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Wir werden darauf fest lossparen und in einigen Jahren so weit sein, um an einen Ankauf zu denken. (a.2.0.). So weit kam es aber nicht. Denn als die Tochter Martha Mitte der 1940er Jahre nach Buenos Aires zog und dort einen Österreicher heiratete, zogen auch die Eltern dorthin. Doch Dr. Herz war in der Großstadt höchst unglücklich. So zog er nach einigen Jahren mit seiner Frau zurück nach Misiones. Doch mittlerweile hatte sich dort ein argentinischer Arzt niedergelassen, wodurch ihm die Ausübung der ärztlichen Tätigkeit ein zweites Mal in seinem Leben untersagt war. Daher zog das Ehepaar Dr. Herz nun in das Dorf Colonia Martires, das eine kleine Ansiedlung mitten im Dschungel war, ohne Strom und ohne Wasserleitung. Dort führte er ein sehr hartes Leben, das für ihn aber sehr erfüllend war. Everybody loved him and he was able to practice medicine until the age of 80 and help a lot of people who even travelled long distances to see the „doctor gringo“. (Jeder liebte ihn und er war imstande seine ärztliche Tätigkeit auszuüben, bis er 80 Jahre alt war. Und er half einer Menge von Leuten, die sogar weite Strecken zurücklegten, um den „Doktor Gringo“ aufzusuchen. E-mail von Andres Iorn an den Verfasser v. 1.11.2018). Als Juan Perön im Juni 1946 argentinischer Präsident wurde, gelang es einem großen Teil der NS-Prominenz auf den sogenannten „Rattenlinien“ die Flucht nach Argentinien anzutreten. Sie bildeten dort den „Dürer-Kreis“ in der Hoffnung, in Deutschland wieder eine NS-Herrschaft aufzubauen. Zu ihnen gehörte Josef Mengele, der berüchtigte Arzt des NS-Vernichtungslagers Auschwitz sowie Hans-Ulrich Rudel, höchstdekorierter Fliegeroffizier der deutschen Wehrmacht, der in Buenos Aires eine Hilfseinrichtung für NS-Kriegsverbrecher gründete und sich zum erfolgreichen Waftenlieferanten für südamerikanische Militärdiktaturen entwickelte. Auch Adolf Eichmann, Otto Skorzeny, der Mussolini-Befreier, Ludolfvon Alvensleben, Hauptverantwortlicher für das Massaker von Piasnica, Erich Priebke, verantwortlich für das Massaker von 335 Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen, Walter Rauff, Erfinder des Gaswagens, zählten zu dem „erlauchten“ und von dem argentinisch-deutschen Geschäftsmann Rodolfo Freude finanziell und beruflich unterstützten Kreis. Von einer solchen Unterstützung konnte der jüdische Arzt Dr. Herz in einem Land, das den katholisch-faschistischen „el lider“ (der Führer) Juan Perön und seine hübsche Frau Evita gottgleich verehrte, nur träumen. Die materielle Lage der Familie des Arztes blieb stets äußerst prekär. Von seinem Vater hatte Dr. Herz die Liebe zur Astronomie übernommen und erwies sich in seiner Freizeit als Amateur-Astronom. Daher liebte er es, seine Enkel die Konstellation der Sterne zu lehren. Im Jahr 1971 erkrankte er an Prostatakrebs und übersiedelte nach Posadas, der Hauptstadt der Provinz Misiones im Norden Argentiniens, wo er 1973 starb. Seine Frau starb ein paar Jahre später. Die Person Dr. Theodor Herz ist im Pinzgau weitestgehend in Vergessenheit geraten. Von seinem weiteren Lebensweg in Argentinien wusste man rein gar nichts. Erst anlässlich ihres 90. Geburtstages bat die Heimatdichterin Barbara Höllwerth-Rettenbacher ihre Nichte Waltraud Fox-Wallner, Nachforschungen über den aus der Heimat so schändlich vertriebenen Piesendorfer Arzt anzustellen, was diese auch mit großem Eifer betrieb. Mit Hilfe des Schriftstellers Erich Hackl konnte sie herausfinden, dass es mit Andres Torn und dessen Tochter Luli Torn noch Nachfahren gibt, die ihr nun bereitwillig Auskunft über das Schicksals der Familie Herz in Argentinien lieferten. So konnte mehr Licht in das Leben und die verzweifelten Versuche eines Arztes, in seinem erzwungenen neuen Heimatland Argentinien Fuß zu fassen und seinem ärztlichen Beruf nachgehen zu können, geworfen werden. Im „Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus“ konnte der Verfasser herausfinden, dass der Besitz des Dr. Herz in Piesendorf als „Vermögensverfall“ an die Finanzlandesdirektion (geschätzter Wert: 906 Reichsmark) abgetreten wurde. In der Regel erhielten eingefleischte Parteigenossen die Besitztümer von Juden zu einem Spottpreis. Literatur- und Quellenangaben Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus: Dr. Theodor Herz. Abgerufen am 22.11.2018. E-mail-Verkehr von Frau Waltraud Fox-Wallner mit Luli und Andres Torn zw. 30.10. und 3.11.2018 E-mail von Andres Torn an den Verfasser v. 1.11.2018. E-mail-Verkehr von Frau Waltraud Fox-Wallner mit Erich Hackl zw. 24.10. und 30.10.2018. August Rettenbacher: Dr. Theodor Herz, praktischer Arzt in Piesendorf. In: Pinzgauer Post v. 9.9.1992. Schreiben des Amtes der Salzburger Landesregierung betr. Unterlagen über Juden im Pinzgau v. 25.2.1992. Schreiben des Magistrats der Stadt Wien v. 12.12.1991. Max Effenberger: Heimatbuch Piesendorf. Piesendorf. Brief der Frau Rosa Herz an Frau Egger v. 16.1. 1940. Brief an „Mein liebes Poldili“ v. 16.1. 1940. I carry] ARBEIT — BEWEGUNG — GESCHICHTE widmet sich der Geschichte von Arbeit und Arbeiterbewegungen in Deutschland und der | Welt. Die Zeitschrift präsentiert Aufsätze, biografische Skizzen, Dok ite und Disk reicht von der Global Labour History bis hin zur Regional- und Allpektrum | beiträge. Das Th tagsgeschichte, vom Frühsozialismus bis zur Neuen Linken. Soziale Bewegungen, Arbeiterparteien und Gewerkschaften sind | ebenso Thema wie die Geschichte des Staatssozialismus. Ein umfangreicher Rezensionsteil sowie Tagungsberichte runden jedes | Heft ab. ARBEIT — BEWEGUNG — GESCHICHTE erscheint dreimal jährlich Januar, Mai und September) im Berliner | Metropol Verlag. ISSN: 2366-2387 - Einzelheft: 14,— Euro, zzgl. Porto - Jahresabonnement (3 Hefte): 35 € | (Ausland 45 €) einschl. Porto - Bestellungen an den Metropol Verlag: veitl@metropol-verlag.de www.arbeiterbewegung-jahrbuch.de - www.metropol-verlag.de LC SE Se Ee Se OO OO OC SO September 2020 85