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Eisler, Rosa, geb. Fehl, geb. 16. Februar 1880. Stiege 4 Tür 11.
Letzte Adresse: 2., Novaragasse 32/2.

Deportiert am 3.12. 1941 nach Riga.

Rothfeld, Abraham, geb. 13. Mai 1880. Stiege 3/ Tür 11. Buchhalter.
Letzte Adresse: 1., Werdertorgasse 17/8.

Deportiert am 23.10. 1941 nach Lodz/Litzmannstadt.

Rothfeld, Klara, geb. 17. Juli 1890. Stiege 3/ Tür 11.

Letzte Adresse: 1., Werdertorgasse 17/8.

Deportiert am 23.10. 1941 nach Lodz/Litzmannstadt.

Schenker, Edith geb. Löwy, geb. 5. August 1906. Stiege 2/ Tür 2.
Letzte Adresse: 2., Zirkusgasse 41/9.

Deportiert am 28.11. 1941 nach Minsk.

Schenker, Ferdinand, geb. 8. Mai 1897. Stiege 2/ Tiir 2. Handels¬
angestellter.

Letzte Adresse: 2., Zirkusgasse 41/9.

Deportiert am 28.11. 1941 nach Minsk.

YBBSSTRASSE 31-33

Biegler, Irene, geb. 10. Jänner 1879. Stiege 2/ Tür 8. Privatbeamtin.
Letzte Adresse: 2., Fugbachgasse 7/4.

Deportiert am 15.10. 1941 nach Lodz/Litzmannstadt.

Gaspar, Nelly, geb. Löwy, geb. 7. Dezember 1898. Stiege 3/ Tür 3.
Letzte Adresse: 2., Lichtenauergasse 4.

Deportiert am 15.2. 1941 nach Opole.

Gaspar, Simon, geb. 7. Juni 1881. Stiege 3/ Tür 3. Handelsagent.
Letzte Adresse: 2., Lichtenauergasse 4.

Deportiert am 15.2. 1941 nach Opole.

Literatur:

Herbert Exenberger, Johann Koß, Brigitte Ungar Klein: Kündigungs¬
grund Nichtarier. Die Vertreibung jüdischer Mieter aus den Wiener
Gemeindebauten in den Jahren 1938-1939. Wien 1996.

Er hat seine Angst in Schlauheit gewendet, wie einen ver¬
schlissenen Mantel; sehr viel Routine der Angst. Jetzt ist der
Heimatvertriebene Prokurist eines Bauunternehmens, das
wieder anderen Angst macht: Häuser abreißt, Wohnungen de¬
moliert, Büros errichtet, oder Eigentumswohnungen, in denen
man dann weniger Angst hat. Der Heimatvertriebene, ihm hat
die Wohnung im vierten Stock links früher gehört, hat ständig
den Ausdruck im Gesicht, den ich an meinem Großvater nach
einem zweiten Erstickungsanfall, kurz vor seinem Tod, be¬
merkt habe: eine kleine, helle Fläche des Schreckens unter dem
Auge. Dem Heimatvertriebenen ist ein Lungenflügel abge¬
storben. Er und seine Frau haben im russischen Kohlenrevier
für Deutschland die Reparationen bezahlt - sie sind aus dem
Banat verschleppt worden und erst Anfang der 50er Jahre nach
Wien gekommen. Seinen Sohn, der in seine Fußstapfen treten
soll, sieht der Heimatvertriebene oft abschätzig an: Dem Sohn
fehlt die Angst, die fürs Geschäft nötig ist.

