Karl Ausch — „Als die Banken fielen“
Einladung zur
Buchpräsentation
Oesterreichische Nationalbank (OeNB)
Mittwoch den 23. Oktober 2013, 18 Uhr
1090 Wien, Otto-Wagner-Platz 3,
Kassensaal, 1. Stock
Mit Ferdinand Lacina, Helene Schuberth, Fritz
Hausjell, Brigitte Lehmann, Alexander Emanuely
Bitte um Anmeldung bei Frau Mag.a Judith
Aistleitner (aistleitner@theodorkramer.at)
Herbert Exenberger —
„Vereinigung sozialistischer
Schriftsteller“
Montag, 11. November 2013, 19:00
1010 Wien, Landesgerichtsstraße 16, 3. Stock
Projektpräsentation mit Brigitte Lehmann, Alexander
Emanuely, der BSA-Bundesfachgruppe Medienberufe u.a.
Die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller wurde vor 80 Jahren,
am 22. Jänner 1933, in Wien gegründet. Gründungsmitglieder
waren u.a. Josef Luitpold Stern, Fritz Brügel und Theodor Kramer.
Weiters schlossen sich Oskar Maria Graf, Käthe Leichter, Max
Winter, Marie Jahoda, David Josef Bach, Ernst Fischer, Fritz Brü¬
gel, Rudof Brunngraber, Hermynia Zur Mühlen, Else Feldmann,
Thekla Merwin, Adele Jellinek, um nur einige zu nennen, der
Vereinigung an. Die Vereinigung organisierte neben Lesungen
ihrer Mitglieder etliche Veranstaltungen zur Kulturbarbarei im
Dritten Reich und Solidaritätsaktionen mit verfolgten deutschen
AutorInnen.
Nach dem 12. Februar und der Errichtung der austrofaschistischen
Diktatur wurde die Vereinigung am 2. März 1934 zwangsweise
aufgelöst. In ihrer großen Mehrheit wurden die Mitglieder Opfer
der NS-Verfolgung, mussten ins Ausland flüchten, wo etliche von
ihnen im Widerstand aktiv waren, oder wurden in den Konzen¬
trations- und Vernichtungslagern der Nazis ermordet. Manche
blieben in Nazideutschland, meist in Innerer Emigration und nur
in einzelnen Fällen den Machthabern sich anbiedernd.
Im Juli 1946 konstituierte sich die „Arbeitsgemeinschaft sozia¬
listischer Journalisten und Schriftsteller Österreichs“ wieder. Von
Ferdinand Lacina weist in seinem Vorwort mehrfach auf Ge¬
schehnisse hin, in denen sich die Geschichte zu wiederholen
scheint:
„Auch der österreichische Süden scheint damals wie heute an¬
fällig für die unselige Verquickung von Politik und Bankgeschäft
zu sein. Damals war es die Pleite der ‚Steirerbank‘. Der Landes¬
hauptmann hieß Rintelen und machte sich zum lebenslangen
Präsidenten dieser Bank. Sein Stellvertreter war Jakob Ahrer, der,
1924 zum Finanzminister aufgestiegen, den Zusammenbruch des
Instituts durch eine Fusion mit der Centralbank zu verhindern
trachtete. Letzten Endes musste dieses Institut im Jahre 1926
trotz des Einsatzes erheblicher Steuermittel liquidiert werden.
Dies bedeutete, dass — wie Ausch ausführt — ‚der Bund ... Anfang
Juli 1926 für die Centralbank alle seine Kassenreserven einsetzen‘
musste und nicht in der Lage war, zur Bekämpfung der gestiegenen
Arbeitslosigkeit, auch nur einen Schilling zusätzlich auszugeben‘.
Zu unserer Zeit war es das Land Kärnten, dessen Bank vor dem
Zusammenbruch bewahrt werden musste. Der Landeshauptmann
Jörg Haider war Aufsichtsorgan des Hauptaktionärs der Hypo
Alpe Adria, der zum Finanzminister aufgestiegene Landeshaupt¬
mann-Stellvertreter hieß Grasser, die ‚Not-Verstaatlichung‘ hatte
allerdings nicht er ... durchzuführen.“
den über 50 Mitgliedern des Jahres 1933 fanden sechs hier wieder
zusammen, darunter Marianne Pollak und Rudof Brunngraber.
Die Arbeitsgemeinschaft ging bald in den BSA auf, wo heute die
Bundesfachgruppe Medienberufe organisatorisch die Nachfolgerin
dieser wichtigen antifaschistischen Schriftstellervereinigung darstellt.
Herbert Exenberger befasste sich Jahrzehnte seines Lebens mit
der Sammlung und Aufarbeitung des Materials zur Vereinigung
sozialistischer Schriftsteller. Im Jahr 2000 publizierte er das Buch
„Als stünd‘ die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermorde¬
ter sozialistischer SchriftstellerInnen“, in dem er aber nur einen
kleineren Teil der Ergebnisse seiner umfassenden Recherchen
veröffentlichen konnte.
Nach dem viel zu frühen Tod Herbert Exenbergers am 8. Oktober
2009 kam Exenbergers Sammlung ins Archiv der Theodor Kramer
Gesellschaft. Sie umfasst Erstausgaben der Buchpublikationen,
Zeitungsausschnitte, Originalmanuskripte, Fotos, Dokumente,
Plakate, sowie ausführliche Dokumentationen anderer Materialien
zu den SchriftstellerInnen der Vereinigung. Um den Umfang der
Sammlung zu veranschaulichen: Sie umfasste, in verpacktem
Zustand, etwa drei Kubikmeter und wog erwa 400 Kilogramm.
Es gilt nun, diese großartige Sammlung allen interessierten
Menschen und der Forschung zugänglich zu machen. Bei der
Veranstaltung wird nicht nur auf die Bedeutung der Vereinigung
hingewiesen, sondern auch über den Stand der Dinge bezüglich
der Aufarbeitung und Veröffentlichung informiert.
Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Verein zur
Förderung und Erforschung antifaschistischer Literatur, dem
Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller
und KünstlerInnen und der Iheodor Kramer Gesellschaft. Das
Projekt wird vom Zukunftsfonds der Republik Österreich, dem
Wissenschaftsreferat der Stadt Wien und vom Nationalfonds der
Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus gefördert.