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der politischen Tätigkeit der Emigration ausgegeben, ohne im
Land selber der Opposition zu helfen. Dadurch wurde einerseits
vielfach nur die spalterische Tätigkeit mancher Emigranten¬
gruppen gefördert und die innere Einigung geradezu behindert,
andererseits wertvolle Zeit vergeudet, besonders in den letzten
Monaten des Jahres 1973, während derer es einer geeinigten
Opposition, der genügend Mittel für ein massives Auftreten zur
Verfügung gestanden hätten, zweifellos möglich gewesen wäre,
mehr Initiative zu ergreifen, anstatt sie zur Gänze den Generä¬
len des letzten Putsches zu überlassen. / Da die Unterstützung
der Emigration — abgesehen von den Ostblockändern und den
entsprechenden kommunistischen Parteien des Westens — durch¬
gehend von den sozialistischen Partien Europas und der SI erfolgt
ist, sind auch die seit 1970 wiederholt vorgebrachten und immer
dringlichen Bitten um finanzielle Unterstützung der Opposition
an die sozialistischen Parteien und an die SI gerichtet gewesen.
Es mag sein, dass die ständige Verzögerung, diesen Bitten zu
entsprechen, nicht nur in den bürokratischen Schwierigkeiten
begründet waren, sondern auch in der Überlegung, dass ein
sich organisierender Widerstand selbst in der Lage sein müsste,
wenigstens bescheidene Mittel aufzubringen. / Es kann sein,
dass zu solchen Überlegungen das Beispiel der Widerstands¬
bewegungen der sozialistischen Parteien in Österreich in der
Systemzeit und in Deutschland während der NS-Herrschaft
Anlass gegeben hat. Dazu muss gesagt werden, dass in beiden
Fällen die Diktaturen eine bereits hochentwickelte Partei- und
Gewerkschaftsorganisation betroffen haben, die durchaus in
der Lage waren, sich auch im Untergrund wenigstens minimal
auf den Beinen zu halten (allerdings, wie die Geschichte lehrt,
ohne besonderen Erfolg). Dass in Griechenland nur die kom¬
munistische Partei eine gewisse Organisation gehabt hat, dass
es weder eine echte Gewerkschaftsbewegung noch eine gemä¬
Bigte Arbeiterpartei gegeben hat, scheint im Zusammenhang
der absoluten Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung
der Opposition geflissentlich übersehen worden zu sein. Wenn
man sich über die Aspekte Rechenschaft gibt —- durchaus auch
im Lichte historischer Parallelen der Zwischenkriegszeit und
des Zweiten Weltkrieges, da echte internationale Solidarität
vielleicht manches hätte verhindern helfen können — muss man
sagen, dass die ständige Verzögerung aktiver Hilfe gegenüber
der Opposition in Griechenland geradezu ein Verbrechen war,
weil es das Land nunmehr in das Chaos und nicht mehr in die
Arme des Kommunismus, der selbst als wohletablierte Kraft im
internationalen Kräftespiel wirksam ist, sondern eben in das Spiel
unkontrollierter Kräfte treibt, deren Wirksamkeit nur unendliches
Leiden des griechischen Volkes bedeutet, aber keineswegs einer
politisch konstruktiven Entwicklung dient, sei es auch um den
Preis revolutionärer Entwicklungen und der damit verbundenen
Opfer. Dazu ist das Land einerseits zu klein, andererseits zu sehr
in die Großmachtinteressen verwickelt.“”®

In einem Briefan die Witwe Menachem Bargils 1977 drückt
Gyömörey seine Bewunderung für Hertha Firnberg aus und bittet
um Hilfe für den in Athen in Not geratenen Botschaftsrat Dr.
Horst Mezei, weiter heißt es: „Sie, wie die Frau Minister und alle
meine sozialistischen Freunde wissen, dass ich während meiner
kirchlich-kulturellen Tätigkeit in Wien stets gegen eine politi¬
sche Monopolisierung des Christentums durch die ‚Schwarzen‘
eingetreten bin, immer zu Gunsten der SPÖ, auch wenn mein
politisches Gewissen, das vielfach noch mehr ‚links‘ liegt, mir

