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11 Lob der Verzweiflung (hrsg. von Erwin
Chvojka) erschien erst 1972 in Wien im Verlag
Jugend und Volk (vgl. dort ’Nachbemerkung’,
$.192).

12 Diese Gedichte wurden zuerst in Theodor
Kramer: Gesammelte Gedichte 2 (Wien 1985),
S.135-250 (hrsg. v. Erwin Chvojka) veröffent¬
licht.

13 Vgl. dazu den Abschnitt ”Von den nötigen
Trünken des Markthelfers’ in Gesammelte Ge¬
dichte 2 (Wien: 1985), S.281-334.

14 Vgl. dazu den Abschnitt ’Das schwarze Ka¬
napee’ in Gesammelte Gedichte 2, S.509-48.
15 Erst nach Kramer Tods (1958) erschienen:
Einer bezeugt es... (1960), Lob der Verzweiflung
(1972); Lied am Rand (1975); Orgel aus Staub
(1983; erw. Neuausg. 1991); Gesammelte Ge¬
dichte, Bd.1 [1984], Bd.2 [1985], Bd.3 [1987].
16 Theodor Kramer wurde am 26. Juni 1947
(Datum des „‚Ehrendiploms“) der „Ehrenring
der Österreichischen Liga für die Vereinten Na¬
tionen für Literatur“ verliehen. (Diplom und
Ring wurden von Erwin Chvojka aus dem Nach¬
laß weitergegeben an das Historische Museum
der Stadt Wien am 11. Oktober 1962). - Vgl.
MdZ Nr.4/1989, S.4f.

17 Erich Fried (1921-1988), österreichischer
Lyriker und Ubersetzer; emigrierte 1938 nach
London, wo er bis zu seinem Tod lebte.

18 Robert Neumann (1897-1975) kam zuerst im
August 1933 nach London und ließ sich nach
den Wiener Februar-Ereignissen von 1934 per¬
manent in Großbritannien nieder, wo er bis 1958
blieb und sich um die Gründung eines österrei¬
chischen Exil-PEN verdient machte (vgl. dazu
Klaus Amann: P.E.N. - Politik . Emigration .
Nationalsozialismus. Ein österreichischer
Schriftstellerclub [Wien 1984], S.54-57, 66-72,
74-79, 151-62 [Anm.]). Vgl. dazu den angekiin¬
digten Beitrag von Richard Dove: ’“ Ein Experte
des Überlebens“: Robert Neumann in British
Exile 1933-1945’, in ed. Wallace, Ian: Aliens.
German and Austrian Writers in Exile (Amster¬
dam: 1994; = Amsterdamer Beiträge).

19 Brainin u. Kramer kannten einander bereits
seit den frühen 30er Jahren.

20 Brainin studierte Ende 1947/Anfang 1948 auf
Staatskosten (’GI-Bill’) kurzfristig am College
of the City of New York.

21 Durch die Vermittlung Theodor Kramers
wurde Fritz Brainin 1934 der Julius Reich-Preis
für Lyrik zugesprochen (s. Jörg Thunecke: ’Fritz
Brainin - Dichter und Übersetzer’, in MdZ
Nr.4/1992, S.12.)

22 Fritz Hochwälder (1911-1986), österreichi¬
scher Dramatiker, der mit seinem Stück Das
heilige Experiment (1947) berühmt wurde; emi¬
grierte 1938 in die Schweiz.

23 Laut Erwin Chvojkas ’Register’ im Anhang
zu Gesammelte Gedichte 3, S.1747-78, erschie¬
nen in Austro American Tribune folgende Ge¬
dichte Kramers (in Buchform erschienen in
Wien 1938/Die grünen Kader [1946]): ’Der Tote
in Seeland’ (vom 2.6.1945 in AAT 1/46; in Die
Grünen Kader [Ges. G. 1, S.392]); ’Die grünen
Kader’ (vom 30.5.1944 in AAT 3/45 [ibid.,

Ich war lang und schwer krank. Der paneldoctor”* hier hält mich dauernd unter
Morphium, Belladonna und Phenobarbitur, und ich bin benommen, höchst reizbar, und
völlig unfähig zu anderer als mechanischer Arbeit. Dies allein würde genügen, um mich
krank zu machen. Nun habe ich in London meinen Privatarzt konsultiert, der gern eine
Röntgenaufnahme gemacht wissen würde. Vielleicht kann ich Weihnachten Urlaub
nehmen, zwei Wochen in London verbringen und dort die Untersuchungen durchführen
lassen. Einstweilen hab ich nicht das Geld für ein Quartier. Er hat mir andere Medika¬
mente verschrieben, und morgen werden sie fertig sein.

