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mehr deutsch schreiben würde. Shmueli, die
Celan im Dezember 1969 in Paris besuchte
und bis zuletzt mit ihm korrespondierte,
klagte schließlich angesichts der unüber¬
schaubaren interpretativen Literatur zu Ce¬
lan: „Es gibt viele Celans, und es werden im¬
mer mehr,... er wird oft zerredet.“

Helmut Kusdat

Anmerkungen

1 Zu dieser Tagung vgl.: Die Gemeinde. Zeit¬
schrift der Isrealitischen Kultusgemeinde Wien,
September 1999, 68f; sowie: Hubert Gaisbauer:
Prophetische Orte: Czernowitz, in: SCHRIFT/zei¬
chen 01/2000, 20.

2 Amy Colin (Hg.): Versunkene Dichtung der
Bukowina. Eine Anthologie. Miinchen 1994, Colin
Amy: Paul Celan — Holograms of Darkness, India¬
na University Press 1991

3 Vgl. zahlreiche Veröffentlichungen von Cor¬
bea-Hoisie zur Bukowinaer Literatur, darunter
„Jüdisches Städtebild Czernowitz“, Frankfurt
a.M. 1998.

4 Lydia Koelle: Paul Celans pneumatisches Ju¬
dentum. Mainz 1997.

5 Milo Dors Erinnerungen an Paul Celan sind
nachzulesen in: Auf dem falschen Dampfer. Wien
1988.

6 Zuletzt erschien von Peter Rychlo eine Uber¬
setzung von „Die Wasserträger Gottes“ von Manes
Sperber ins Ukrainische. Das Literaturarchiv Mar¬
bach gibt heuer ein von Peter Rychlo betreutes,

deutsch-ukrainisches Buch mit dem Titel „Celan in
Czernowitz“ heraus.

7 Wolfgang Emmerich: Paul Celan, Reinbek bei
Hamburg 1999; Israel Chalfen: Paul Celan — Eine
Biographie seiner Jugend, Frankfurt a. M. 1979

8 Leonard Olschner: Der feste Buchstab. Erläu¬
terungen zu Paul Celans Gedichtübertragungen.
Göttingen, Zürich 1985.

9 Vgl. zum jüdischen Element im Werk Celans:
Paul Felstiner: Paul Celan — Poet, Survivor, Jew;
Yale University Press 1995. Deutsch: Miinchen
1997.

10 Um so unverständlicher ist es, daß die deutsch¬
sprachige Fassung dieser Erinnerungen schon jah¬
relang unveröffentlicht bei einem deutschen Ver¬
lag liegt.

Wissenschaft und Kunst“

Im Herbst 1999 machte das „Institut für Wis¬
senschaft und Kunst“ (TWK) seine neu struk¬
turierte Datenbank zum Thema „Die österrei¬
chische Wissenschaftsemigration“ über In¬
ternet zugänglich. Die langjährige Vorge¬
schichte dieser Spezialdatenbank, ihre Kon¬
zeption und die Perspektiven zur Weiterent¬
wicklung sollen im folgenden skizziert wer¬
den.

Die Internet-Adresse lautet:
http://iwk.phl.univie.ac.at/emigration

Entstehung der Datenbank

Die Datenbank „Die österreichische Wissen¬
schaftsemigration“ ist Ergebnis eines vom
bm:wv finanzierten Projektes am „Institut für
Wissenschaft und Kunst“, realisiert von der
Arbeitsgruppe „Vienna Knowledge Net“
(bestehend aus Alexander Jerusalem, Mag.
Harald Riedmann, Jan Wessely, Dr. Charlot¬
te Zwiauer, Projektleitung). Das Projektziel
bestand darin, die Resultate einer langjähri¬
gen Emigrationsforschung am IWK, die bis¬
her in einer biographischen und einer biblio¬
graphischen Datenbank getrennt dokumen¬
tiert waren, in ein einheitliches Informations¬
system zu integrieren und über Internet der
breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Herkunft der Daten/
Aufnahmekriterien

Eine erste Bestandsaufnahme erfolgte im
Rahmen der von Univ.-Prof. Dr. Friedrich
Stadler geleiteten Projekte (1986-1991), de¬
ren Ziel es war, mit dem Aufbau sowohl einer
biographischen als auch bibliographischen
Datenbank die Wissensbasis für die „Doku¬
mentations- und Forschungsstelle Osterrei¬
chische Wissenschaftsemigration“ am IWK
zu schaffen. Zunächst erfolgte die Auswer¬
tung des „Biographischen Handbuchs der
deutschsprachigen Emigration 1933-1945“
(BHB), zudem wurden die umfangreichen
Recherchen der Exilabteilung des „Doku¬
mentationsarchivs des Österreichischen Wi¬
derstandes“ mit einbezogen. Eine wesentli¬

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che Erweiterung erfolgte durch die Einarbei¬
tung weiterer Standardwerke, insbesondere
aber von Archivmaterialien und einschlägi¬
ger Forschungsliteratur.

