aber zu diesen Ländern hab ich meine eigene Geschichte, also
verbindet uns das nicht!
Aber lass mich das noch etwas belichten wie in einer
Momentaufnahme aus einem Fotoapparat:
esmi Yasmin, ana Tunsia, kelimni bil arab!
Du warst dort auf Urlaub,
und das soll mir auch recht sein.
Aber weder bei meiner Familie noch unter tunesischem Gesetz, nein,
du kennst das Land anders als ich,
du hast deine und ich hab meine Geschichte.
Aber deswegen hast du doch gefragt.
Das wolltest du doch wissen.
Eingrenzen in einen Kontinent, einen Staat
auf deine Gedächtnislandkarte kritzeln.
Und in Deutschland, da waren wir alle schonmal, das ist
nicht interessant.
Fragt man nur nach der Herkunft, steckt in der Antwort vielleicht
ein exotisches Land.
Die Originalität deiner Frage hab ich dir aberkannt,
und du, du hast dich enttäuscht abgewandt.
3.
Eine Herkunft verlangt immer nach einer Erklärung.
Kläre Vererbung und verlange, dass jemand zu dir herkommt.
Wer kommt von wo? Herkunft oder doch ziellos?
Ich zieh los und komm her, aber doch niemals an,
weil Heimat etwas ist, von dem ich nur in Bewegung sprechen kann.
Und versteht mich nicht falsch,
Herkunft ist ein wichtiger Part.
Aber Zukunft auch,
also nicht nur das, was war.
Wenn ich zu jemandem gehe,
komme ich von jemandem her.
Aber alles in Bewegung, alles in Verkehr
und wo kommst du her?
Und schon hat man sich wieder verrannt.
Wieder Mantra:
» lunesien und Deutschland
Tunesien und Deutschland
"Tunesien und Deutsch -“
Ich komm aus Wien.
Und habe mein ganzes Leben hier verbracht.
Karl-Heinz Töchterle, Österreichs ehemaliger Wissenschafts¬
minister, der die Einstellung der Förderung außeruniversitärer
Forschungseinrichtungen, die seine Vorgängerin verfügte, gerne
beibehalten hat, wünschte sich zuletzt eine maximale Beschrän¬
kung der Studienzeiten, um den Universitäten „größere Planungs¬
sicherheit“ zu gewährleisten. Illustriert wurde dieser wie immer
zündende Gedanke unseres Lieblingsministers durch eine Statistik,
derzufolge in Österreich mit durchschnittlich 6,10 Jahren allzu
lange studiert wird. Dagegen schaut das in Großbritannien oder
der Türkei, wo man bloß 2,74 bzw. 2,73 Jahre studiert, schon
anders aus. In vielen Ländern sind Kurzstudien mit Abschlüssen
Rede Bundesdeutsch, weil ich es von meiner Mutter nicht anders
gelernt hab.
Weiß, wie man Couscous richtig macht, und kriege nie einen
Sonnenbrand.
Ich komm aus Wien - straight outta Josefstadt.
Und nur wegen Aussprache oder Aussehen erkennt man noch
lange keine Herkunft.
Denn es gibt einen Unterschied zwischen dem, wo man
herkommt, und Vererbung.
Und dieser Unterschied führt oftmals zu einer unnötigen
Bewertung.
Und was folgt, ist eine uuuuuuuuuunendlich lange Erklärung.
„Ja weißt du, meine Mutter ist in Deutschland geboren und war
dann viel auf Reisen und hat dann in Tunesien meinen Vater...“
„Ja weißt du, mein Vater ist in Tunesien aufgewachsen und
hat dann Mitte zwanzig meine Mutter... .“
Ja weißt du, ich hab viele Heimaten und leg mich nicht gern fest.
Mag keine Eingrenzung,
denn das schafft Ausgrenzung und sowas verletzt.
Ich komm aus Wien und bin gern viel unterwegs:
von A nach B und durchs ganze Alphabet,
ich komm von wo her
und gehe wohin.
Und das, was dazwischen liegt, sagt euch, dass ich Wienerin bin.
Yasmin Hafedh, geb. 1990 in Wien, ist eine deutsch-tunesische
Rapperin, Poetry-Slam Veranstalterin, Slampoetin und Autorin. Sie
studiert in Wien Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Seit
2010 organisiert sie zwei Poetry Slams und seit 2011 eine Lesebühne.
2009 stand sie als erste Frau im Finale des „Ö-Slam“ (österreichische
Poetry-Slam-Meisterschaft) und errang schließlich den dritten Platz.
Hafedh erreichte 2009 außerdem als erste Österreicherin den ersten
Platz in der Kategorie der Unter-20-Jahrigen bei der deutschspra¬
chigen Poetry-Slam-Meisterschaft in Düsseldorf und wurde 2013
die erste Frau, die die österreichischen Poetry Slam Meisterschaften
gewinnen konnte.
Ihre eingängigen, mit politischem Unterton versehenen Texte kom¬
men auch bei Yasmo, ihrem Rapprojekt, bei dem das zweite Album
„Kein Platz für Zweifel“ 2013 erschien, zur Wirkung.
wie dem Bachelor sehr verbreitet; zudem werden offenbar auch
einzelne Studienabschnitte, die mit ‚Zwischentiteln‘ ausgezeichnet
werden, als abgeschlossen gerechnet, auch wenn sie im Streben
nach dem nächsthöheren akademischen Ausflugsziel fortgesetzt
werden. Es werden also Äpfel mit Birnen verglichen.
Das akademische „Wir“ der Universitäten, das aus Töchterle
sprach, schloß jedenfalls die Studierenden nicht ein.
Töchterle ist ‚natürlich‘ gestandener CVer, Ehrenphilister der
AV Austria und der K.Ö.H.V. Leopoldina in Innsbruck, mit
einer Dissertation über „Ciceros Staatsschrift im Unterricht.
Eine historische und systematische Analyse ihrer Behandlung