Ich werde versuchen, Herbert Eichholzer in seinem gesell¬
schaftlichen Umfeld zu skizzieren. Es kann nur ein Versuch
sein, da die steirische Kulturgeschichte der Zwischenkriegs¬
zeit noch nicht geschrieben ist. Eichholzer wird in ihr eine
wichtige Rolle spielen.
Beginnen möchte ich mit dem Engagement Herbert Eich¬
holzers für die erste Nummer der Kulturzeitschrift Plan. Hier
zeigt sich einmal mehr, daß sein Wirkungskreis weit über die
Steiermark hinausreichte.
Der Plan gilt als die wichtigste österreichische Kulturzeit¬
schrift der ersten Nachkriegsjahre. Sie wurde von Otto Basil
herausgegeben und erschien von Oktober 45 bis Frühjahr
1948.
Der Plan war nach dem Krieg ein Forum des literarischen
Wiederaufbaus, zugleich Stimme der Emigranten und Tribüne
der jungen Avantgarde. Der Plan-Kreis war in seiner demo¬
kratisch-antifaschistischen Haltung identisch mit Gruppen der
österreichischen Widerstandsbewegung.
Wenig bekannt ist, daß diese Zeitschrift erstmalig bereits
vor dem Krieg erschienen ist, vor allem, weil die Hefte als ver¬
schollen galten.
Inzwischen sind glücklicherweise vier Exemplare der
Nummer 1 vom Jänner 1938 wieder aufgetaucht. Eines fand
sich im Archiv Dieter Eckers. (Dieter Ecker, der bekannte Gra¬
zer Architekt, hat 1984 eine Dissertation über Eichholzer vor¬
gelegt, die eine Grundlage für unsere Arbeit war.)
Möglich wurde die Gründung dieser avantgardistischen
und antifaschistischen Kunst- und Kulturzeitschrift durch die
Zensurerleichterungen nach dem Juliabkommen 1936 und
dem Versuch Schuschniggs, in letzter Minute ein Bündnis ge¬
gen die drohende Besetzung Österreichs zu schaffen und mit¬
tels einer „nach links verlängerten Regierungsbank“ liberalere
Verhältnisse entstehen zu lassen. Otto Basil schrieb 1970 über
Heft 1, Jänner 1938, konnte noch öffentlich vertrieben wer¬
den; das Februarheft, von austrofaschistischer Zensur bereits
stark behindert, scheint noch einen Teil der Abonnenten er¬
reicht zu haben; die dritte Nummer, März 1938, wurde nach
Nazi-Sicherheitsministers Seyß-Inquart beschlagnahmt und
der Herausgeber wegen „Verspottung des Führers“ bei der
Gestapo angezeigt.
Offen bleibt die Frage, wie bei einem zweimonatigen Er¬
scheinungsrhytmus bis März noch zwei weitere Hefte fertig¬
gestellt werden konnten.
Lois Pregartbauer, „Der Trommler“, aus Plan, Heft 1