Wir befinden uns an der Donaulände. Hier kommen Menschen
an, verschwinden wieder, die Donau herauf, die Brücken herü¬
ber. Sie kommen, weil sie weiß Gott welche Bedürfnisse haben,
weil sie polnische Bürger in einem Autobus sind, die eine
Wallfahrt nach Rom machen, weil sie ihr Reisegeld mit dem
Verkauf polnischer Marlboro verdienen wollen (sie sind so naiv
und bieten ihre Zigaretten in der Tabaktrafik an), weil dann die
Zollwache kommt und die Zigaretten beschlagnahmt, weil dann
eine polnische Pilgerin weint, die jetzt weiß, daß sie hungrig
nach Rom kommen wird. Das alles ist zufällig, geschieht oder
geschieht nicht; wir sind hier nicht Menschen zweiter Klasse,
sondern zufällige Menschen, man hat uns nicht in eine Klasse
eingeteilt, wir gehören gar nicht zu den Eingeteilten. Irgendwo
hinten, wo die Stadt ansteigt, beginnt die Welt der eingeteilten
Menschen. Die paar Bäume, der gepflasterte Platz, auf dem die
Kinder spielen, liegen in einem verlorenen Seitenblick derer,
die über die Brücke fahren, mit ihren Fahrzeugen wieder in die
Stadt herunterfallen und vor sich die Turmspitze des Stephans¬
doms über den Häusern haben. Das Zufällige unseres Daseins
ist voll sanfter Duldsamkeit, wir bewegen uns still aneinander

vorbei, haben uns ein Bett des Abstands in unsere täglichen
Wege gegraben. Was neu ist, geschieht anderswo, die Anbah¬
nung einer Ehe, die Bekanntschaft eines Zuhälters mit einem
verzweifelten Mädchen, oder die Aufhebung und Einführung
der Visapflicht, hier lernt niemand niemanden kennen, lernt nur
diese bittere und sanfte Duldsamkeit, die sich schmiegsam vor
ihm auftut und hinter ihm schließt. Täglich schieben die Geld¬
händler einen winzigen Mann in einem Rollstuhl an seinen
Standplatz, er handelt mit, sie lachen und scherzen mit ihm, ich
verstehe nicht, was sie reden. Die Beine sind dem Kleinen ver¬
kümmert, er hat ein spitzes, aufgewecktes Gesicht, handelt, in
seinem Rollstuhl sitzend, auf der Straße mit tschechischen Kro¬
nen, ungarischen Forint, Dollar und Mark. Die Straßendevisen¬
händler sind nicht sehr philosophisch. Sie betrachten die Straße
bloß als den Ort, wo Menschen gratis anzutreffen sind. Den¬
noch freut sie das Leben auf der Straße; angeblich träumt einer
von ihnen bei gewissen Lichtstimmungen von sibirischen Som¬
mern und deren unwirklichem Grün. Natürlich, jeder Realist
weiß: Das Paradies ist der Ort, wo alle Menschen in Innenräu¬
men untergebracht sind und nicht mehr hinaus müssen. Vorläu¬
fig kommen die Menschen noch auf der Straße zusammen.
„Sind wir hier Menschen zweiter Klasse“, fragt sich auch S.
auf dem Weg von der Untergrundbahn zu dem Haus am Mexi¬
koplatz, in dessen viertem Stock sie ihre Wohnung hat. Ein
Platz zweiter Klasse mit Menschen zweiter Klasse. Schon in der
U-Bahnstation bekommt man das mit; es gibt reichlich Men¬
schen, keine Rolltreppe; feste Beine, schweres Schuhwerk, das
auf die steile Treppe trommelt. Sie zieht die zwei Taschen fester
an sich, tänzelt zuerst, wird langsamer und achtet nur mehr,
nicht von hinten gestoßen zu werden. Die harten Füße, die sie
fürchtet, entfernen sich, sind voraus. Oben ist es lichter, stehen
die beiden Zeitungsverkäufer links und rechts Wache. Dann geht
sie an geplagten Bäumen zweiter Klasse und einer eingerüsteten
großen Kirche zweiter Klasse vorbei. Geschäfte zweiter Klasse.
Gemalte Ladenschilder „Kleines Kaufhaus“, „‚Waren aller Art“,
„Levis Electronic“. Natürlich, das ist nicht das Hietzinger Platz],
nicht einmal der Südtiroler Platz. Sie hat heute das Auto nicht,
zuerst fühlte sie sich unbeschwert, jetzt ärgert sie jeder Schritt.

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