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Buchzugänge Klaus Amann/Armin A. Wallas (Hg.): Expressionismus in Österreich. Die Literatur und die Künste. Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag 1994. 625 S., öS 980,-, DM 140,-. (Wird in MdZ noch besprochen.) Hans Escher: Zeichnungen. Hg. von Franz Richard Reiter. Wien: Ephelant Verlag 1993. 124 S. (Künstler. Werke. Interpretationen. 1). Zeichnungen des bekannten Künstlers aus den Jahren 1956 - 1991, spannungsgeladene Notizen zumeist Orten oder Gegenständen, die gewöhnlich außerhalb der artistischen Aufmerksamkeit liegen. Über den kürzlich verstorbenen Hans Escher, 193846 im Exil in Frankreich und England, wird in MdZ noch berichtet. Exil in Brasilien. Die deutschsprachige Emigration 1933 — 1945. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933 1945. Leipzig, Frankfurt a.M., Berlin 1994. 173 S. (Wird in MdZ noch besprochen.) Armin Freudmann: So sang zu mir der Stacheldraht. KZ-Gedichte. Hg. von Gustav Freudmann. Wien: Selbstverlag 1992. 190 S., 6S 240,-. (Bezug kann über Anfrage vermittelt werden). Karl-Markus Gauß: Ritter, Tod und Teufel. (Essay). Klagenfurt, Salzburg: Wieser Verlag 1994. 68 S. Notwendiger Zwischenrufnach der überraschend großen Zustimmung der Österreicher zur EU-Integration und dem ernüchternden Ergebnis der Nationalratswahlen im Oktober 1994. Gauß zeigt, daß das scheinbare Bekenntnis zur Weltoffenheit durchaus mit dem politischen Vormarsch der rechtsextremen Bewegung Jörg Haiders vereinbar ist, denn, so Gauß, ,,als Ritter eines Grenzlandes sehen sie sich beide: die offiziellen Befürworter und die schnaubenden Gegner des Beitritts zur Europdischen Union.“ Mit schneidender Schärfe attackiert Gauß die in Deutschland neuerwachten Tendenzen zur Vereinnahmung Österreichs als eines ’deutschen’ Landes und die in Österreich notorische Neigung zur Selbstaufgabe, die Veränderungen und Reformen an objektive Instanzen (letztlich dann die EU-Kommission) delegiert. Gauß fürchtet mit Recht, daß im Namen eines verwaschenen Modernisierungsbegriffes eine Un-Kultur des Vergessens, der Bereinigung des Geschichtlichen um sich greifen wird. Von den Österreich-Kritiken heimischer Literaten seit Waldheim ist diese eine der instruktivsten. Grazer Autorenversammlung/Salzburger Autorengruppe (Hg.): Sichten und Vernichten. Von der Kontinuität der Gewalt. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1994, 232 S. Ergebnisse eines Symposions in Salzburg vom Oktober 1993. Enthält neben schon an anderer Stelle gedruckten Beitrdgen (darunter Serafettin Yildiz’ großartiges Gedicht „Auf der Flucht“ und Elisabeth Reicharts äußerst lesenswerte Skizze ‚Wie fern ist Mauthausen? “) u.a. eine interessante Polemik von Ludwig Laher, der mit einigen raschen Pinselstrichen zeigt, wie sehr jene Geistigen, die neuerdings ein positives Deutschlandbild für sich entdeckt zu haben glauben, bereits wieder dem Jargon des Ressentiments nahekommen, auf den sich ein Adolf Hitler gut verstand. Gleich ihm stellt Thomas Rothschild, nicht ohne die bekannte bevormundende Attitiide, die andere vom gemeinsamen Urheberrecht an kritischen Gedanken gleich wieder ausschließt, eine ‚,,massenhafte Tendenz bei Intellektuellen zur Enttabuisierung“ des ’nationalen Themas’ fest. Er ärgert sich mit Recht „über alle, die sich lustig machen über Lichterketten“, ohne anderes oder besseres auch nur vorzuschlagen. Umgekehrt ärgere ich mich über einen Thomas Rothschild, der als Literaturkritiker auf seinem eigensten Gebiet etwas mehr als das mir bekannt gewordene Nichts dazu beitragen hätte können, das, was in der österreichischen Exilliteratur namenlos blieb, ein wenig der Anonymität zu entreißen. K.K. Egon Erwin Kisch: Paradies Amerika. Mit einem Nachwort von Dieter Schlenstedt. Berlin: Aufbau Taschenbuch verlag 1994. 312 S., 6S 132,-. Kischs 1929 erstmals erschienene Reportagen tiber die USA am Vorabend der Weltwirtschaftskrise in sorgfältig edierter und wohlfeiler Taschenbuchausgabe. Im Nachwort wird auf Kischs neuerdings zugänglich gewordene FBI-File eingegangen, die immer dann fortgeschrieben wurde, wennn Kisch, entweder auf dem Weg ins mexikanische Exil oder auf dem Rückweg in die befreite Tschechoslowakei, den US-Behörden zum Problem wurde. 43 Franz Richard Reiter (Hg.): Wer war Leopold Ungar? Wien: Ephelant 1994. 221 8. Auch Prälat Leopold Ungar, der in Österreich wegen seiner humanen und toleranten Haltung allseits beliebte und geliebte Präsident der katholischen Hilfsorganisation Caritas, war von 1938 — 1947 im Exil in Frankreich und Großbritannien. Über ihn schreiben u.a. Erwin Chargaff, Michael und Winnetou Guttenbrunner, Erika Mitterer und Erwin Ringel. „Er war“, schreibt letzterer, ,,einer der modernsten, der fortschrittlichsten, der widerspenstigsten Menschen, die mir je begegnet sind, und er war eine Gnade für die Kirche und für Österreich.“ — Im Ephelant Verlag ist schon 1987 eine Sammlung von Aufsätzen Ungars unter dem Titel ,,Die Weltanschauung Gottes“ erschienen. Will Schaber (Hg.): Zeitzeuge Aufbau. Texte aus sechs Jahrzehnten. Mit einem Vorwort von Henry Marx und Zeichnungen von B.F. Dolbin. Gerlingen: Bleicher Verlag 1994. 240 S., 68 375,-. (Wird in MdZ noch besprochen. Im ‚‚Jüdischen Museum München“, Maximilianstr.35, ist vom 10. November 1994 bis 23. Februar 1995 eine Ausstellung zum Thema ,,00 Jahre Aufbau“ zu sehen.) Rudolf Ulrich: Österreicher in Hollywood. Ihr Beitrag zur Entwicklung des amerikanischen Films. Wien: Edition S/Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1993. 368 S. (Wird in MdZ noch besprochen.) Günther Weisenborn: Das Gesetz der Wildnis. Fünfzig Abenteuergeschichten. Auswahl und Nachwort von H.D. Tschörtner. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 1994. 227 S., 6S 132,-. Weisenborn (1902 1969), dessen Werke in der NS-Zeit verboten waren, und der als Mitglied der ,,Roten Kapelle“ 1942-45 in Haft war, publizierte in Hitlerdeutschland 1937 und 1938 unter dem Pseudonym Christian Munk zwei Bücher mit Geschichten, die vorwiegend auf Reiseeindrücken in Südamerika beruhten. Eine Auswahl von ihnen ist nun erstmals wieder zugänglich gemacht.