Sohn Mayer Ebners, des großen Führers der Juden der
Bukowina. Das vorbereitende Komitee enthielt neben Barth
und Gold die Namen: Hugo Bergman, Max Brod, Jehoshua
Guvrin, Isidor Klaber und Wolfgang von Weisl. An die IKG
schrieb Gold, daß es sich darum handle, „aus dem Institut eine
ähnliche Körperschaft für das Judentum auf dem Gebiete der
einstigen Monarchie zu schaffen, wie es für die Juden aus
Deutschland das Leo Baeck-Institut darstellt.“
Leider haben sich nicht alle Rundschreiben des Zwi Perez
Chajes Instituts erhalten. Im ersten Rundschreiben wurden die
überaus ehrgeizigen Pläne vorgestellt: „Bei einer kürzlich in
Tel-Aviv stattgefundenen Aussprache wurde dem Gefühl
Ausdruck gegeben, daß die Epoche des Judentums, welches
auf den Gebieten der Österreich-Ungarischen Monarchie vor
und nach 1918 lebte, für uns, unsere Kinder und für die weite
jüdische Welt nur erhalten werden kann, wenn wir, die Gene¬
ration, welche aus diesen Gebieten stammt, diese Aufgabe auf
uns nehmen würden. Denn wir sind zutiefst davon überzeugt,
daß die glorreichen Leistungen dieser Judenschaften verdienen
nicht nur erhalten zu werden, sondern, daß daraus viele be¬
deutende Lehren für die Zukunft unseres Volkes zu ziehen sind
... Der Zweck dieses Institutes wird es sein, jüdisch-histori¬
sche[s] Material bezüglich des Lebens der Juden in den
Gebieten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie vor und
nach 1918 zu sammeln; eine wissenschaftliche Zeitung und an¬
dere Publikationen zu veröffentlichen; wissenschaftliche Vor¬
träge, Konferenzen und andere Funktionen zu veranstalten;
und Filial-Institutionen in Israel und im Auslande ins Leben zu
rufen.“
Im zweiten Rundschreiben hieß es: „Die Werbeaktion für
Mitglieder und Freunde des Z. P. Chajes Institutes dauert nach
wie vor an, doch die erste Reaktion von Persönlichkeiten aus
aller Welt beweist bereits, wie notwendig es war, die Initiative
zur Gründung dieses Instituts zu ergreifen. Führende Per¬
sönlichkeiten der jüdischen Welt — unter ihnen Dr. Nahum
Goldmann, Prof. Dr. Salo Baron, Jerusalems Bürgermeister
Teddy Kollek, Dr. Max Brod, Prof. Dr. Hugo Boyko, Prof. Dov
Sadan, Prof. Dr. Oscar Teller u.a. — sind als lebenslängliche
Mitglieder ... beigetreten. Jüdische Gemeinden und Verbände,
wie die Jüdische Cultusgemeinde Zürich, die Chajes-Loge des
Bnai Brith-Ordens in Wien und die Gesellschaft Israel-Öster¬
reich — zählen ebenfalls dazu.“
Der Text dieses Rundschreibens zeigt auch, daß, wenn es ei¬
nigen Personen damals gelungen wäre, ein akives und seriöses
Institut zur Erforschung des österreichischen Judentums, ana¬
log zu dem 1955 gegründeten deutsch-jüdischen Leo Baeck
Institut, zu gründen, das Interesse von seiten potentieller
Förderer und Mitarbeiter durchaus vorhanden gewesen wäre.*
Die einzige feststellbare Aktivität des Instituts war jedoch,
daß es als Herausgeber von einigen der nachfolgend im
Olamenu Verlag publizierten Bände figurierte.
Als erster Band ist dabei das 1969 von Harry Zohn publi¬
zierte Buch Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bi¬
bliographisches Lexikon zu nennen.
(Zohn hatte im Olamenu Verlag 1964 bereits das Buch
Wiener Juden in der deutschen Literatur veröffentlicht. Als er
1986 im Amalthea Verlag den Band ,...ich bin ein Sohn der
deutschen Sprache nur...’ Jüdisches Erbe in der österreichi¬
schen Literatur publizierte, das teils die überarbeiteten und er¬
weiterten Fassungen der Bio-bibliographien und Aufsätze
beider Bücher wiederveröffentlichte, unterließ Zohn allerdings
jeden Hinweis auf seine beiden früheren Bücher).
