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verschickt. Ina, ich weiß nicht, wie es ihr gelang, flüchtete zu den Partisanen und arbeitete als Krankenschwester. Ich weiß eigentlich auch nicht, wie es sich ergeben hat, daß sie nach Italien gelangte. Ich weiß nur, daß sie in Italien quasi das Werk ihres Mannes fortsetzen wollte und dort ihre ersten Gedichte schrieb. Es mag sein, daß es Hans Escher zu verdanken war, daß Inas Gedichte im Zeitspiegel (Zeitung des Free Austrian Movement, erschien in London) veröffentlicht wurden. Wenn man Gerüchten glauben darf, war Engelbert Broda, der damals in Oxford arbeitete, so beeindruckt von ihren Gedichten, daß er einen Briefwechsel mit Ina führte, sie dann auch in Rom besuchte und schließlich die um 15 Jahre ältere Frau heiratete. Als ich Ina kennenlernte, waren sie und Bertl bereits getrennt, aber Ina verstand sich nach wie vor mit ihm und war sehr befreundet mit ihrer Ex-Schwiegermutter. Als ich die Mutter von Engelbert und Christian Broda kennenlernte, war sie 70 Jahre alt und pflegte Ina zu besuchen auf dem Wege zum Eislaufverein oder vom Eislaufverein kommend. Sie war eine begeisterte Eisläuferin. Altersmäßig hätte Ina meine Mutter sein können, aber das war uns beiden unwichtig, wir hatten einander so viel zu sagen, daß es nicht selten vorkam, daß ich bei Ina übernachtete... Ina fühlte sich manchmal sehr einsam in Wien und meinte, daß die österreichischen Genossen so sehr mit sich selbst beschäftigt seien, daß sie keine Zeit hätten auf andere Menschen einzugehen. Ina meinte auch immer, die Slawen wären warmherzigere Menschen als die Österreicher. Als ich 1961 nach Mexiko ging und einen aus Polen stammenden Mann heiratete, schrieb mir Ina, wie sehr es sie freue, daß ich einen Mann geheiratet habe, der aus einem slawischen Land stamme. Als Hochzeitsgeschenk sandte mir Ina ein Bild von Axel Leskoschek, „Die Mittagsruhe“. Axel Leskoschek war ein guter Freund. Zum engeren Freudeskreis von Ina gehörte auch Grete Schütte(-Lihotzky). Anfang der 60 Jahre gab es einen internationalen Architektenkongreß in Kuba. Grete Schütte kam von Kuba nach Mexiko, aufgrund von Inas Beschreibung war es nicht schwer, sie am Flugplatz zu erkennen... 1971 kam ich erstmals wieder nach Wien. Ich feierte großes Wiedersehen, natürlich auch mit Ina. Mein Mann Mietek und Ina verstanden sich sofort. Ina schenkte Mietek ein Buch mit Bildern aus Zagreb, mir schenkte sie einen Gedichtband, mit einer persönlichen Widmung. Als ich das nächste Mal nach Wien kam, war Ina leider nicht mehr da, unsere gemeinsame Freundin, Marika Szecsi März, erzählte mir, Ina sei eines nachts einem Herzschlag erlegen. Ich glaube, sie war noch kurz vorher auf Besuch in Israel. Wenn ich mich richtig erinnern kann, wurde sie 84 Jahre alt. Marika hatte meine Freundschaft mit Ina fortgesetzt und erlebte ihren Tod als einen schrecklichen Verlust. Ende der fünfziger Jahre hat Ina angefangen Theaterstücke aus der kroatischen in die deutsche Sprache zu übersetzen. Leider erinnere ich mich nicht mehr an die Namen der Autoren. Ob der Globusverlag ihre Arbeiten veröffentlichte, weiß ich leider nicht mehr. Sie wollte Zagreb und Wien einander näher bringen, ist auch mehrmals mit oder zu ihrer Schwester (die Schwester war während des Krieges in den USA) nach Zagreb gefahren. Wieder ein Bild: Ina und ich in einem kleinen Hotelzimmer, irgendwo in der Umgebung von Wien. Wir hatten gerade erfahren, daß Stalin die jüdischen Ärzte in Moskau verurteilt hatte. Ihre verzweifelte Wut. Sie hatte längst aufgehört, an die Sowjetunion zu glauben. Otto Heer war kein Österreicher, er war 1908 in Heidelberg geboren und dort aufgewachsen. Nachdem Ott sein Jusstudium beendet hatte, meinte er den Wünschen seiner Eltern genüge getan zu haben und ging nach Berlin. Sein Vater war protestantischer Religionslehrer an Universität. Ott hatte gänzlich andere Vorstellungen vom Leben. Der Generation von Klaus und Erika Mann angehörend, teilte er auch in vielen Belangen ihre Ideen und Vorstellungen von der Welt im allgemeinen