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BUCHZUGÄNGE Ulrich Becher: Kurz nach 4. Roman. Mit einem Nachwort von Christoph Haacker. Wuppertal: Arco 2012. 260 S. Fritz Beer: Das Haus an der Brücke. Erzählungen. Mit einem Nachwort hg. von Christoph Haacker. Wuppertal, Wien: Arco 2011. 183 S. Margit Bartfeld-Feller: Unverloren. Weitere Geschichten aus Czernowitz und der sibirischen Verbannung. (Deutsch und Russisch.) Hg. von Erhard Roy Wiehn. Konstanz: Hartung-Gorre 2011. 148 S. Roland Bonimair: Exil in Finnland. Adolf Molnar und sein autobiographischer Roman ,,Unstet und flüchtig“. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller 2009. 116 S. Der Verfasser, des Finnischen kundig, hat durch diese Arbeit nicht nur zur Auffindung des Nachlasses von Adolf Molnar beigetragen, sondern auch wichtige Hinweise zum Exil und zur Exilsituation in Finnland zusammengetragen, ganz abgesehen von den Aufschlüssen, die er über Molnar und sein literarisches Werk gibt. Etwas schwächer ist die Arbeit dort, wo Bonimair nicht frisch von der Leber weg die Ergebnisse seiner Forschungen und seine Eindrücke wiedergibt, sondern sich auf eine Art germanistische Pflichtübung einläft, nämlich die Autobiographie Molnars literaturwissenschaftlich einzuordnen. Dazu hätte man vergleichsweise andere Autobiographien des Exils heranziehen müssen und nicht irgendwelche, in der Sekundärliteratur anscheinend geläufige Beispiele. Hedwig und Gottfried Brenner: Zum Andenken und Nachdenken. Kurzgeschichten, Lyrik und Malerei aus Czernowitz und Israel. Konstanz: Hartung Gorre 2010. 156 S., davon 27 mit farbigen Abb. Euro 19,80 Dieses Buch ist eine Lebensbilanz, indem es sowohl Gedichte und Geschichten der in Haifa lebenden Autorin und Erforscherin jüdischer Künstlerinnen Hedwig Brenner als auch ihres 1998 verstorbenen Mannes Gottfried Brenner veröffentlicht. Dlustriert wurde das Buch mit Bildern ihres Mannes und ihres Sohnes Paul. Gottfried Brenner berichtet in seinen Feuilletons über einen Vortrag von Irene Harand und einen Besuch bei Max Brod. Anette Brunschwig: Heimat Biel. Geschichte der Juden in einer Schweizer Stadt vom Spätmittelalter bis 1945. Zürich: Chronos 2011. 236 S. Euro 29,Anette Brunschwig hat eine sehr gründliche und umfassende Geschichte der seit 1305 bestehenden kleinen jüdischen Gemeinde der schweizer Stadt Biel geschrieben. Die Gemeinde erreichte Anfang des 20. Jahrhunderts mit 300 Mitgliedern ihre Höchstzahl. Die Autorin schildert ein reges Vereinswesen, das Zusammentreffen zwischen Ost- und Westjuden und die Integration der Bieler Juden in das Wirtschafisleben der Stadt. Mit Maria 78 ZWISCHENWELT Schiff-Kellner und Oscar Schachter beschreibt sie auch die Schicksale zweier aus Wien gebiirtiger Flüchtlinge vor dem Nationalsozialismus. — B.A. Alfons Dür: Unerhörter Mut. Eine Liebe in der Zeit des Rassenwahns. Wien, Innsbruck: Haymon 2012. 199 S. Euro 19,90 Ähnlich wie Wolfgang Fritz‘ „Die Geschichte von Hans und Hedi. Chronik zweier Hinrichtungen“ (Wien 2009) erzählt dieses Buch auf der Grundlage von gründlichen Recherchen und anhand der Dokumente die außergewöhnliche Liebesgeschichte von Heinrich Heinen und Edith Meyer und deren tragisches Ende. Das Dokumentarische und das Belletristische, das Faktische und der Kommentar bleiben klar abgegrenzt. Was der Berichterstatter fühlt, macht er als sein eigenes Fühlen kenntlich. Frei von der moralisierenden Überheblichkeit später Geborener, wie sie sich zuletzt in etlichen Biographien über Verfolgte und Exilierte manifestierte, nähert sich Dür seinen Figuren mit Respekt und genauer Kenntnis an. Ein literarisches Genre, das Zukunft zu hat. Young Für ein freies, demokratisches Sonja Frank (Hg.): Young Austria. ÖsterreicherInnen im britischen Exil 1938 — 1947. Für ein freies, demokratisches und unabhängiges Österreich. Wien: Verlag des OGB 2012. 