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Denn auf diese Weise waren die Kräfte der ELAS gebunden und die Briten konnten selbst genügend eigene und rechtsgerichtete griechische Exiltruppen in die von den Deutschen geräumten Gebiete bringen und so den Einfluss der ELAS zuriickdrangen.” Die politisch organisierten 999er, die von diesen Riickzugsplanen unter anderem durch Radiosendungen des BBC, aber auch über ihre griechischen Kontaktpersonen informiert wurden, begannen nun ihrerseits, verstärkt die anderen Soldaten über die katastrophale militärische Lage der Wehrmacht aufzuklären und so — wie Fritz Hanacik meinte — „zur allgemeinen Zersetzung beizutragen“. Das hatte zur Folge, dass es zu einer deutlichen Zunahme von desertierenden Angehörigen der 999er kam und sich plötzlich bei der ELAS nicht nur diejenigen Österreicher wiederfanden, die in den Monaten zuvor mit ihnen Kontakt aufgenommen und gepflegt sowie den Übertritt abgesprochen hatten. So berichtete Hanacik über den Abzug aus Samos und der Desertion zu den Partisanen am 22. September: „Von den Politischen desertierten die meisten. Nur zwei aus meiner Einheit blieben zurück, ein Säufer und einer, der für die Flucht schon zu alt war. Aber auch viele andere deutsche Soldaten, selbst Nazis, setzten sich damals ab.“ Die Partisanen trennten zwar die Antifaschisten von den Nationalsozialisten so gut es ging, doch wurden die Antifaschisten, die sich alsbald im „Antifaschistischen Komitee deutscher Soldaten — Freies Deutschland“ organisierten,” in dieser Phase nicht mehr in die kämpfenden Einheiten der ELAS eingereiht. Auch in der nördlich gelegenen Insel Limnos begann am 9. September 1944 der Abzug der Wehrmacht. Eines Tages, so August Pirker, wurde uns die Mitteilung auch ofhziell gemacht, so dass nun für uns Antifaschisten die Stunde der Entscheidung kam — entweder hier Zivilkleider nehmen und schon hier auf der Insel der Wehrmacht Adios’ zu sagen, oder mitabziehen. Guter Rat war schnell zur Hand. Ich ging zu meinem EAM-Mann, teilte ihm mit, was es Neues gäbe. Am Abend war unser guter Geist, der Lehrer aus Sardes, schon bei mir. Ich verständigte noch meinen deutschen Genossen 66 _ZWISCHENWELT Ernst Hansch, und wir gingen zusammen der Dorfallee entlang und unterhielten uns über unsere allernächste Zukunft. Alle Möglichkeiten wurden beraten, und unser griechischer Freund machte uns den Vorschlag: ‘Nicht hier auf der Insel zu bleiben, die Insel ist zu klein, man weiß nicht was die Deutschen alles vorhaben und wir haben keine Gewähr, nicht vielleicht doch noch von den deutschen Truppen erwischt zu werden. Also es ist besser, ihr geht mit der Wehrmacht zurück aufs Festland und dort bei nächster Gelegenheit zur ELAS. Damit ihr bei der ELAS gut aufgenommen werdet, bringe ich Euch Legitimationen, die den Inhaber legitimiert und der dann auch andere Genossen legitimieren kann. So wurden sechs solche eingangs zitierte Legitimationen ausgestellt, die jeweils drei Deutschen und drei Österreichern übergeben wurden. Parallel zum Abzug von Limnos planten die Wehrmacht aber auch eine Politik der verbrannten Erde, wovon der Schreiber in der Insel-Kommandantur, Wolfgang Abendroth, erfuhr: Aber vorher sollte nicht nur alles, was auf der Insel militärisch wichtig war, sondern auch alle Brücken und vor allem alle elektrischen Anlagen gesprengt werden. Das Elektrizitätswesen der Insel war von einem anderen 999er, auch einem Politischen‘, einem österreichischen Kameraden — gemeint ist damit Wilhelm Wehofer — betreut. Er ging prompt auf der Insel mit allen Sprengungsplänen zu den griechischen Genossen in den Untergrund, und wenige Tage darauf folgte ich mit den sonstigen wichtigen Materialien der Inselkommandantur, damit die Zerstörungsaktion noch vor den Auslösungsbefehlen unterlaufen werden konnte. Die Deutschen waren zwar noch auf der Insel, aber die Verladung hatte schon begonnen. Die griechischen Kameraden haben uns bald aus der Stadt hinaustransportiert, in einer Höhle an einer einsamen Stelle an der Küste verborgen und nach wenigen Tagen nach Lesbos und nach der Stadt Mythilini zur ELAS-Führung transportiert. Dort hatten wir nun die Propaganda unter den normalen’ deutschen Soldaten zu organisieren und haben das einige Wochen tun können.” Die Briten, die — wie Wehofer ergänzend festhielt — „an der Etablierung eines prowestlichen, reaktionären Regimes Interesse hatten“, forderten im Oktober 1944 von der ELAS „ultimativ binnen drei Tagen die Auslieferung“ von Wehofer und Abendroth auf die englisch besetzte Insel Chios. Beide wurden schließlich als Kriegsgefangene nach Ägypten gebracht, wobei ihnen zuvor noch zugesichert wurde, dass sie dort ihren antifaschistischen Kampf weiter fortführen können — etwa im Rahmen von Rundfunksendungen.”® In den Reihen der ELAS für die Befreiung Mit Bescheinigungen der EAM und der Kommunistischen Partei von Limnos in der Tasche gingen Pirker und Genossen am 9. September 1944 auf ein Schiff, das sie nach Saloniki brachte, von wo sie nach Sochos, rund 50 km nordöstlich von Saloniki abkommandiert wurden. Als am 14. September Pirker und rund 100 Soldaten zu einem Strafeinsatz gegen Partisanen der ELAS in die 20 km entfernte Stadt Nigrita aufbrachen, um dort das E-Werk, die Mühle und sämtliche Brücken zu zerstören, kam es beim Rückzug aus der Stadt zu einem Gefecht mit Partisanen. Das war die Gelegenheit, auf die August Pirker gewartet hatte. Im Schutze einer Böschung entlang der Straße liegend beschloss er: „Jetzt bleibe ich liegen. Alle rannten vorbei an mir, sie rannten um ihr Leben zu den Autos. Als ich bemerkte, dass alles vorbei war, stand ich auf, kroch auf allen Vieren die Böschung hinauf.“ ® Er gab sich den Partisanen gegenüber zu erkennen, die ihn zum Regimentskommandeur brachten, wo er sich mit dem Ausweis