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Ende, an einem solchen Ende, nur eines
bleibt: Zu verstummen. Sich ins Schwei¬
gen zurückzuziehen als der letzten
Heimat.

Zitiert aus: Peter Paul Wiplinger:
Sprache und Exil: Der österreichische
Lyriker Fritz Brainin. In: Neue Illustrier¬
te Welt (Wien), August/September 1990,
5.39. — Warum Wiplinger die Konse¬
quenz, ,,an einem solchen Ende“ zu ver¬
stummen, zog, und gar noch fiir den Gast
aus New York, blieb mir allerdings un¬

verständlich.
K.K.

Werbung fiir den 1929 erschienenen
Gedichtband „Alltag“ in „Literarische
Monatshefte. Eine Zeitschrift junger
Menschen“ (Wien), Mai 1931. Diese
Zeitschrift entstand im Umkreis der
„Gruppe der Jungen“. Viele der
Mitarbeiter wurden später ins Exil
getrieben oder — wie Adolf Unger — in
einem deutschen Konzentrationslager
ermordet: Otto Brandt, Heinz Politzer,
Hugo Sonnenschein, Walter Sorell,
Alfred Werner...

und Resultat seiner Arbeit an Jimi Hendrix‘ Verhöhnung der US-amerikani¬
schen Hymne. Er beschmiert, zerfetzt, verbrennt in rund 75 Gedichten alle
Etappen seines Lebens- und kann und will doch nicht verhindern, daß sie immer
wiederkommen, auftauchen aus der Tiefe der Jahre. Die Gewalt dieses Jahrhun¬
derts holt ihn ein, „Wien am Donaukanal“, „Vientiane, Laos“, „Vienna, Nebras¬
ka“ oder „Viena, spanische Bronx“ - über jede Qual legte sich eine neue Schicht
bedruckten Papiers. Das Frontispiz-Foto ist gut gewählt: Der Ausschnitt zeigt
den jungen Fritz Brainin vor einer Plakatwand irgendwo in Wien, Anfang der
dreißiger Jahre. „Alex.Kertesz. Neuer Kursbeginn 12.Jänner 1931“ steht da zu
lesen. „Alpina Gruen Gilde Fabriken Biel/Schwe Rechtschaffen II. Taborstrasse
Nach Atlantic Das Kap d Nerlore Die Drei on der nkstelle LLO Vo Semest.“
Mir ist, als hätte Brainin diese Wortfetzen notiert, dann die Wortfetzen darüber
geklebter Plakate und so fort, Wien, New York, Wien, New York, „überall“, so
Konstantin Kaiser, „scheint das Vergangene durch das New Yorker Ensemble ¬
wie eben in Graffiti die darunterliegenden Schichten immer wieder aufgekratzt
werden.“

Die unterste Schicht ist die einzig unversehrte. Und so ist auch das erste, das
älteste Gedicht in diesem Band das einzig unbeschädigte: „Zwischen Nacht und
Graun, wenn man zu früh erwacht - / zwei Stöckel klappern und verhalln im
Fensterschacht! —/liegt man im unbestimmten Schein, wie unter See / die Augen
offen, still, ein Ticken in der Näh.“

„Lessinggasse 8“ sind diese Verse überschrieben, in diesem Haus wurde Brainin
geboren, hier hat er bis zu seiner Flucht gelebt. Eins der letzten Gedichte,
„österreich“, beginnt so: „Seit neunundvierzig Jahren hier in New York City /
auf meiner amerikanischen Kriegsinvalidenpension, /habich noch immer mitten
in der Nacht den Traum, / wo unter vielen Rot und Braun-Wandschrift-Graffiti
/ich noch immer in der Lessinggassen wohn / (noch unrasiert den Ober-Bundes¬
realschülerflaum!)“

Diesen Traum vom Leben in der Heimatstadt variiert Brainin in immer neuen
Versen. Aus ihm spricht das Exil. Er verwischt den Abstand nicht, der verschul¬
det worden ist. „Seine Gedichte sind daher geschichtlich, denn es gibt hier keine
Vergangenheit, die vorbei ist.“ (K. Kaiser).

Brainins „Siebtes Wien“ gehört zu den wichtigsten Werken österreichischer
Exilliteratur. Die Wiederentdeckung erhebt nicht den Anspruch auf Heimkehr
eines Verjagten, doch sie ermöglicht eine Heimsuchung. Mehr ist nicht zu
verlangen.

FRITZ BRAININ

hatmitseinem Gedichtband ‚Alltag
den ersten Beweis seines großen
Könnens gegeben. Jeder der Inter¬
esse für junges Schaffen hat, muß
dieses Buch kennen

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Zu beziehen auch durch die Administration der

„Literarischen Monatshefte“
Preis S2'50 geheftet, S4'— gebunden

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