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ne Möglichkeiten interaktiven Handelns an¬
getroffen werden. Sie sind deswegen beson¬
ders geeignet für den Einsatz im Unterricht
und als Grundlage im Fernstudium.

In jedem PRAXISFELD werden drei Mög¬
lichkeiten eröffnet, auf Fragen zu antworten.
(a) Es gibt Entscheidungsfragen: Man kann
Ja-Nein-Buttons anklicken und bekommt
entsprechende Informationen zur gewählten
Antwort.

(b) Weiters werden multiple-choice-Antwor¬
ten angeboten. Wiederum erhalten die User/
innen Kommentare zu ihren Entscheidungen.
(c) Und schliesslich wird zu jedem PRAXIS¬
FELD ein ARBEITSBLATT angeboten. Die
UserInnen können und sollen dieses auf Ih¬
rem PC speichern. Auf dem ARBEITS¬
BLATT sollen sie ihre Antworten in Es¬
sayform formulieren und, wenn nötig, ergän¬
zen und überarbeiten usw. Wenn sie eine
Prüfung ablegen wollen, werden sie gebeten,
die Arbeitsblätter der von ihnen gewählten
PRAXISFELDER ihrem Prüfer zuzu¬
schicken. Die ARBEITSBLÄTTER werden
Teil der Beurteilung sein.

Holocaust und Literatur (Herbert Staud,
Wien)

Die Wiener Kleinkunst der Zwischenkriegs¬
zeit im Widerstand gegen den Faschismus (H.
Staud)

Fluchtpunkt London (H. Staud)

Von Prag bis Tucson — Die vielen Leben des
Hans Natonek (M. Kreuzwieser)

Das Ostmark-Kabarett „Wiener Werkel“ —
Kollaboration oder Demonstration? (H.
Staud)

Formen der Erinnerung (H. Staud)
Davidstern und Kreuz. Joseph Roths unge¬
wöhnliches Manuskript Emigration (1937)
(M. Kreuzwieser)

Der „Weg vom Schäbigen ins Ewige“. Zu
Hermann Brochs „Methodisch konstruiert“
(M. Kreuzwieser)

Österreichbilder von Exilierten (H. Staud)
Exil und Kanon (H. Staud)

Spurensuche nach dem Exil (H. Staud)
Schriftstellerinnen im Exil — Zuständig fürs
Überleben (Sigrid Schmid, Salzburg)
Rückkehr — „Heimkehr“. Topographien des
Erinnerns (Jacqueline Vansant, USA)

Museum (virtuelle Museumsspaziergänge)

Das virtuelle MUSEUM rückt im besonderen
Ausmaß die optische Dimension des Pro¬
jektes in den Mittelpunkt. Am Beispiel von
ausgewählten Autoren und Themen werden
zwei virtuelle Spaziergänge angeboten.
Exilierte jiddische Dichter aus Wien (Armin
Eidherr, Artur Bodenstein)

Drei Wege in die Emigration (Martin Krist,
Artur Bodenstein)

Die Plattform wird in regelmäßigen Ab¬
ständen aktualisiert, soweit dies die finanzi¬
ellen Möglichkeiten zulassen. Wissenschaft¬
lerInnen und LehrerInnen stellen uns Konti¬
nuierlich eigene Arbeiten zur Verfügung.

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Barbara Hoster

In memoriam David
Ludwig Bloch (1910 ¬
2002)

Am 16. September 2002 starb im Staate New
York der Künstler David Ludwig Bloch im
Alter von 92 Jahren. Sein Lebenslauf und sein
Werk legen ein bemerkenswertes Zeugnis für
das Schicksal europäischer Juden im chinesi¬
schen Exil in Shanghai ab.