471 S. und Bildanhang. Georg Gaugusch: Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800-1938. A-K. Wien: Amalthea 2011. 1.649 S. (Jahrbuch der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft „Adler“ — Wien. Dritte Folge, Bd. 16). Peter Gstettner: Erinnern an das Vergessen. Gedenkstättenpädagogik und Bildungspolitik. Klagenfurt, Wien: Kitab 2012. 262 S. Eine Bilanz jahrzehntelangen, hervorragenden Engagements auf schwierigem Terrain, dem „Sonderfall Kärnten“, mit genauen Darstellungen der Hindernisse und Fortschritte. Gstettner initiierte u.a. die Gedenkveranstaltungen am LoiblpafsTunnel und das Mauthausen Komitee Känten Koroska. Hermann Hakel: Von denen ich weiß. Wahrnehmungen eines Literaten. Hg. von der Hermann Hakel Gesellschaft. Mit einem Nachwort von Hermann Schreiber und einem Personenregister. Wien: Lynkeus Verlag (2011). 459 S. Euro 45,Wiederaufnahme von Hakels „Dürre Äste, welkes Gras. Begegnungen mit Literaten. Bemerkungen zur Literatur“, ein Buch, das 1991 in kürzester Zeit vergriffen war; die „Bemerkungen zur Literatur‘, die einen Teil des früheren Bandes ausmachten, sind nun in den Bänden „Der unheilbare Wahn. Denkprozesse“ (1993) und „Der raunzende Rebbe. Kritische Aufzeichnungen“ (2007) gesammelt, dafür scheint sich nun das literarische Personal, das mit Lob und Tadel bedacht, mit scharfzüngiger Bosheit traktiert und genau beobachtet wird, vermehrt zu haben. In der Neuausgabe mehren sich aber die Dokumente aufrichtigen, wenn auch nie ganz von Bedenken freien Mitgefühls. Und auch die oft sehr gediegenen Beobachtungen an literarischen Werken anderer sind nicht zu mifsachten. Es wird also diesem Buch, in dem sich Bosheit mit Güte, abgrundtiefe Voreingenommenheit mit solider Kenntnis paart, gewiß kein so schöner Erfolg wie seinem Vorgänger beschert sein, erscheint doch hinter der Maske des Spötters nun auch die verantwortungsbewufste Persönlichkeit. Hermann Schreiber, Freund Hakels seit dessen Rückkehr aus Israel, hat ein schönes Nachwort, „Die Unsterblichkeiten des Hermann Hakel“ beigesteuert. Hakel sei, schließt er, mit dem neuen Buch „ein Denkmal für einen Unwiederbringlichen“ gesetzt. Maria Halmer, Anton Pelinka, Karl Semlitsch (Hg.): Was bleibt von der Shoah? Wien: Braumüller 2012. 274 S. Euro 27,Die Initiative zu dem Buch geht aus von „Amcha Österreich‘, dem Komitee für psychosoziale Betreuung von Überlebenden des Holocaust; neben Aufsätzen, die sich mit der Wahrnehmung des Holocaust in Israel und Österreich auseinandersetzen, wird die Arbeit von Amcha in Österreich, der Schweiz und Deutschland vorgestellt. Die Beiträge stammen u.a. von Natan P Kellermann, Barbara Prammer, Anton Pelinka, Hannah M. Lessing, Maria Luise Lanzrath, Brigitte Bailer... Eröffnet wird der Band mit der Rede, die Ruth Khiger am 5. Mai 2011, dem Tag des Gedenkens an die Befreiung des KZ Mauthausen, im Wiener Parlament hielt. („Über den Holocaust, die Kinder und die menschliche Freiheit“ wurde ja zuerst in ZW Nr. 1-2/2011 gedruckt.) Mark Hengerer (Hg.): Tradition und Entfremdung. Die Lebenserinnerungen des jüdischen Privatdozenten Max Ungar (1850 - 1930). Innsbruck, Wien: Studien 2010, 221 S. Euro 29,90 Die sorgfältig edierten und eingeleiteten Erinnerungen des Mathematikers Max Ungar, des Onkels des Schrifistellers Hermann Ungar, beschreiben das traditionelle jüdische Leben in der