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Verrichtungen und Verfahrensfragen zeitlich und räumlich eingeengt. Dass die Richterin von der, wie gesagt, als stumpfe dunkle Macht durch die Tage sich voranschiebenden Handlung zuletzt aus Ihrer Befindlichkeit gedrängt wird zu einer Entscheidung für Lisa Emanuely Menschenfresserwelt „Ihr müsst lernen, dass die Zukunft für Menschenfresser keinen Platz hat...“ (Lu Xun) Fehlleistung. Im Budget wird der Zusatz „in Millionen“ hinter der Zahl des Ausgabenbudgets vergessen. Der Fehler wird kurz vor Beschluss von der Opposition entdeckt und so verhindert, dass die ÖsterreicherInnen mit 102.389 Euro ihr Auskommen finden müssen. Die 102 Milliarden Euro fanden also doch noch Eingang in das diesjährige Budget. Das können die Budgetgestalter, die sich in ihren rhetorischen Choregografien gefallen, nicht vertragen, wenn sich ihre Austeritätsbestrebungen auf nicht geplante Weise mitteilen. Die Fehlleistung legt nahe: Man will eigentlich nicht wirklich mit dem Geld rausrücken. Die bürokratischen Hürden sind derart bein- bis genickbrecherisch für Viele, das Geld versprochen, aber weit weg, der Weg bereits lange und das Licht am Ende des Corona-Tunnels noch nicht ansatzweise sichtbar. Man will weder den Nachbarlandern mit Geldzahlungen helfen noch will man die in Osterreich lebenden Menschen unmittelbar unterstiitzen. Denn unmittelbar war schon. Der Zug ist abgefahren. Viele Menschen sind schon desastrés im Stich gelassen worden. Und es sieht kaum nach Besserung aus. Die Finanz und Wirtschaft sind in neoliberaler Hand und da will man virologische Uberlegungen nur bedingt laut werden lassen. Denn diese sind erniichternd. Das Aufeinandertreffen vieler Menschen in geschlossenen Räumen ist unabdingbar, um Gewinn lukrierend im Handel, in der Touristik und in der Gastronomie agieren zu können. Aber das interessiert den Virus wenig. Der ist da. Er wird wirtschaftlichen Manövern nicht weichen. Er wird sich, da Wirtschaftsbelebungsversuche und Virusverdrossenheit derzeit tonangebend sind, schr wahrscheinlich wieder ins Zentrum setzen. Selbstverantwortung. Nachdem zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen sogar Parks gesperrt wurden, ist nun in einigen Tagen so ziemlich alles wieder möglich und es wird das „zurück in die Normalität“ per Pressekonferenzen als Leitfaden ausgegeben. Die niedrigen Fallzahlen werden ins Treffen geführt. Wenig hört man von Dispersion, von Aerosolen, von hochpotenter Innenraum-Übertragung und Super-Spreading-Events. Jetzt ist auch Sommer. Das Leben spielt sich häufig im Freien ab. Und wenn es doch in den letzten Wochen in den Innenraum ging, so trugen wir Masken. Diese erzählen uns von einer wesentlichen Begebenheit in der Pandemie. Das Einschränken von Sozialkontakten wie auch das Maskentragen dient in erster Linie dem Schutz der anderen. Die Masken sollen jetzt wieder an vielen Stellen entfallen. Nicht nur im Schulbereich, wo es naheliegend ist. Denn die Zumutbarkeit und Unzumutbarkeit gerade bei ganz jungen und ganz alten Menschen sind ein wichtiges Thema. Christian Drosten, einer der im deutschsprachigen Raum führenden Virologen, Leiter der Virologie an der Berliner Charite, der an SARS-CoV-2 forscht, geht davon aus, dass das Tragen von Masken durchaus präventiven Nutzen hat; die Virenlast, die vor allem durch Aerosole ein Handeln, ein selbst Partei werden, das macht die Dramatik des Romans aus, der den Leser durch viele präzise ineinandergreifende Details und plastische Schilderungen an der Leine hält. K.K. anzunehmen ist, verringert. Mit Maske ist jedenfalls besser als ohne Maske, lässt sich aus seinen Ausführungen schlussfolgern. Nun werden also in einigen Tagen die Masken in vielen Innenbereichen passe sein. Die Vermutung liegt nahe, dass man an den Masken schraubt, um die Kauflust zurückzugewinnen. Die maskentragenden Menschen haben bislang kaum spendablen Einkaufsbummeln gefrönt. Wie freudvoll es sich in Corona-Zeiten shoppt, wenn viele Menschen kaum noch über Geld verfügen, mit Einkommensunsicherheiten zu tun haben und immer noch wenig oder keine Gelder aus den Härtefonds bekommen haben, ist fraglich. Die Hotellerie fragt sich wiederum, wie sie damit umgehen wird, wenn MitarbeiterInnen, die regelmäßig getestet werden, ein positives Corona-Ergebnis aufweisen. Wenn man Christian Drosten zuhört, ist hier die Sache relativ klar, denn alle Menschen — also Gäste wie auch weitere MitarbeiterInnen des Betriebs wären in so einem Fall sofort unter Quarantäne zu stellen. Für Testungen ist dann bereits keine Zeit mehr. Es muss dann schnell gehen. Der Virus war allerdings schon schneller und Aufholmanöver sind schwierig, wenn viele „Super-Spreading-Events“ stattfinden. Nun dürfen wir hier in Österreich - Gnade der Regierung - die wie benevolente Eltern, die die Kinder lang genug im Hausarrest belassen haben, jetzt wieder ganz viel. Aber Obacht: Selbstverantwortung nicht vergessen! Die vergangenen Monate und Wochen haben allerdings eindrucksvoll gezeigt, dass es nicht an erster Stelle um die individuelle Ansteckungsgefahr geht. Es geht um mehr als um die Selbstverantwortung und den Einzelnen. Es geht um uns Viele. Grenzübergreifend. Das Signal der Selbstverantwortung lenkt den Blick der Menschen auf die eigene Nasenspitze - dank Wegfall des Mund-Nasen-Schutzes endlich wieder zu erblicken — und lässt vergessen, dass der plakative Slogan „Stay home, save lives“ sich vor einigen Wochen noch so gut angefühlt hat. Es geht jetzt nicht mehr darum zu Hause zu bleiben. Auch nicht mehr darum die Schulen und Kindergärten zu schließen. Da gibt es ein ExpertInnen-Unisono, das sogar den Sommer überdauern kann. Wohl geht es darum Normalitätsbestrebungen und Sehnsiichte nach einer „neuen Normalität“ behutsam zu behandeln, weil sie von Befindlichkeiten erzählen, die wir alle haben, die aber den Erfordernissen dieser Zeit nicht gerecht werden können. Neue Ausnahmesituation wäre wohl der treffendere Begriff und die Mitverantwortlichkeit ein Wort, das diesem von viel Blau und Schwarz und Türkis gezeichnetem Land sowieso auch Corona unabhängig gut tun würde. Die Mitverantwortlichkeit bräuchte intelligente, mutige Taten. Taten, die diese Regierung mit nur leichtem Grünstich leider noch nicht einmal ansatzweise erkennen lässt. Es bedarf vor allem eines monetären Niederschlags. Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle, eine Besteuerung Vermögender (um es bekömmlicher zu machen, könnte man solche Maßnahmen an die Krise knüpfen und danach Resume ziehen) wäre ein unmittelbarer Befreiungsschlag, der die Wirtschaft retten könnte, der Eltern und ihre Kinder, die im Herbst September 2020 81