307 Gerti Schindel (1913 — 2018), schon als Jugendliche KPÖ-Mitglied,
emigrierte Anfang der 1930er Jahre in die Sowjetunion, kehrte Anfang 1934
zurück, wurde 1937 zur Transportorganisation für österreichische Spanien¬
kämpfer nach Paris geschickt, war von Juli 1940 bis Mai 1942 in Südfrank¬
reich im Widerstand tätig. 1943 kehrte sie mit ihrem Lebensgefahrten René
Hajek nach Österreich zurück, getarnt als französische Fremdarbeiterin.
1944 enttarnt und von der Gestapo verhaftet, kam Schindel nach Auschwitz,
1945 in das Frauen-KZ Ravensbrück, von wo sie nach Schweden evakuiert
wurde. Kehrte noch 1945 nach Wien zurück. Ihr 1944 geborener Sohn, der
spätere Schriftsteller Robert Schindel, überlebte in einem NS-Kinderheim.
308 Hier ist anzumerken, dass sowohl Harry Spiegel in Marseille als auch
Josef Friedler in Lyon dennoch als Dolmetscher arbeiteten.
309 Als „Gestapo francaise“ oder „Carlingue“ wurden die französischen
Hilfskräfte bezeichnet, die zwischen 1941 und 1944 für die Gestapo tätig
waren. Auch Kriminelle wurden rekrutiert, die Zahlen gehen von 6.000
Agenten und bis zu 24.000 InformantInnen aus. Nach der Befreiung wurden
viele von ihnen zum Tode verurteilt und hingerichtet.
310 Untergrundzeitung der Kommunisten im Rahmen der Iravail Allemand,
herausgegeben November 1942 bis mindestens März 1944.
311 Untergrundzeitung der Kommunisten im Rahmen der Iravail Allemand,
herausgegeben September 1941 bis mindestens September 1943, mit gleichem
Titel wie eine offizielle Frontzeitung, die von Dezember 1940 bis August
1944 erschien. Österreichische WiderstandskämpferInnen waren an beiden
Untergrundzeitungen als AutorInnen maßgeblich beteiligt. Dank an Daniel
Schuler vom Deutschen Bundesarchiv, Abt. Militärarchiv.
312 Untergrundzeitung speziell für Österreicher in der Wehrmacht, heraus¬
gegeben ab Herbst 1942.
313 Zu Harry Spiegel siche den Beitrag von Irene Spiegel.
314 Die Angaben zu diesem Hotel sind zu dürftig, als dass es eruiert werden
konnte.
315 Josef Friedler stellte sich zur selben Zeit, im Frühjahr 1943, einfach am
Flugplatz von Lyon persönlich vor und wurde unverzüglich vom technischen
Inspektor empfangen.
316 Dr. Karl Haertl war nach dem Krieg 1945 und 1953 Ministerialober¬
kommissär und Leiter der Abteilung 7 Allgemeine Hochschulangelegenheiten
u.a., 1959 Leiter der Bundestheaterverwaltung, 1966-1971 Ministerialrat/
Sektionschef im Bildungsministerium, 1977 wurde er pensioniert.
317 Militärbeamter des gehobenen Dienstes im Ofhiziersrang, der sich um
die Geschäfte der Heeresverwaltung kümmerte.
318 Militärischer Geheimdienst in der Wehrmacht.
319 Kein gängiger Begriff; Stein meint vermutlich haute couture
320 Offenbar ein als unverfänglich eingeschätzter „Scheinberuf“ — Stein
kannte das Fach, aber auch Josef Friedler, der keine Ahnung von diesem
Gewerbe hatte, gab sich als Textilkaufmann aus.
321 Militärbeamter des gehobenen Dienstes im Offiziersrang, zuständig für
die Geschäfte der Heeresverwaltung.
322 Höchstwahrscheinlich das heutige Wilhelm Exner-Haus der Universität
für Bodenkultur, bis 1939 Spital der Wiener Kaufmannschaft, danach von
der Stadt Wien an die deutsche Luftwaffe vermietet, die es als Lazarett nutzte.
Dank an Doris Weis vom Bezirksmuseum XVIII und an Tarik Gaafar von
der Universitatsbibliothek der Universitat fiir Bodenkultur.
323 Die Linie 40 folgte von 19.03.1907 bis 13.11.1960 folgender Stre¬
ckenführung: Börseplatz — Peregringasse — Kolingasse — Liechtensteinstraße
— Alserbachstraße - Sechsschimmelgasse — Gürtel — Sternwartestraße — Gym¬
nasiumstraße — Hasenauerstraße — Gregor Mendel Straße - Linnéplatz, Tiir¬
kenschanzpark. Dank an Elisabeth Portele vom Wiener Straßenbahnmuseum.
324 Französisch für „Durchreisender“.
325 Stelle im einfachen Dienst der Wehrmacht, Rang eines Stabsgefreiten,
Depotverwalter, nur Volksschulabschluss nötig.
326 Dieser deutsche Resistant konnte nicht identifiziert werden.
327 Sektionschef war Haertl 1966 bis 1977, etwa in diesem Zeitraum ist
die Entstehung von Steins Erinnerungen anzusetzen.
