Test-Bilder. Faschismus bediente und bedient sich der Bilder. Und er liebte und liebt Experimente. Die Türkis-Blaue Regierung testet und experimentiert Tag für Tag. Wir erinnern uns: Wir werden uns noch wundern, was alles möglich sein wird.! Der allgegenwartige rechtsextreme Wahn — auch aus den verfanglichen Ablagerungen des Netzes — sind in den Parlamenten angekommen. Rechtsextreme Parteien werden weltweit Peter Paul Wiplinger bestarkt durch eine affirmative Parallelstruktur aus Verschwörungstheorien, Desinformationskampagnen und Hass-Postings. Sie provozieren, diskriminieren und mobilisieren. Jeden Tag wird ein Schäuferl nachgelegt. Längst hat man sich hierzulande auf die sozialen und zivilisatorischen Errungenschaften der Zweiten Republik eingeschossen. Auf ihre sozialen Institutionen, aber auch auf die Menschenrechte und Werte wie respektvoller Umgang mit dem Nächsten, auch wenn diese oder dieser anders aussieht und anderer Meinung ist. Zu helfen, solidarisch oder karitativ zu wirken, wird denunziert, Begriffe wie „Gutmensch“ und „links-links“ wurden getestet, sind längst Schimpfwörter geworden. Heißt, unausgesprochen, der „Schlechtmensch“ ist en vogue. Politiker vom rechten Rand wie Udo Landbauer, Innenminister Herbert Kickl und Vizekanzler H.C. Strache betrachten (noch) das Strafrecht als einzigen Maßstab für politische Verantwortung. Dass es auch eine moralische gibt, ist Schnee von gestern. Wenn nun auch Gesetze so geändert werden, dass eine faschistische respektive nationalsozialistische Gesinnung sowie Taten, die dieser folgen, nicht mehr sanktioniert werden können — Bestrebungen dazu gibt es in ganz Europa -, ist es aus mit einer Politik, die als Grundlage für ihre Entscheidungen die Deklaration der Menschenrechte anerkennt. Die Medien, nicht nur die sogenannten sozialen - ich erlaube mir seit Jahren, diese als asozial zu bezeichnen — ziehen mit. Gratiszeitungen, der Boulevard, jedoch nicht nur dieser?, forcieren ein manichäisches Weltbild, sind ein einziger Abgrund. Millionen von US-Amerikanern und Europäern werden tagtäglich indoktriniert, „lernen“, das Undenkbare zu denken. Der Test geht weiter, die Resultate werden analysiert, die Methoden perfektioniert, die Botschaft geschärft und zugespitzt. Taten können folgen.’ Ansprache in Haslach an der Mühl, 15.8.2014 Ich spreche heute zu Euch als Haslacher, der ich — trotz meines Wohnortes Wien seit mehr als 50 Jahren und meiner Aufenthalte in vielen Ländern und Städten Europas — bis heute geblieben bin. Kein Ort hat mich so geprägt und mit keinem anderen Ort bin ich so engund untrennbar verbunden wie mit meinem Heimatort Haslach. Und so habe ich vor mehr als einem Jahrzehnt auch viele meiner Erinnerungen an Ereignisse und Menschen in Haslach, an das Leben damals und hier, in meinem Buch mit dem Titel „Lebensbilder“ niedergeschrieben. Ich habe meine Begegnungen mit verschiedenen Personen aus meiner Kindheit und Jugend und meine Beziehungen zu ihnen geschildert, indem ich mich ihrer erinnert habe. Und da fiel mir unter anderem der „Schopper-Loisl“ ein, den vielleicht einige von Euch noch gekannt haben, und ich habe auch über ihn eine Geschichte geschrieben. Diese habe ich bei einer Lesung in Salzburg vorgetragen. Nach der Veranstaltung kam eine Dame auf mich zu und sagte: „Sie werden mich nicht kennen, ich bin eine der sieben Töchter des Haslacher Gemeindearztes Dr. Kaufmann. Und ich habe den Schopper-Loisl auch gekannt.“ Und fügte dann hinzu: „Ich habe meinen Vater nur einmal in seinem Leben weinen gesehen; das war, als er vom Krankenhaus Engerwitzdorf, September 2018 Richard Wall schreibt Lyrik, Essays und erzählerische Prosa, zwischendurch entstehen Collagen, Malereien und Zeichnungen. Zuletzt erschienen: Fränkische Momente. Wege — Orte — Personen (gemeinsam mit Klaus Gasseleder. Erlangen: Wildleser Verlag 2018). Anmerkungen 1 Das Originalzitat stammt von dem Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer: „Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist!“ - Und der derzeitige Vizekanzler meinte in einer Rede vor dem Nationalfeiertag 2016, „mittelfristig“ sei ein „Bürgerkrieg nicht unwahrscheinlich“. 2 Die Indoktrinierung von Printmedien ä la Oberösterreichische Nachrichten, die von sich behaupten, Qualitätszeitungen zu sein, sind nicht weniger problematisch. Mit dem Anspruch der Seriosität bereiteten sie mit dem ständigen Miesmachen des Sozialstaates und ihrer tragenden Säulen den Boden auf für die FPÖ und den Rechtsruck. 3 Beispielsweise in Chemnitz. Nach der entschieden zu verurteilenden Tötung eines Deutschen durch Messerstiche (tatverdächtig zwei Flüchtlinge aus Irak und Syrien), organisierten sich Rechtsradikale zu einer Hetzjagd auf „Ausländer“ und Personen mit dunklerer Hautfarbe; diese Ausschreitungen sind dokumentiert; dennoch behauptete der Chef des deutschen Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), HansGeorg Maaßen, es lägen keine „belastbaren“ Informationen vor, dass „Hetzjagden stattgefunden“ hätten. Ist der BfV auf einem Auge blind? Ist es ein Zufall, dass die rechtsextreme Terrorgruppe NSU unentdeckt morden konnte? (das übrigens mein Vater als Bürgermeister in den Dreißigerjahren errichten hatte lassen) nach Hause kam, nachdem er zusehen hatte müssen, wie man einige Personen, die als Hilfskräfte im Krankenhaus Haslach gearbeitet haben, abgeholt und in einem kleinen dunkelgrünen Bus mit zugemalten Fensterscheiben weggebracht hat. Mein Vater hat gewußt wohin: nach der berüchtigten Irrenanstalt Niedernhart in Linz. Und da hat mein Vater geweint und gesagt: „Daß Menschen anderen Menschen so etwas antun können...!“ Dieses kurze Gespräch mit der Schilderung des soeben Gesagten hat mich tief getroffen, ja verstört, dann aber auch motiviert. Denn November 2018 73