Herzl-Jubiläum. Köln: Neuer ISP Verlag 1998,
167 S.
Verlorene Nachbarschaft. Die Synagoge in der
Neudeggergasse 1903 — 1938. Ein Projekt der
IG-Neudeggergasse. Hg. von Käthe Kratz,
Hans Litsauer, Karin Schön, Georg Schönfeld,
Robert Streibel. Wien: Picus Verlag 1998. 48
S. OS 100,¬
Zerstörte Kultur. (Broschüre zu der gleichna¬
migen Ausstellung auf Litfaßsäulen in Wien¬
Leopoldstadt.) Redaktion Michael Ley in Zu¬
sammenarbeit mit Peter Mlczoch. Wien: Ak¬
tion gegen den Antisemitismus in Österreich
(A-1090, Maria Theresienstr.9/8b) in Zusam¬
menarbeit mit den Gebietsbetreuungen Leo¬
poldstadt und Karmeliterviertel 1998 (36 S.,
zahlreiche Abbildungen) ÖS 30,¬
Das Heft bietet einen leicht faßlichen, gut
dargelegten Überblick über die in der NS¬
Zeit zerstörte jüdische Kultur des oft als
„Getto“ bezeichneten Wiener Bezirks Leo¬
poldstadt. Er sollte jedem Besucher des Be¬
zirks, aber auch jedem, der hier lebt, in die
Hand gedrückt werden. (Informiert wird man
u.a. über die Talmud-Thora-Schule in der
Malzgasse, die legendäre Schiffschul, die
Sammellager in der Kleinen Sperlgasse und
der Castellezgasse, die ‚Arisierung“ von
Wohnungen, die jüdischen und jiddischen
Theater der Praterstraße).
Literatur und Kritik. Hg. von K.-M. Gauß, A.
Kleibl. Nr.327/328, September 1998. Salzburg:
Otto Müller Verlag 1998. 110 S. ÖS 93,-/DM
13,50/SFr 13,50 (Jahresabonnement für fünf
Doppelnummern 6S 380,-/DM 55,-/SFr 55,-).
Schwerpunktheft mit einem von Gerhard
Baumgartner zusammengestellten ,,Dos¬
sier“ über die Literatur der Sinti und Roma
in Österreich, S. 41-78. Das Schreiben der
Sinti und Roma hat in Österreich mit der
Erinnerung an die in der NS-Zeit erlittenen
Verfolgungen begonnen. Von den 7.000
Roma des Burgenlandes überlebte nur jeder
Zehnte. Die ersten Aufzeichnungen von Ro¬
mani-Texten stammen bezeichnenderweise
aus dem KZ Lackenbach im Burgenland und
wurden 1943 von dem an seiner Dissertation
arbeitenden, offenbar seinerseits ‚‚deutsch¬
stämmigen“ und auch entsprechend gesinn¬
ten Volkskunde-Studenten Knobloch zusam¬
mengetragen. Knoblochs Arbeit galt lange
als Standardwerk; mittlerweile ist es durch
die auf einer solidarischen Grundlage ste¬
hende Forscher- und Sammlertätigkeit von
Mozes F. Heinschink, Ursula Hemetek u.a.
längst überholt. Doch eine selbständige Lite¬
ratur der „Zigeuner“ begann vielleicht erst
1988 mit Ceija Stojkas Autobiographie ‚Wie
leben im Verborgenen!“ Sehr schöne Ge¬
dichte sind in den letzten Jahren in einer von
Christa Stippinger geleiteten Schreibwerk¬
statt im Wiener Amerlinghaus entstanden. Sie
erinnern an die Gedichte aus Ernesto Carde¬
nals Kommune von Solentimane, die 1977
zerstört wurde. Auch der jenische Tiroler
Dichter Romedius Mungenast wird vorge¬
stellt: In einem wunderbaren Gedicht erzählt
er von einem kleinen Igel, der mit einem
grünen Blatt im Maul gerade noch über die
Straße gekommen ist. (Das ist eine Poetik¬
Vorlesung!)
In der Rubrik ‚Österreichisches Alphabet“
schreibt Eva Henle über ‚Efraim Frisch (1873
— 1942)“. Für MdZ (Nr.2/1993, S.7-11) stellte
einer seiner letzten lebenden Verwandten, Ger¬
hart Frisch, ein Dossier von drei seiner Essays
zusammen. Gerhart Frisch, der zuletzt eine Li¬
teratur-Rubrik in der Monatsschrift der Wiener
Jüdischen Kultusgemeinde ‚Die Gemeinde“
betreute, ist heuer leider gestorben. Wir trauern
um ihn.
Die im November 1998 erschienene Nr.
329/330 schließt mit den Porträts dreier ‚‚Ver¬
schollener“ (H.G. Adler, Marcell Pellich, Ber¬
nard Bolzano) daran an.
Jura Soyfer. Internationale Zeitschrift für Kul¬
turwissenschaften. Hg. und verlegt von der Jura
Soyfer-Gesellschaft (1010 Wien, Wippling¬
erstr.8). 7. Jg., Nr.2/1998. 55 S. OS 25,¬
Von Jean-Marie Winkler (Paris) betreutes
Schwerpunktheft über das französische Bild
Österreichs und der österreichischen Litera¬
tur mit Beiträgen von Gerald Stieg, Gilbert
Ravy, Ute Weinmann, Heinz Schwaringer,
Jeanne Benay, Aline Le Berre, Jürgen Doll,
J.-M. Winkler, Jacques Le Rider, Jacqueline
Magnou. Beachtliche Mitarbeiter, die z.T.
auch Beachtliches über Musil, Schnitzler, die
„Österreichischen Theaterwochen in Paris “
Joseph Roth, Felix Kreissler zu sagen wissen.