Am 25. März 1910 in Floß in der Oberpfalz
geboren, verlor Bloch als Kleinkind sein
Gehör. Er absolvierte eine Ausbildung zum
Porzellanmaler in der Oberpfalz. Erste
Anerkennung als Künstler erhielt er 1934 als
jüngstes Mitglied des Jüdischen Kultur¬
bundes mit der Teilnahme an Ausstellungen
in München und Fürth. Ein in München be¬
gonnenes Kunststudium mußte er allerdings
aufgrund der nationalsozialistischen Juden¬
verfolgung abbrechen. Nach der Pogrom¬
nacht 1938 wurde er für einige Wochen im
Konzentrationslager Dachau interniert. Sein
in den USA lebender Bruder ermöglichte ihm
im Frühjahr 1940 eine Schiffspassage nach
Shanghai - die ostchinesische Hafenstadt war
aufgrund der Visafreiheit zum Fluchtort von
ca. 20.000 europäischen Juden geworden.
Während seines neunjährigen Exils in Shang¬
hai schuf Bloch nahezu 300 Holzschnitte, in
denen er den chinesischen Alltag festhielt:
Kinder, Rikschafahrer und Bettler zählten zu
seinen bevorzugten Motiven. Er thematisierte
das soziale Elend der chinesischen Großstadt,
bewies aber in seiner minutiösen Beobach¬
tung von Straßenszenen auch immer wieder
seinen Sinn für Humor und Situationskomik
(zu diesen Holzschnitten siehe auch den
Artikel von Rosamunde Neugebauer, „Kunst
im Exil. David Ludwig Bloch in Shanghai“,
in: China heute 1997, 153-160).

Im Gegensatz zu vielen seiner jüdischen
Schicksalsgenossen, die mit den schwierigen
Lebensbedingungen und der Fremdheit ihres
Exilortes nicht zurechtkamen, begriff Bloch
Shanghai als „seine hohe Schule“, die ihm die
Augen für die condition humaine öffnete und
ihn zu künstlerischem Schaffen anregte. Die¬
se neugierige Offenheit für seine Umgebung
charakterisierte ihn bis ins hohe Alter. Durch
mehrere Ausstellungen und eine Buchver¬
öffentlichung seiner Holzschnitte über die
Shanghaier Rikschafahrer wurde er dem
Shanghaier Exilpublikum bekannt.

In Shanghai lernte er seine chinesische Frau
Lilly Cheng Disiu kennen, die ebenfalls ge¬
hörlos war. Mit ihr emigrierte er 1949 in die
USA, wo er als Kunstlithograph arbeitete und
in Mount Vernon im Staate New York lebte.
Es war für David Ludwig Bloch eine Ge¬
nugtuung, im Alter noch eine breite Anerken¬
nung für sein künstlerisches Werk zu erfahren,
zu dem neben den erwähnten Holzschnitten
auch Aquarelle mit chinesischen Landschafts¬

RATUR SHWIGERSTANd ».Exıl

motiven sowie großformatige Acrylbilder
zum Holocaust zählen. Seit den 1980er Jahren
waren viele seiner Kunstwerke in den USA.
und in Deutschland zu sehen, u.a. 1988 im
Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg,
1994 im Jüdischen Museum München und
1996 im Leo Baeck Institute in New York.
Im Rahmen der vom Institut Monumenta Se¬
rica und vom China-Zentrum 1997 in Sankt
Augustin durchgeführten Ausstellung „Von
Kaifeng ... bis Shanghai. Juden in China“
wurden zahlreiche seiner Werke sowie per¬
sönliche Erinnerungsstücke an die Shanghaier
Exilzeit gezeigt. Der damalige Vorsitzende
des Zentralrates der Juden in Deutschland,
Ignatz Bubis, überreichte dem aus New York
angereisten Künstler bei der Ausstellungs¬
eröffnung die erstmalige Veröffentlichung
seiner gesammelten in Shanghai entstandenen
Holzschnitte in Buchform (David Ludwig
Bloch: Holzschnitte. Woodcuts. Shanghai
1940-1949. Hg. von Barbara Hoster, Roman
Malek und Katharina Wenzel-Teuber. Eine
gemeinsame Veröffentlichung des Instituts
Monumenta Serica und des China-Zentrums.
Sankt Augustin, Nettetal 1997; vgl. zu dieser
Ausstellung auch China heute 1997, 39).
Außerdem wurden seine Werke u.a. 2000 im
Holocaust Memorial Museum in Washington
D.C. und noch einmal im Jüdischen Museum
in München gezeigt (vgl. dazu China heute
2000, 74). Zur Neueröffnung der umgebauten
KZ-Gedenkstätte Dachau ist für 2003 eine
Wechselausstellung zu David Ludwig Bloch
geplant. Seine Werke sind auch im „Learning
Center“ des Jüdischen Museums Berlin im
Rahmen einer Bildschirmpräsentation zu se¬
hen.

Barbara Hoster

Zuerst veröffentlicht in: China heute. Infor¬
mationen über Religion und Christentum im
chinesischen Raum, Nr. 122-123 [2002), S.
111. - Etliche Holzschnitte David L. Blochs
waren auch in den beiden Shanghai-Schwer¬
punktheften von ZW zu sehen (Nr. I und
2/2001).