und von Deutschland im besonderen. In Berlin arbeitete Ott im Ullstein-Verlag. Als Hitler die Macht ergriff und der Verlag auf Nationalsozialismus umschaltete, hielt er es nicht lange dort aus. Er kam zunächst nach Wien, reiste dann später nach Paris und Marseille. Schließlich meldete er sich zur Fremdenlegion, aufkeinen Fall wollte er für Hitler kämpfen. Nach der Niederlage Rommels in Nordafrika wurde Ott wohl auch auf Grund seiner reichen Sprachkenntnisse von der englischen Armee übernommen und war schließlich mit Randolph Churchill, der mit Tito verhandelte, in Jugoslawien. Zwei kleine Bemerkungen meines Freundes Ott, die sich auf jene Tage und Erlebnisse beziehen, möchte ich noch erwähnen: „Dolmetscher sind Analphabeten in mehreren Sprachen.“ Und: „Oh, you are an interpreter, do you speak Partisan?“ Paula Bizberg, Mexico, D.F., Jänner 2006 Zu Susanne S. Falk über Franz Theodor Csokor in ZW Nr. 3/2005, 60-63: From March 1947 to March 1948 I was living as a house guest with distant relatives in Florence — Mario Baer and his family, at Piazza D’Azeglio 26. Mario’s parents, other relatives and friends of him were connected with the anti-fascist movement: Giustizia e Liberta; with the German take-over some of the younger generation went to fight with the partisans or were hidden (as was Mario himself, in Rome, from 19431944). His parents were close friends of Carlo Levi, who had painted their portraits. Csokor too must have been a friend of the older Baers. In July/September, 1947, Csokor was invited to join the family as a house guest and while they were with their children at the seaside or in the mountains he and I found ourselves alone, our very good meals provided by the sardonic cook, Luisa. At that time I had met my future wife, Pauline, at the Summer School of Florence University, and she joined us for several meals. She found Csokor impressive. He was an excellent raconteur but to my regret I made no notes of our conversations. His stories of his war experiences do not exactly tally with his written memoirs, for instance, I remember him as being much more pro-Tito than he is in his written recollections. At that time he was sixty-two, with a fine presence and flowing white hair, and fancied that in profile he somewhat resembled Goethe. He spent most of his time in his room, writing. Years later Mario Baer, though a well-read man, was quite surprised — and pleased — to learn from us that Csokor was a successful writer highly thought of in Austria, he had believed him to be no more than a minor literary figure. Our last meeting was by chance, in the Stadtpark in Vienna in 1955. Ata nearby table in the open-air restaurant we saw Csokor holding court with a small group of attendant admirers and we went across to speak to him. He was wearing a large black hat and a flowing scarf, very much the literary man, two women sitting at the table, wearing astonishing hats, were intent on what he was saying, probably he sat there every day in the fine weather. ,Haschen’ was sitting next to him... but that is another story. Arnold Paucker, London, 16. Februar 2006 Veranstaltungen Jura Soyfer Tage in Memmingen 2007 Veranstalter: Landestheater Schwaben (Memmingen), Jura Soyfer Gesellschaft (Wien) Donnerstag, 8.3., 18.00: Treffpunkt Hotel „Weißes Ross“, Besichtigung der Soyfer-Installation/Ausstellung Freitag, 9.3., Landestheater Schwaben (Theaterplatz 2, 87700 Memmingen), Foyer (Cafehaus Bühne): Symposion „Jura Soyfer auf Bühnen der Welt“ 10.00-12.00: Herbert Arlt: „Von den neunundneunzig Rändern/ Dieser kugelrunden Erde“ — Aufführungen von Soyfer-Stücken weltweit Penka Angelova (Rousse): Die Undefinierbarkeit der Frage — „Astoria“ in Bulgarien 14.00-17.00: Roberto Aguirre (Buenos Aires): „Broadway-Melodie 1492“ in Argentinia Tetyana Oliynyk (Theatre Arabesque, Charkow): The Soyfer project of Theatre Arabesque in Ukrainia Gotthard Bilgeri (Hittisau): „Der Weltuntergang“ in Hittisau Samstag, 10.3., 10.00-12.00: Zoltan Zsavolya (Györ): Der Dramatiker Jura Soyfer und Ungarn 95