Eine kritische Anmerkung ist angebracht: In
dem wenige Zeilen umfassenden Editorial ist
von einem „Aspekt deutsch-französischer
Beziehungen“ die Rede, ‚‚die auch auf ge¬
meinsamen antifaschistischen Bestrebungen,
gemeinsamem Leid, das durch faschistische
Unterdrückung hervorgerufen wurde, basie¬
ren“. Das klingt gut. Leider gibt das Heft
kaum Aufschlüsse über exilierte österreichi¬
sche SchriftstellerInnen und KünstlerInnen
in Frankreich oder auch über die zeitgleiche
Literatur der Resistance und deren eventuel¬
le Berührungspunkte auf der Grundlage ge¬
meinsamer antifaschistischer Bestrebungen
und gemeinsamen Leids. Die im Heft versam¬
melten Beiträge befassen sich nämlich im
wesentlichen mit der Rezeption österreichi¬
scher Literatur in Frankreich nach 1945 und
handeln dies ziemlich losgelöst von der Ge¬
schichte des Widerstands und des Leids ab.
Einzige Ausnahme: Claude Winkler-Bessone
schreibt über die ‚Pariser Impressionen“ Bil
Spiras, entstanden in den Jahren 1935 —
1939. Bemerkenswert in diesem Zusammen¬
hang ist, daß die von mir in Zusammenarbeit
mit Vladimir Vertlib herausgegebene Auto¬
biographie Bil Spiras, ‚Die Legende vom
Zeichner. Wien — Vernet — Grof-Rosen —
Paris“ (Wien: Döcker Verlag 1997), mit kei¬
nem Wort Erwähnung findet.
Das führt zwanglos zu der Erinnerung, daß
mich mit dem Sekretär der Jura Soyfer-Ge¬
sellschaft, ‚Wissenschaftlicher Direktor“
Dr. Herbert Arlt, ein alter Konflikt verbindet
und selbstverständlich seitdem alles, was in
publizistischer oder sonstiger Hinsicht ir¬
gendwie von mir ausgeht oder mit mir zu tun
hat, im Wirkungskreise Arlts dem Verschwei¬
gen anheimgefallen ist. Zum Teil beruhte dies
auf Gegenseitigkeit; das gegenseitige Ver¬
schweigen, wie es gerade in Österreich mit
Verbissenheit geübt wird, hat zwar immer
eine Vergangenheit, die es nicht wert ist,
darüber zu reden, doch kaum eine Zukunft.
Das Schweigen sei also gebrochen! Die Fet¬
zen fliegen!
Auch der Klagenfurter ,, Mnemosyne. ZEIT¬
Schrift für jüdische Kultur“, die jetzt in neu¬
em handlichen Format erscheint (mit einem
Schwerpunktheft zu der heute in Konstanz
lebenden Emma Kann), jedoch aus mir unbe¬
kannten Gründen seit Jahr und Tag das glei¬
che Verschweigen übt, sei dieses Angebot,
das Schweigen zu brechen, gemacht! Für den
Mitherausgeber Armin A. Wallas entstünde
dadurch Arbeitserleichterung. Er könnte sich
solche Verrenkungen ersparen wie die, einen
in MdZ erstveröffentlichten Text von Meir
Marcell Faerber in der Wiedergabe durch
Josef N. Rudel in ‚Die Stimme“ zitieren zu
müssen, nur um das schreckliche Wörtchen
MdZ zu meiden. — K.K.
Tranvfa. Revue der Iberischen Halbinsel. Hg.
von Walter Frey und Brunhilde Wehinger. Heft
50. Berlin: Verlag Walter Frey (Postfach
303626, D-10727 Berlin) 1998. 678. DM 9,- +
Versandkosten (Jahresabonnement für 4 Hefte
DM 36,- + Porto).
Schwerpunktheft Federico Garcia Lorca, aus
Anlaß des 100. Geburtstages des 1936 von
den Franquisten ermordeten Dichters. Mit
Beiträgen von Werner Altmann (Würdigung
und Literaturbericht), Helmut Niemeyer (der
auf die eigentümliche Stumpfheit B. Brechts
gegenüber Garcia Lorca eingeht), Johannes
Gelich (der Voraussetzungen und Praxis der
berühmten Wanderbühne ‚La Barraca“ be¬
schreibt) und Hans-Jörg Neuschäfer. Was
die bisher von der Enrique Beck-Stiftung mo¬
nopolisierten Rechte der deutschsprachigen
Übersetzung Garcia Lorcas betrifft, zeigt
sich ein Silberstreif am Horizont.
In MdZ Nr.3/1998, S. 56, bezeichneten wir
Walter Dettwiler als den Initiator der Jakob
Haringer-Ausstellung in Köniz. Die Ausstel¬
lung ist, wie Dettwiler uns schreibt, jedoch
nicht ihm zuzuschreiben, sondern den Herren
Pierre Stampfli und Matthias Burkhalter.
Ebenfalls in MdZ Nr.3/1998, S. 53f. wird in der
Rezension des Buches ‚Von Sehnsucht wird
man hier nicht fett“ von Walter Lindenbaum
dieser zweimal Lindenberg genannt. Wir bitten
um Entschuldigung.