Als zweiter Band des Instituts erschien der von Gold selbst
herausgegebene Band Zwi Perez Chajes. Dokumente aus
Leben und Wirken. Im Vorwort schrieb Gold über das Institut:
Chajes „war seiner Zeit der Träger der Gesamtwissenschaft des
Judentums, wie sie vor etwa hundertfünfzig Jahren ihren Sie¬
geslauf durch die jüdische Geschichte begonnen hatte. Es ist
somit gewiß kein Zufall, daß sich das neue Institut in Israel,
dessen Aufgabe in der Pflege und Förderung aller For¬
schungsgebiete der Judaistik besteht, mit seinem Namen
schmückte.“
Der dritte Band dieser Reihe war das Buch von Wolfgang
von Weisl, Die Juden in der Armee Österreich-Ungarns.
Illegale Transporte. Skizze einer Autobiographie. (Tel Aviv
1971). 1971 gab Gold noch den Band Österreichische Juden in
der Welt. Ein bio-bibliographisches Lexikon heraus, eine wich¬
tige Quelle für die Exilforschung. Auch im Zusammenhang mit
dieser Arbeit bedauerte Gold, daß „ein großer Teil der Adres¬
saten ... es überhaupt nicht der Mühe wert“ fand „zu antwor¬
ten. Dieser Band war als erster einer Reihe von „Lexika
jüdischer Landmannschaften“ geplant, die aber nicht mehr er¬
schienen sind.”
Unter den weiteren Bänden, die der Olamenu Verlag publi¬
zierte, sind folgende Titel zu nennen: Jirmejahu Oskar
Neumann, Im Schatten des Todes. Ein Tatsachenbericht vom
Schicksalskampf des slowakischen Judentums (1962), Paul I.
Diamant, Minna I. Diamant (1965), Max Brod. Ein Gedenk¬
buch 1884-1968, herausgegeben von H. Gold (1969), Sieg¬
fried Weitzmann, Studie über Kafka (1970), Rolf Italiaander,
Judentum in Lateinamerika (1971), Stella Rotenberg, Gedichte
(1972) und Gershon Erich Steiner, Die Geschichte der Patria
(1973). Das Buch Eichmann vor seinen Richtern in Israel. Ein
Prozeß Tagebuch. Unter Mitarbeit hervorragender israeli¬
scher Journalisten, für das bereits ein Prospekt gedruckt wur¬
de und wegen dem Gold auch mit dem Journalisten Chaim
Mass in Kontakt war, erschien nicht.*
Nach dem Erscheinen der Gedenkbücher und mit Golds zu¬
nehmendem Alter kam es auch zu einigen - allerdings von sei¬
nen Freunden organisierten, keineswegs offiziellen — Ehrun¬
gen. Anläßlich von Golds 70. Geburtstag veranstaltete ein
Ehrenkomitee im März 1966 einen von 250 Personen besuch¬
ten Ehrenabend in Tel Aviv an dem Wolfgang von Weisl, der
Richter Chaim Ehrlich, Rabbiner Jehuda Ansbacher, Elias
Katz, der frühere Rabbiner von Preßburg, Meir Faerber und der
damalige österreichische Botschafter Arthur Agstner spra¬
chen.”
Das von Fritz Ullmann, Isidor Klaber und Dov Sadan orga¬
nisierte internationale Ehrenkomitee bestand aus 56 Personen,
darunter Ernst Feldsberg als einzigem Wiener. 1967 erhielt
Gold in Wien den Theodor Körner Preis, konnte aber bei der
Verleihung nicht anwesend sein. Er besuchte jedoch kurze Zeit
später Wien, wo Desider Stern, in seinem Brotberuf Erzeuger
von Espresso-Kaffeemaschinen, der damals an der von der Zwi
Perez Chajes Loge der B’nai B’rith veranstalteten Buch¬
ausstellung „Werke von Autoren jüdischer Herkunft in deut¬
scher Sprache“ arbeitete, im Rahmen der B’nai B’rith einen
Abend zu seinen Ehren organisierte. Die einleitenden Worte
sprach Oberrabbiner Akiba Eisenberg; das Koreferat hielt der
israelische Arzt Isidor Klaber, vor 1938 ein prominentes
Mitglied des Wiener Kultusvorstands.”
Die Feier fand kurz nach dem israelischen Sechstagekrieg
statt und Gold „gedachte in seiner Rede der Helden des Blitz¬
krieges in Israel und schloß mit dem Wunsche, daß unser