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Berlin 1927), der in drei verschiedenen
Auflagen, unter geändertem Titel und
mit vermehrtem Inhalt schließlich das
zehnte Tausend erreichen sollte.

In Wien erschien 1928, herausgegeben
von Anna Nußbaum „Afrika singt“,
eine Sammlung von Nachdichtungen
meist anonymer Lyrik von Schwarzen.
Im selben Jahr gab Luitpold das exem¬
plarische Jahrbuch „10 Jahre Republik“
heraus (VWVB), in dem alle führenden
Köpfe der österreichischen Sozialdemo¬
kratie markant zu Wort kamen und
dessen Standard die sozialdemokrati¬
schen „Arbeiterkalender“ nie wieder,
weder inhaltlich noch typographisch, er¬
reichen sollten. Ein etwa auf diese Zeit
zu datierendes „Handbuch für Betriebs¬
räte“, das er — Luitpolds eigener

Aussage zufolge - gemeinsam mit Otto
Neurath und Benedikt Kautsky publi¬
ziert hat, konnte weder in den Quellen
noch in irgendeiner kompetenten Bi¬
bliothek festgestellt werden. (Seit 1926
wirkte Luitpold als Rektor der Wiener
sozialdemokratischen „Arbeiterhoch¬
schule“.)

1930 wurde der 1.Mai-Radiovortrag
Luitpolds „Der Arbeiter und die
Kultur“ als Broschüre gedruckt
(VWVB). Damit endete eine weitere
Publikationsphase — Luitpold ging nach
den tragischen Februarereignissen des
Jahres 1934 in die Emigration nach
Briinn, wo er 1935 mit der Herausgabe
der Broschiirenreihe ,,100 Hefte“
begann. Die jeweils 32 Seiten starken, in
gelblichem Papier gebundenen Hefte

wurden von Luitpold selber nach Vor¬
trägen und Kulturveranstaltungen ver¬
kauft. Der Preis entsprach etwa dem
eines in Massen verbreiteten handelsüb¬
lichen Schundheftes, und Luitpold ent¬
sprach damit einer Jahrzehnte zurück¬
liegenden Gewohnheit von politischen
Rednern und Bildungsfunktionären,
mit dem Broschürenverkauf die Unko¬
sten und Vortragsspesen zu finanzieren.
Ob der politische Emigrant damit auch
die eigenen Lebenskosten abzusichern
vermochte, bleibe dahingestellt.

In Brünn erschienen ab 1935 achtund¬
zwanzig der „100 Hefte“, und zwar nicht
fortlaufend numeriert, da sie gewisser¬
maßen als Mosaiksteine eines von Luit¬
pold programmierten „Sternbilds“ fun¬
gierten.! Teile dieser Edition faßte Luit¬
pold 1937 zur vierbändigen Ausgabe des
„Sternbilds“ (I.) zusammen, die den Un¬
tertitel „Gesang vom kleinen Ich“ trug.
Ein Jahr zuvor war auf ähnliche Weise
eine Zweitausgabe des „Prometheus“
entstanden, die auf sechsundfünfzig
soziale Balladen erweiterte Sammlung
„Genius des standhaften Herzens“.
Vor dem Einmarsch der Hitlerarmeen in
die CSR floh Luitpold nach Frankreich,
wo er zunächst in Paris Aufenthalt nahm
und dann in französischen Lagern in
Montagris und Montauban festgehalten
wurde, bis es ihm endlich gelang, vor
den anmarschierenden deutschen
Truppen über Spanien und Portugal die
USA zu erreichen.

In der CSR hatte er mit der Arbeit an
seinem Drama „Georg Forster. Der
Mann zwischen den Nationen“ begon¬
nen, in Paris arbeitete er am Bühnen¬
stück „Michael Servetus. Der Mann zwi¬
schen den Kirchen“ und in Philadelphia

scheidene Stelle als Bibliothekar und
Jugendfürsorger verschafft hatten, ent¬
stand das Fragment „Ein armer Mann
wie Shakespeare“. In Fortsetzung der
Edition der „100 Hefte“ wurden in den
USA alle drei „dramatischen Rhapso¬
dien“ publiziert. Insgesamt wurden im
amerikanischen Exil zwölf Hefte von
Ernest Willard in New York gedruckt
(Verlagsort war Philadelphia). Das
bereits 1936 in Brünn in einer Auflage
von dreitausend Exemplaren erschiene¬

Otto Rudolf Schatz
Holzschnitt zu Josef Luitpolds
„Entwurzeltem Baum“, 1926.