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er wieder in der Öffentlichkeit für Kraus ein und bemühte sich - al¬
lerdings erfolglos —- um eine Karl Kraus Gesellschaft und um die Heraus¬
gabe seiner Werke.

21 Franz wurde knapp vor seinem Tode zum Oberleutnant der Reserve
ernannt und posthum, seines „hervorragend tapferen und erfolgreichen
Verhaltens vor dem Feinde“ wegen mit dem Eisernen Kronenorden II.
Klasse ausgezeichnet.

22 Karl Julius Weber, Schriftsteller, 1767-1832, stammt aus dem
Würthembergischen Langenburg; er vertrat einen nicht von den fran¬
zösischen Enzyklopädisten beeinflußten rationalisitischen, spöttischen
Skeptizismus. In diesem Sinne bekämpfte er mit witzigen Übertrei¬
bungen die von der Romantik gepriesenen mittelalterlichen Institutio¬
nen des Rittertums, des Mönchswesens und der Papstkirche. Viel ge¬
lesen wurden seine satirischen, humoristischen, geistreichen und fri¬
volen Schriften „Deutschland oder Briefe eines in Deutschland reisen¬
den Deutschen“ (4 Bde., 1826-1828) und „Demokritos oder Hinter¬
lassene Papiere eines lachenden Philosophen“ (12 Bde., 1832-1840).
Nach dtv-Lexikon, Bd.20, S. 45.

23 Herausgegeben wurden die Gedichtzyklen „Der tägliche Tag“,
Brenner 6. Heft, 6. Folge, Ende August, 1920, Innsbruck, S. 424-436;
„Der steinerne Tag“, Brenner 1. Heft, 7. Folge, Frühling, 1922, Inns¬
bruck, S. 41f.; das Prosastück „Verwandlung des Winters“, Brenner
8. Folge, Herbst 1923, Innsbruck, S. 107-109 und „Das Reglement des
Teufels“, Brenner 9. Folge, Herbst 1925, S. 67-76.

24 Franz Glück, 1899, Wien — 1981, Bad Vöslau, Schriftsteller, Lite¬
ratur- und Kunstkritiker, studierte Germanistik und Kunstgeschichte
in Wien, Heidelberg und München, 1923 Dr.phil., danach tätig im
Verlagshaus Anton Schroll & Co in Wien, gehörte zum engeren
Freundeskreis um Karl Kraus. 1938 durfte er vom Verlag offiziell nicht
mehr beschäftigt werden, er wurde aber trotzdem nicht entlassen. 1945¬
49 Direktor dieses Verlagshauses, ab 1949 Direktor des Historischen
Museums der Stadt Wien, maßgeblicher Anteil am Museumsneubau
am Karlsplatz, zahlreiche Publikationen: z.B. Adolf Loos (1931),
Schriften über Stifter, Altenberg, Nestroy, Kraus, Trakl u.a.

25 Deutsches Bühnenjahrbuch, hg. von der Genossenschaft Deutscher
Bühnenangehöfriger, 35. Jg., 1921, S. 635; 39. Jg., 1925, S. 761.

26 Den Angehörigen Lias bin ich zu größtem Dank verpflichtet. Sie
waren mir auf liebenswürdigste Weise mit Informationen behilflich.
Besonders Signor Dott. Armando Tabarelli de Fatis, Trento, der mir
das einzige ihm erhaltene Photo von Lia und Otto Janowitz zur Ver¬
fügung stellte. Mein Dank gilt auch Signora Livia De Fatis Tabarelli
in Bertagnolli, Cavalese, der heute 94 jährigen Cousine Lias, und Signor
Dott. Gian Maria Tabarelli De Fatis, Trento.

27 Der ursprüngliche Vertragsbeginn war für 1. Februar 1923 vorge¬
sehen, wurde aber auf Ersuchen Otto Janowitz’ verlegt, weil sein Vater
am 8. Februar 1923 gestorben war.

28 Diese Informationen stammen aus dem Aktenmaterial des Archivs
der Republik, Direktion der Staatsoper: GZ 87/1923, GZ 907/1924,
GZ 39/1928, GZ 932/1929, GZ 655/1932, GZ 774/1932, GZ
662/1935, GZ 8089/1935, GZ 701/1938.