328 Am 18. März 1939 erschoss Johann Wechnosky (auch als Blenovsky,
Blcnofsky bezeichnet) am Jugendgericht in der Rüdengasse in Wien Lan¬
desgerichtsrat Dr. Othmar Crammer und verletzte Dr. Haertl schwer. Er
hatte, so die Presse, nach der Scheidung sein Kind zunächst behalten dürfen,
danach war es ihm jedoch abgenommen worden, seine Versuche, Richter
Crammer dazu zu bewegen, diese Entscheidung zu widerrufen, schlugen
fehl — das Tatmotiv. Siehe u.a. Völkischer Beobachter, 19.3.1939, S. 14;
Vorarlberger Tagblatt, Das Kleine Volksblatt, Illustrierte Kronen-Zeitung,
jeweils 20.3.1939, S. 4; Der Montag, 20.3.1939, S. 3, Salzburger Volksblatt,
20.3.1939, S. 6; Der Landbote, 25.3.1939, S. 29; Das Kleine Volksblatt,
26.3.1939.
329 Fiktive, naiv-begriffsstutzige Wiener Witzfigur, entstanden in der Spät¬
phase der Monarchie, um 1900, sehr populär v.a. in den 1950er Jahren.
330 Stein meint „Kommisskopf“, abwertender Ausdruck für einen einge¬
fleischten Soldaten und sturen, humorlosen Befehlsempfänger. Der Ausdruck
„Kommisknopf“ war jedoch auch verbreitet und wurde u. a. von Franz Werfel
in seiner Novelle „Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig“ verwendet.
331 In Jaroslav Haseks Schelmenroman „Der brave Soldat Schwejk“, ver¬
fasst 1920-1923, überlebt die Titelfigur mit List, Witz und Chuzpe den
Ersten Weltkrieg.
332 Im Juli 1943 landeten britische und US-Truppen auf Sizilien. Der
faschistische Großrat verabschiedete die Resolution, König Vittorio Ema¬
nuele III. zu empfehlen, Mussolini den Oberbefehl über die Streitkräfte zu
entziehen. Der König setzte Mussolini auch als Ministerpräsidenten ab,
sein Nachfolger Pietro Badoglio begann umgehend mit Verhandlungen,
am 3. September 1943 wurde der Waffenstillstand zwischen dem König¬
reich Italien und den USA bzw. Großbritannien unterzeichnet und am 8.
September bekanntgegeben.
333 Der Kampfesgruß mit geballter Faust stammt aus den Arbeiterbewe¬
gungen des 19. Jahrhunderts und wurde später zum sozialistisch-revolu¬
tionären Gruß.
334 Selbstverletzungen galten in der Wehrmacht als Gefahr für die Kampf¬
moral und Einsatzfähigkeit der Truppen und wurden daher streng geahndet.
10.000 Soldaten wurden verurteilt, mehr als die Hälfte von ihnen zum Tode.
Vgl. Martin Humburg: Feldpostbriefe von Wehrmachtssoldaten aus der
Sowjetunion 1941-1944. Wiesbaden 2013, 112.
335 Diese Wochenzeitung erschien von März 1940 bis April 1945 sonntags;
mit einer Auflage von 1,4 Millionen Exemplaren hatte sie eine Netto-Reich¬
weite von 15 Millionen LeserInnen.
336 Den Decknamen „Lucien“ hatten Josef Litwak, Jahrgang 1899, und
Oskar Grossmann, Jahrgang 1903 - beide die Altersklasse von Walter Stein
und daher zu alt, um dieser „junge Genosse“ Lucien sein zu können.
337 „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ ist die deutsche Nachdichtung eines
russischen Arbeiterlieds von Leonid Petrowitsch Radin 1895/96; die Melodie
basiert auf einem Studentenlied.
338 Das Nationalkomitee Freies Deutschland war ein Zusammenschluss
kriegsgefangener deutscher Soldaten mit kommunistischen deutschen Flücht¬
lingen mit dem Ziel der Bekämpfung des Nationalsozialismus. 1943 in der
Sowjetunion gegründet, bestand es bis 1945.
339 Gemeinde im Département Aveyron, Region Okzitanien.
340 Frz. Cévennes, siidéstlichster Teil des französischen Massif Central/
Zentralmassivs.
341 Stadt im Departement He£rault, Region Okzitanien, nahe dem Massif
Central.
342 Mädchen und junge Frauen, die für die Wehrmacht arbeiteten. Sie
wurden in Deutschland und teilweise auch in besetzten Gebieten eingesetzt,
leisteten militärische Hilfsdienste, waren militärischen Vorgesetzten unterstellt
und arbeiteten unter den Bestimmungen des Militärrechts.
343 Höchster Rang der Unteroffiziere mit Portepee (Faustriemen als Stan¬
desabzeichen).
344 Straße im Zentrum von Marseille.
345 Dieser Radioapparat wurde im Auftrag von Reichspropagandaleiter
Joseph Goebbels entwickelt, ab 1933 mussten ihn alle Hersteller verpflichtend
produzieren. Durch seinen günstigen Preis war er ein wichtiges Propaganda¬
instrument.
346 Heeresbeamter im Rang eines Hauptmanns.
347 Stadt in Ostpolen, 1944/45 kurzfristig polnische Hauptstadt.
348 Dazu Prof. Peter Steiner vom Heeresgeschichtlichen Museum, per mail,
14.6.2019: „Mit ziemlicher Sicherheit ist damit die sogenannte ‚Bergmütze‘
gemeint. Diese ist urtypisch österreichisch und war in der deutschen Wehr¬
macht beim Heer und der Luftwaffe eingeführt. Da manche Österreicher
das Iragen der typisch deutschen ‚Tellerkappe‘ ablehnten und lieber zur
Bergmütze griffen, scheint dies der Aussage zu Grunde zu liegen.“
349 Stein meint wohl den Arzt der H.U.V. bzw. einer anderen militärischen
Einheit in Marseille.
350 Der „Andreas Hofer-Bund“ wurde 1939 nach Abschluss des deutsch-ita¬
lienischen Umsiedlungsabkommens („Option“) für Südtirol gegründet und