Die in Wiener Neustadt erscheinende Zeitschrift “Literatur aus
Österreich” publiziert immer wieder verhältnismäßig inter¬
essante “Texte zeitgenössischer Autoren” in einem relativ breiten
Spektrum. So findet sich in Heft 214 vom August 1991, das den
“großen Alten” gewidmet ist, ein guter Aufsatz von Traude
Dienel zum 90. Geburtstag Wilhelm Szabos. Vielleicht wird der
Aufsatz dem Ausmaß der sozialen und politischen Demütigung,
die Szabo in seinem Leben widerfuhr, nicht gerecht. Auch bleibt
das entscheidende Problem der "inneren Emigration’ des Dich¬
ters in der NS-Zeit unerörtert. Noch fragloser wird die NS-Zeit in
der daran anschließenden Würdigung des erklärten Nationalso¬
zialisten Josef Pfandler hingenommen. Verfaßt ist sie von dessen
Sohn Helmut, der selbst schriftstellerisch tätig ist.
Josef Pfandler, geboren 1901, war wie Szabo Hauptschullehrer
im niederösterreichischen Gmünd, huldigte einem neuheidni¬
schen Wotan-Kult, war “nationaler Gesinnung”, hatte er doch
“sein Elternhaus in Böhmzeil bei Gmünd an die Tschechen
verloren”. 1938 wurde er NSDAP-Parteianwärter (nach der
Darstellung seines Sohns, die noch zu überprüfen wäre), 1941
definitives Mitglied. Im Auftrag der NSDAP betätigte er sich
als Leiter des Volksbildungswerkes in Gmünd. Bereits 1948
finden wir ihn wieder als Hauptschullehrer in Gmünd. Nach
seiner Pensionierung wurde er 1968 mit der Leitung der Ar¬
beitsgemeinschaft Literatur im “Niederösterreichischen Bil¬
dungs- und Heimatwerk” betraut.
Diese Karriere eines österreichischen Dichters, Lehrers und
Volksbildners ist nicht ungewöhnlich. Die christliche Läuterung
nach 1945 gehört ebenso dazu wie die fortgesetzte Pflege einer
Literatur, deren Zeitschriften und Verlage in ihren Namen
immer auch das Wort “Heimat” führen müssen. Ungewöhnlich
ist hingegen die Art, in der der Sohn Helmut seinen Vater als
einen von der jüdischen Sippschaft seiner Frau Verfolgten dar¬
stellt (seine nationale und neuheidnische Gesinnung habe
keinen Erfolg in diesen “kosmopolitisch orientierten Kreisen”
haben können), in der er ihn den “nordischen Charakter dieser
Landschaft” (bei Gmünd) erfühlen läßt (1938-43) und zugleich
die Zugehörigkeit Pfandlers zur “Blut- und Boden”-Literatur
in Abrede stellt. Der den Vater beschreibende Sohn, 1929
geboren, ist offenbar in dem befangen, was er beschreibt. Da
geht es um “finstere Mächte” und “deren verhängnisvolle
Kraft”, da hat “in diesem Dichterleben ein Stück archaischer
Natur um Ausdruck gerungen”, da findet sich die “Bedeutung”
eines Friedrich Sacher “für die österreichische Literatur bis
heute nicht gewürdigt”. (Sacher, seit 1926 NSDAP-Mitglied,
1936 Mitbegründer des “Bundes der deutschen Schriftsteller
Österreichs”, 1938 Verfasser eines Beitrags in dem Goebbels
dedizierten “Bekenntnisbuch österreichischer Schriftsteller”,
erhielt bereits 1960 den Kulturpreis des Landes Niederöster¬
reich. Welche weitere Würdigungen schweben Helmut Pfandler
Eine heiße Nummer.
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