29 Diese Vermutung stütze ich auf einen Brief von Otto Janowitz an
Karl Kraus vom 27. 11. 1918 (WStLB IN 145.492), in dem er ihn dar¬
auf hinweist, daß der Notensetzer im „Lied des Alldeutschen“ (III. Akt/
40. Szene) eine Pause verdruckt habe.

30 Dr. Franz Schalk, 1863-1931, Dirigent, Schüler von Epstein, Hel¬
mesberger u.a., Förderung durch Anton Bruckner und später durch
Gustav Mahler Berufung an die Wiener Hofoper, 1900, 1918-1929
Direktor, 1919-24 zusammen mit Richard Strauss, außerdem war er
Dirigent und Leiter der großen österreichischen Orchester und Grün¬
dungsmitglied der Salzburger Festspiele. Politisch stand er immer im
konservativen deutschnationalen Lager. 1930 Erster Österrreichscher
Generalmusikdirektor (Nach: Österreichisches Biographisches Lexi¬
kon, 46. Lieferung, S. 31)

31 Siegfried Kracauer, Von Caligari bis Hitler, Frankfurt am Main, 1979,
S. 73

32 Neben Rolf Rieß’ Nachwort in dem 1999 herausgegebenen Roman
„Jazz“, ist die Buchbesprechung von Manfred Chobot, in: ZW, 8. Jg.,
Nr. 4, Februar 2002, S. 46, zu erwähnen.

Ernesto Kroch kam 1982 auf der Flucht vor der uruguayischen
Militärdiktatur nach Frankfurt am Main. Wie viele andere Exi¬
ierte aus Lateinamerika, begann er in Deutschland literarisch
zu schreiben und seine Texte zu publizieren. Dennoch gibt es
bei Ernesto Kroch einiges, was ihn von anderen Exilautoren un¬
terscheidet. Da ist zunächst sein Alter: Er war bereits 65 Jahre
alt, als er in die Bundesrepublik kam. Dann seine Sprache: Er
schrieb sofort auf deutsch, auch wenn er sich das Deutsch, das
in den achtziger Jahren in der Bundesrepublik gesprochen wur¬
de, erst mühsam aneignen musste. Dann seine Fluchtgeschich¬
te(n): Die Bundesrepublik Deutschland war nicht sein erstes
Exilland — das war vielmehr Uruguay. Dort war er 1938 nach
mehrjähriger Gefängnis- und KZ-Haft in Nazideutschland als
mittelloser Flüchtling angekommen. 42 Jahre später kam er wie¬
der in das Land, aus dem er einst geflohen war.

Ernst Kroch wurde 1917 als Kind jüdischer Eltern in Breslau
geboren. Als Jugendlicher begeisterte er sich für die Jugend¬
bewegung und schloss sich dem deutsch-jüdischen Jugendbund
„Kameraden“ an. Als dieser 1932 in eine deutschnationale, ei¬
ne zionistische und eine sozialistische Richtung zerfiel, schloss
Ernst Kroch sich der letzteren an und wurde Mitglied der Kom¬

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munistischen Jugend Opposition (KJO), der Jugendorganisation
der KPO, einer antistalinistischen Abspaltung der KPD. Nach
der Machtübernahme durch die Nazis beteiligte er sich an an¬
tifaschistischen Widerstandsaktionen. Am 9. November 1934
wurde er verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“
zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung sei¬
ner Haftstrafe wurde er im Mai 1936 ins KZ Lichtenburg über¬
stellt, wo er bis Anfang 1937 inhaftiert war. Dann wurde er un¬
ter der Bedingung, Deutschland innerhalb von zehn Tagen zu
verlassen, aus dem KZ entlassen. Er ging zunächst nach
Jugoslawien, von dort über Italien und Frankreich Ende 1938
nach Uruguay. Aus Ernst wurde Ernesto. In Montevideo fand
er schnell Arbeit - er hatte vor seiner Verhaftung in Deutschland
eine Lehre als Maschinenschlosser gemacht — und engagierte
sich in der Metallarbeitergewerkschaft. Außerdem war er im
„Deutschen Antifaschistischen Komitee“ aktiv. Der Versuch, sei¬
nen Eltern die Emigration nach Uruguay zu ermöglichen, ver¬
eitelte der Zweite Weltkrieg. Die Eltern wurden von den Nazis
ermordet, seinen Geschwistern gelang die Flucht nach Palästina.

Nach der Zerschlagung des Faschismus in Deutschland woll¬
te er mit seiner Frau Coca und der 1944 geborenen Tochter Elly