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Alice Blum Mavrogordato: Ohne Titel. Tusche laviert, Mischtechnik. Die Malerin Alice Blum Mavrogordato, geboren 1916 in Wien, präsentiert erstmals einen Teil ihres Kunstschaffens in Österreich. Sie stellt vom 19. bis 31. Oktober 1995 im Palais Palffy (Josefsplatz 6, 1010 Wien, 19. bis 31. Oktober 1995, täglich 10 bis 18 Uhr) aus. Bei der Eröffnung am 18. Oktober las die Wiener Schriftstellerin Elfriede Gerstl Gedichte. Ich arbeite ohne Skizzen, so daß sich die Bilder sozusagen organisch entwickeln. Innerhalb der Perioden sind sie verwandt, aber bilden keine Serie. Mir ist jedes Bild eine selbständige Einheit. Alice Blum Mavrogordato 1936 packte mutter den ersten fluchtkoffer per taxi zur oma — vater verlassend in den schränken blieben feine tupfenkleider weissblau — blauweiss — sie mochte sie nimmer Elfriede Gerstl Aus: Elfriede Gerstl: Kleiderflug. Texte — Textilien -— Wohnen. Wien: Edition Splitter 1995, S. 9. Besuch mit Bildern Alice Blum Mavrogordato Zusammen mit zwei Schwestern wuchs sie im biirgerlichen Milieu Wiens auf. Bereits in ihrer Kindheit malte sie leidenschaftlich, mit zwölf Jahren erfolgte die Aufnahme in die Jugendkunstklasse von Prof. Franz Cizek an der heutigen Hochschule für angewandte Kunst. Doch aus dem Wunsch, Kunst zum Lebensinhalt zu machen, wurde vorerst nichts. Der frühe Tod des Vaters und die damit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten der Familie verlangten eine rasche Berufsausbildung. Alice Blum entschied sich für eine Textil-Fachschule und nahm, noch nicht zwanzig Jahre alt, eine Stelle als Modellzeichnerin für Strickwaren an. 1938 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft entlassen. Es folgte eine ruhelose Zeit: zuerst das Verbergen in verschiedenen Wohnungen; dann mehrere gescheiterte Fluchtversuche nach Italien, wo bereits eine Stelle in einem Strickwarenunternehmen in Aussicht stand; 1939 gelang schließlich die Emigration via Belgien nach Großbritannien. Einige Monate später, nachdem Alice Blum Mavrogordato als Hausgehilfin in York Beschäftigung gefunden hatte, wurde sie 1940 als ,,enemy alien‘ fiir fast zwei Jahre auf der Isle of Man interniert. Nach dem Krieg kam sie nach Deutschland und arbeitete fiir die amerikanische Armee, zuerst als Briefzensorin in Esslingen, dann als Übersetzerin bei den Nürnberger Prozessen. Dort lernte Alice Blum ihren Mann, Ralph Mavrogordato, kennen, und zusammen übersiedelten sie 1951 in die USA. Hier endlich, nach Jahren der Entbehrungen, findet sie zu ihren künstlerischen Anfängen zurück. Sie absolviert ein Malstudium bei Kenneth Noland und Morris Louis am Workshop Center of the Arts in Washington D.C. Zusammen mit einer kleinen Gruppe abstrakter Expressionisten, u.a. Tom Downing, Howard Mehring, Lowell Nesbitt und Elisabeth Pajak, gründet sie 1959 die Origo Gallery und etabliert sich zunehmend in der Kunstszene Washingtons. Alice Blum Mavrogordato setzt ihre Themen gern in großflächiger Ölmalerei bzw. mit verschiedenen Misch- und Collagetechniken auf kleineren Formaten um. Malen bedeutet für die Künstlerin eine Art Meditation. „Das Arbeiten, also der Weg, ist wichtiger als das Resultat.“ Weit weg von der sie umgebenden Realität taucht sie in eine imaginäre Welt und läßt runde Formenelemente zu einer abstrakten Harmonie zusammenfinden. Ihre Bilder sind Reisen in ein grenzenloses Land, das auf dem Weg des freien Assoziierens erkundet werden darf. Veronika Schallhart 13.