In diesem Zustand hatte ich ein Library Meeting mit dem Resultat, dass nun nach 6
Jahren eine andere Politik in der Führung der L. bestimmt wurde, die mir nur sehr wenig
Freude in meinem Brotberuf machen kann.

Aus Wien erhielt ich Nachrichten, dass es dzt. ganz und gar unmöglich sei, einen
Gedichtband zu veröffentlichen. Seit der Währungsreform” lassen sich Gedichtbände
kaum verkaufen. Kurzum, ich war schon jahrelang nicht in einer solchen Scheissgasse.
Für ein Paket werde ich sehr dankbar sein. Sie sollten aber Wohlhabendere dafür
interessieren.

Herzlichst Ihr

Theodor Kramer

Theodor Kramer, 61, Fellows Road, London N.W.3. England.
7.12.1948
Lieber Fritz Brainin!

Heute erhielt ich Ihren Brief vom 12.d.M. hieher [sic] nachgesandt. Nun werden Sie
endlich schon ganz beisammen sein. Immerhin, die kleine Pension wird Ihnen vielleicht
ermöglichen, mit einem parttime job Ihr Auslangen zu finden und etwa die Hälfte Ihrer
Zeit Ihrem Studium und Ihrem Schaffen widmen zu können. Von den beiden Ausschnit¬
ten gefällt mir das nicht songartige Gedicht viel besser, allerdings habe ich zu wenig
Einblick in die Songs und in das, was Eigenart bleibt, wenn man sich dieser Form
bedient.”°

Von Hochwälder hatte ich eine ganz kurze Nachricht. Seine neue Adresse ist Zürich
44, Forstersteig 14. Angeblich kommt er im März wieder nach London, aber das ist bei
ihm immer ungewiss, und Sie täten besser daran, ihm zu schreiben. Ich kenne drei
Bücher von Viktor Frankl*’, die KZ Schrift, ein Heft mit drei Vorträgen, und ein
umfangreiches Werk, ich glaube Aerztliche Seelenkunde”®. Insbesondere dieses Haupt¬
werk, das ich allerdings viel gründlicher hätte lesen sollen, scheint mir weit über Freud,
Adler und Jung hinaus zu gehen, und ich halte ihn für eine der wenigen bedeutenden
Erscheinungen des neuen Oesterreichs.

Von Guildford aus, ich kehre am 2.1.1949 dorthin zurück, werde ich Ihnen meine
zwei Bändchen schicken, so bald [sic] ich sie aus Wien bekomme”, und vielleicht
etliche Manuskripte. Das Honorar sollten Sie mit mir teilen, das macht man so, weil
Sie die Mühe haben. Ohne Honorar möchte ich nicht veröffentlichen, ich habe da meine
Grundsätze. Aber Sie haben mir nicht geschrieben, ob ich vorher die Übersetzung [sic]
sehen kann und ob die Veröffentlichung von meiner Zustimmung abhängig gemacht
werden kann. Ich hoffe sehr, dass Sie dies nicht als Kränkung empfinden, ich würde es
ohne Ausnahme immer so machen.

Ich hatte knapp vor Antritt meines Urlaubs hohes Fieber, und es musste sofort ein
Eingriff in der Mundhöhle vorgenommen werden, der zwei Stunden dauerte. Ich musste
in diesem Zustand Dienst machen, der vor Ende des Terms°® stets auch körperlich
schwer ist. Den Urlaub musste ich antreten, da ich in Guildford über diese Zeit mein
Quartier verloren habe. Hier waren unerwartet die Handwerker im Flat?! ausgebrochen,
ich konnte mein Zimmer nur über Nacht benützen und führte das Leben einer displaced
person”. Meine wenigen Bekannten waren durch die Bank entweder verreist oder
krank oder so verrückt, dass sie niemanden sehen wollten.

Es liegt, wie man nun weiss, in meinem Colon’ kein Tumor vor, doch muss ich
viele Monate sehr strenge Diät halten, wenn ich auf eine Besserung und auf eine
Linderung der zeitweise schr argen Schmerzen überhaupt nur hoffen darf. Da ich
keinerlei Gemüse und Obst essen darf und nur wenig Brot und Erdäpfel essen soll, ist
dies eine Geldfrage, [d]enn Proteine sind hier rationiert oder nur zu sehr hohen für mich