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März 1938 Die feierliche Lust des goldnen Lichtes klingt gräßlich wie Musik zu Mord und Zeitung. Schwärzlicher Nebel verschließt die Menschenseelen vor den Strahlen und Stimmen der Güte. Undurchdringlich ist diese Nebelwand, nur manchmal durchzuckt von blutigem Schein. Dahinter vernimmst du tönendes Erz, klingende Schellen und Terrorgeräusche. An Griechenland Als sich Germaniens riesige Kriegsmaschine in das Gebein deiner Verteidiger blutig steile Wege schnitt betrat ich deinen heiligen Freiheitsboden. Die Thermophylenstraße rauchte von den schleifenden Füßen deiner geschlagenen Söhne. Todesangst packte mich, als ich dich liegen sah unter den nackenbeschreitenden Stiefeln. Unerhört betete ich, und meine Tränen vermischten sich mit dem Elend in deinen Eingeweiden. Ich schaute deine Nymphen blutgestreift und kotbeschmiert die Koren und den Giebel des Parthenon. Klebendes Schwefelfeuer umschlang dein geschändetes Alter meine jungen Glieder. Vor deinem Jammer ward was sonst mich noch schirmte zu nichts. Athen im Schnee Im ersten Winter nach der Niederlage fiel Schnee; ganz Attika war weiß und kalt und voller Hungersnot. Die Armen, barfuß, hohl bis auf die Knochen mit Bäuchen von der Seuche aufgebläht, sie essen Gras, Abfall und Aas und alles, was der Hunger ohne Ekel verschlingt, und fallen um und sterben wie die Fliegen. 16 Europa Ein Ort voller Wut- und Wehgeschrei, voll von Fliehenden und Erschlagenen und ihren Treibern, bewaffneten und wehrlosen Menschenhaufen. Diese suchen sich zu verkriechen. Jene durchstöbern jedes Loch, durchkämmen Kirchen und Aborte, Kartoffelkeller, Gräber, Schneegebirge und jagen sie mit Schlägen hinaus und pferchen sie zusammen, und filmen sie, da sie stehn mit erhobenen Händen und mit dem Gesicht zur Wand. Meinen Landsleuten So lange kitzeltet ihr die Herrschermacht des dunstigen Halbsgesichts bis seine Begierde emporschwoll zu raumverpestender Mordsucht. Ihr wähntet, der Krieg werde euch nur der Feinde fliehende Rücken und Leichenstarre zeigen. Als aber auch hier bei euch die ausradierende Zerstörung wütete zeigtet ihr mit hilflos anklagenden Fingern auf jene, die höher flogen als die Wolken eurer Lügen. Die Feiglinge Sie hören der Verlornen Schreie nicht. Verwesung schreckt sie nicht. Der Hölle Sieg ist unser! jubeln sie. Wir schmecken nicht des Todes Stachel! Gott mit uns zum Fraß! Der Schlachthof steht verfluchten Schweinen offen. Michael Guttenbrunner, 1919 in Kärnten geboren, stammt aus ländlich-proletarischen Verhältnissen. Er war Lehrling, Maurergehilfe, Roßknecht. Illegale Tätigkeit für die Revolutionären Sozialisten, erste Verhaftung 1935; drei Jahre später die nächste. Er wurde Soldat, 1944 „wegen Aufwiegelung und tätlichen Angriffs auf einen Vorgesetzten vor versammelter Mannschaft“ zum Tode verurteilt, später zur Front begnadigt. Nach Österreich zurückgekehrt, hielt er fest an Jenem Geiste des Widerstands, für den er sein Leben eingesetzt hatte, ohne Rücksicht auf die Anpassungs- und Wandlungsmanöver seiner Zeitgenossen. Verständnis für die, die immer ihr Gesicht wahren wollten, obwohl sie keines hatten, brachte er nicht mehr auf. In einer gemeinsamen Veranstaltung des Republikanischen Clubs und der Theodor Kramer Gesellschaft las Guutenbrunner am 6.4. 2000 in Wien politische Gedichte. Einführende Worte sprach Peter Kreisky. Zuletzt ist 1995 Guttenbrunners Gedichtband „Lichtvergeudung“ beim Löcker Verlag, Wien, erschienen (vgl. Daniela Strigls Besprechung in MdZ Nr. 2/1996, 44f.)