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dies schon sehr oft schwer machte, wenn manche Positionen
der SPÖ als bereits ‚konservativ‘, daher ‚rückschrittlich‘, daher
schwarz erscheinen mussten.“ Er habe dies oft büßen müssen,
„...sowohl beim Bacher-Fernsehen als selbst in der Hochburg
des Minoritenplatzes...“”

Insofern ist es bedeutsam, dass Gyömörey auch bei ÖV P-Po¬
lickern Gehör zu finden suchte. So schickte er im Februar 1971
eine seitenlange Einschätzung der Lage an den Nationalrat Dr.
Otto Kranzlmayer mit der Bitte, diese innerhalb seiner Partei
weiterzuleiten und gleichzeitig absolute Diskretion walten zu
lassen.?° Der Zweite Nationalratspräsident Alfred Maleta wurde
vorab von seiner Tätigkeit informiert.°' Österreichischer Bot¬
schafter in Athen war von 1964 bis 1972 Dr. Ludwig Steiner,
die Korrespondenz mit Gyömörey ist von 1970 bis 1977 erhalten
geblieben. Daraus geht hervor, dass hier der Kontakt zu Kanello¬
poulos entstand, der sogar einige Passagen von Gyömöreys Buch
vorab gelesen und kommentiert hatte.

Zu den „Kronjuwelen“ im Nachlass zählen auch zwei fast schon
kalligrafische Briefe des Freiheitsdichters Jannis Ritsos. Dieser
hatte in einer nächtlichen Inspiration seine /8 Lieder der bitteren
Heimat zu Papier gebracht. Der Widerstandgedanke ist darin so
opak ausgedrückt, dass er für den Zensor nicht offensichtlich
war. In der rasch erfolgten Vertonung von Mikis Theodorakis
wurden diese Texte zu literarischen Ikonen Griechenlands. Gyö¬
mörey übersetzte diese Gedichte ins Deutsche und schickte sie
dem Autor, der sich freundlich dafür bedankte und sein langes
Schweigen durch seine angegriffene Gesundheit entschuldigte.
Dies verbunden mit dem Satz: Es ist ein Trost und ein „Ge¬
schenk“ für mich zu wissen, dass es auf der Welt Menschen mit
Ihren edlen Gefühlen gibt. / Ich danke Ihnen nochmals.“ Im
zweiten Schreiben wurde Gyömörey von Ritsos autorisiert, seine
Übersetzung der 18 Gedichte auch im Buch Auf den Spuren der
Mütter zu verwenden.”

Im November 1983 erhielt Gyömörey in Athen eine Ehrenur¬
kunde, worauf geschrieben steht: „Der Verband der Inhaftierten
und Verbannten Widerstandskämpfer 1967-1974 ehrt Lorenz
Gyömörey, seine Kämpfe und in seiner Person die Kämpfe all sei¬
ner Landsleute in den Jahren 1967-1974 zum Sturz der Diktatur
und zur Wiederherstellung der Demokratie in Griechenland.“

Allerdings monierte Gyömörey in einem Schreiben an die
Zeitung Kathimerini die Zusammensetzung der Feier: „Es fehlte
jedoch eine Gruppe: die sogenannten Konservativen. Und wir
empfanden eine gewisse Bitterkeit: wie war es möglich, dass
von der Seite Panajotis Kanellopoulos, Andreas Papandreus,
Georgios Mavros, Jango Pesmazoglous und allen anderen Elleni
Vlachou fehlte, Georgios Rallis, Panajotis Lambrias? / Im Nach¬
hinein las ich dann die Feuilletons von Fr. E. Vlachou, die sich
mit diesem Thema befassten, und meine Verwunderung wurde
noch größer: kamen die Konservativen deshalb nicht, weil sie in
der Einladung eine politisch tendenziöse Handlung erblickten?
Aber der Widerstand selbst war doch politisch tendenziös! Und
in der bunten Vielfalt des Widerstandes gab es die widersprüch¬
lichsten Tendenzen, die wir damals ohne Unterschied achteten
und akzeptierten. Die Griechen im Ausland gehörten allen po¬
litischen Richtungen an, wie die Geladenen das Spektrum der
Welt darstellten, darunter Namen wie Sir Hugh Greene, Van der
Stoel, Chris Woodhouse. Was hätten wir tun sollen? Die Einla¬
dung der legitimen Regierung Griechenlands nicht annehmen?
Wäre aber eine solche Ablehnung nicht eine Einmischung in