Den IWK-Projekten zur österreichischen
Wissenschaftsemigration lag von Anfang an
ein weiter Begriff von Wissenschaft zugrun¬
de. Entsprechend wurde versucht, in der bio¬
graphischen Datenbank all jene Personen zu
erfassen, die — innerhalb der Grenzen der
österreichisch-ungarischen Monarchie und
in der Ersten Republik geboren - in der Zwi¬
schenkriegszeit vorwiegend in deutscher
Sprache mehrere Jahre theoretisch-publizi¬
stisch wirkten und/oder bis 1938 an einer
österreichischen Hochschule lehrten bzw.
dort einen akademischen Grad erwarben. Da¬
mit konnten neben der universitären Elite
auch diejenigen Personen aufgenommen
werden, die in Österreich haupt- oder neben¬
beruflich wissenschaftlich in Studium, For¬
schung, Lehre und Publikation nachweisbar
wirkten. Mit berücksichtigt wurde auch die
jüngere EmigrantInnen-Generation, die bis
1938 einen Hochschulabschluß nicht mehr
erreichte, wegen des aufkommenden Fa¬
schismus das Studium erst im Einwande¬
rungsland fortsetzen konnte und dort wissen¬
schaftlich-publizistisch weiterwirkte. Zudem
erfolgte nur eine pragmatische Abgrenzung
zur politischen, künstlerischen und literari¬
schen Emigration, da bei vielen Intellektuel¬
len dieser Arbeitsbereich einher ging mit
theoretisch ausgerichteten Publikationen.?
Zu den einzelnen EmigrantInnen dieses Wir¬
kungsbereichs wurden neben den Eckdaten
vor allem Angaben zum Emigrationsweg,
zum Beruf, zur Position an einer Universität
vor/nach der Emigration, zur Religion, zur
jüdischen Herkunft erfaßt. In der bibliogra¬
phischen Ursprungsdatenbank wurde in er¬
ster Linie Literatur zur Emigration allgemein
sowie zur Wissenschaftsemigration im be¬
sonderen aufgenommen. Durch die Doku¬
mentation auch von unselbständiger Lite¬
ratur konnte so sonst eher schwer auffind¬
bare Expertenliteratur zugänglich gemacht
werden.

Zur Konzeption der Datenbank

Die neu konzipierte Datenbank entspricht
mit ihren drei miteinander verknüpften Ele¬
menten Person (z. B. EmigrantIn/AutorIn),
Institution (z. B. Universitat, Verlag), Werk
(z. B. eines/einer EmigrantIn, eines/einer
nicht emigrierten Autors/Autorin) den im
„Biographischen Handbuch“ (BHB) gesetz¬
ten Schwerpunkten Personengeschichte, Tä¬
tigkeitsgeschichte und Werkgeschichte. Die
Verknüpfung dieser drei Elemente ermög¬
licht vielfältige Abfragen. Um den unter¬
schiedlichen Vorkenntnissen und Bedürfnis¬
sen der Benutzer gerecht zu werden, wurde
neben der Volltextsuche eine einfache Suche
sowie eine komplexe Suche eingerichtet.

Abfragebeispiele

Hier ein paar Beispiele zu häufigen Abfra¬
gen:In der einfachen Personen-Suche ist es
möglich, über Name, Geburtsdatum, Institu¬
tion vor Emigration, Institution nach Emigra¬
tion Abfragen zu starten. Man erhält etwa mit
der Eingabe „New School for Social Re¬
search*“ bei „Institution nach Emigration“
alle Personendatensätze, bei denen dieser
Eintrag zutrifft. (Zum Vergleich bietet sich
die Abfrage „New School*“ in der Voll¬
text-Suche an.) Die so abgefragten Personen¬
datensätze von EmigrantInnen enthalten An¬
gaben zu Eckdaten, Werken, Emigrations¬
weg, Berufen. Bei „Werke“ ist der Übergang
zur genaueren bibliographischen Angabe, zu
beteiligten Personen, Enthalten in, Schlag¬
worten möglich. Eine kombinierte Suche, et¬
wa nach Beruf/Emigrationsland/Remigra¬
tion usw. kann in der komplexen Personen¬
Suche ausgeführt werden.

Erweiterungen in laufenden
Projekten/Kooperationen

Im laufenden, vom bm:wv geförderten Pro¬
jekt (geplanter Projektabschluß: August
2000) wird der stufenweise Ausbau der kom¬
plexen Spezialdatenbank zur Wissenschafts¬