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39. Jg. Nr. 4a Nahid Bagheri-Goldschmied Wunden In diesen Tagen ist meine Heimat eine schwangere Mutter, welche in der Wüste der hemmungslosen Unterdrückung von Unmenschen getreten wird, die tiefe Wunden beißen in ihren Kopf, ihren Rücken, ihre Arme. In diesen Tagen ist meine Heimat eine Mutter, die im Schock jeden Morgen eine Fehlgeburt erleidet Ihr Bett überströmt vom Nachtgeruch blutbesudelt ihr Rock und ihre Hände. In diesen Tagen bindet meine Heimat ihre Träume an die Beine jener Vögel, deren Flugziel die Galaxie der Freiheit ist. Wien, Nov. 2022 Richard Schuberth Unnobles Schweigen Euro 5,- SFr 6,Nicht töten Tötet ihn nicht! Er ist kein Terrorist Er ist kein Separatist Das schmerzvolle Belutschistan ist das blutende Herz des Iran Das unterdrückte Kurdistan ist Auge und Licht des Iran Stoppt das Töten! Stoppt das Töten! Die Freiheit ist mit der Morgendämmerung schon unterwegs Zweifelt nicht daran! Wien, Nov. 2022 Die beherzten Proteste im Iran erleben in der westlichen Öffentlichkeit bestenfalls verhaltenes Wohlwollen, abwartende Solidarität, formelhafte Lippenbekenntnisse. Zwar begrüßt man den Widerstand gegen die Mullah-Diktatur, dies aber mit gedämpfter Stimme. Das erste Mal seit Jahren, dass die Linke zum Beispiel in Österreich wirklich auffiel, war durch ihr Fehlen bei den IranDemonstrationen. Und so sehr die Spaltung der Gesellschaft beklagt wird — wenn's um den Iran geht, scheinen viele ihrer Fraktionen in unnobler Zurückhaltung vereint, wenngleich aus unterschiedlichen Motiven. Eine kleine Typologie der verkappten Solidaritätsverweigerung. Die verlässlichsten Partner der klerikalfaschistischen Diktatur waren und sind die europäischen Regierungen. Anders als Russland, das für seine Allianzen keiner ethischen Rechtfertigungen bedarf und aus seinen geostrategischen und ökonomischen Interessen kein Hehl zu machen braucht, vollführen die diplomatischen Vertretungen des Westens bei ihrer Iran-Politik wahre Eiertänze des mahnenden Katzbuckelns, gilt es doch, die Mullahs zugleich zu maßregeln und als Geschäftspartner nicht zu vergraulen. Man gibt Massenmördern bei UN-Vollversammlungen ein Forum, verhängt in stereotyper Abfolge mal Sanktionen, wenn Hardliner wie Ebrahim Raisi an die Macht kommen, und schickt flugs Wirtschaftsdelegationen nach Teheran, sobald mit sogenannten Reformern wieder einmal einer dieser Teheraner Frühlinge sprießt, in dessen Hochblüte etwa unter dem moderaten Präsidenten Hassan Rohani mehr Oppositionelle gehenkt wurden als von seinem Amtsvorgänger Mahmoud Ahmadinejad. Im sogenannten Atomstreit weiß die iranische Führung mit ihrem konsequent revidierten Zugeständnis, Atomenergie nur für