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Festschriften für Kurt Rudolf Fischer

Philosophie, Psychoanalyse, Emigration. Festschrift für Kurt Rudolf
Fischer zum 70. Geburtstag. Hg. von Peter Muhr, Paul Feyerabend,
Cornelia Wegeler. Wien 1992.

Weltanschauungen des Wiener Fin de Siecle 1900/2000. Festgabe für

Der Graphiker, Maler und Kakteensammler Hans Michael Frei¬
sager, 1924 in Wien geboren, fliichtete mit seiner Mutter, der
Modistin Charlotte Pollak, und dem Schriftsteller Felix Stéssinger
1938 nach Prag, Nizza und 1942 illegal in die Schweiz, wo er in
acht verschiedenen Lagern interniert war. Ein Auszug aus seinen
Erinnerungen an seine Schulzeit in der Wiener Schottenbastei
erschien im März 2008 in ZW, mitgeteilt von Renate Göller,
die damals an dem Buch „Schule und Verbrechen“ arbeitete.
Die gewalttätige Atmosphäre mit den uns heute kaum mehr
vorstellbaren Prügeleien in einer zwischen Juden und Christen
zweigeteilten Klasse bezeichnete er als „Hölle auf Erden“.
Nahegebracht hat er uns jenen anderen, bedeutenden, heute
jedoch leider vergessenen Exilanten, der sein geliebter Stiefvater
war: den Publizisten und politischen Essayisten Felix Stössinger,
der in Prag, Berlin und Wien lebte und 1954 in der Schweiz
starb. Lange Jahre hütete er seinen Nachlass, bis er zuletzt an
die Zentralbibliothek in Zürich kam. Eine Monographie über
Stössinger, eine Analyse seiner Publizistik und herausgeberischen
Tätigkeiten und eine Dokumentation seiner Freundschaften mit
Albert Ehrenstein, Ernst Weiss, Franz Kafka, Otto Pick, Arno Na¬
del und vielen anderen wären ein Desideratum der Exilforschung.

Kurt Rudolf Fischer zum achtzigsten Geburtstag. Hg. von Ger¬
traud Diem-Wille, Ludwig Nagl, Friedrich Stadler. (Frankfurt /M.,
Berlin, Bern u.a. 2002). Mit einem Anhang: Curriculum Vitae.
K.R. Fischer als Erstbetreuer von Dissertationen, Schriftenver¬
zeichnis von K.R. Fischer.

2011 gelang die Publikation von Stössingers umfangreichem und
in seiner Art einzigartigem Tagebuch aus der Schweizer Internie¬
rung, ein überaus bedeutendes lebens- und geistesgeschichtliches
Dokument, herausgegeben von Simon Erlanger und Peter-Jakob
Kelting im Christoph Merian Verlag. (Vgl. die Rezension in ZW
Nr.1-2/2012).

In einem Interview im Anhang dieses Buches setzt Freisager
Stössinger mit berührenden Worten ein Denkmal: „Er war für
mich einer der intelligentesten Menschen, denen ich je begegnet
bin. Einer der gebildetsten und belesensten und in jeder Hin¬
sicht integer. Und ein Mensch, der einen Bekanntenkreis hatte,
der fast nicht fassbar war. Er kannte effektiv jeden. [...] alle, die
mit ihm zu tun hatten, empfanden eine große Zuneigung und
Hochachtung vor ihm.“

Im Republikanischen Club konnte die Theodor Kramer Ge¬
sellschaft im Oktober 2012 noch - leider zu keinem günstigen
Termin — das Buch mit einer Lesung von Bastian Wilplinger und
einem Gespräch mit Freisager vorstellen. Am 18.Jänner 2014 ist
Freisager in Zürich, drei Jahre nach der Diagnose seiner Krebs¬
erkrankung, gestorben.

E.A.

Neun Jahre ist es schon her, da hat Georg Stefan Troller den
‘Theodor Kramer Preis erhalten, es war damals und bis heute,
neben zwei Fernschpreisen, seine dritte Auszeichnung auf ös¬
terreichischem Boden. Dafür hagelt es in Deutschland für ihn
schon seit 1965 Preise, 2014 ist es der renommierte Schillerpreis
der Stadt Mannheim. Verleihung 11. Mai im Schauspielhaus des
Mannheimer Nationaltheaters.

Mit dem seit 1954 vergebenen Schillerpreis sollen Persönlichkei¬
ten geehrt werden, die, wie es in der Satzung heißt, „durch ihr
Schaffen zur kulturellen Entwicklung in hervorragender Weise
beigetragen haben“. PreisträgerInnen waren u.a. Friedrich Dür¬
renmatt, Elisabeth Bergner, Golo Mann, Peter Handke, Simon
Rattle, Jan Philipp Reemtsma. Laut Begründung hat Georg Stefan
Troller den Preis erhalten, weil er „mit seiner Biografie ein Stück
europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts“ verkörpere, und
Biografie heißt hier auch Werk, welches Fernsehreportagen wie
das „Pariser Journal“, Essays, Drehbücher, wie für Axel Cortis
Trilogie „Wohin und zurück“, beinhaltet.

Geschichte und Geschichten schreibt Georg Stefan Troller nach
wie vor mit seiner Schreibmaschine, dem Foto am Cover zu¬
folge mit einer Hermes Baby, auch Hermes Rocket genannt,
weshalb wohl auch der Titel seines neuesten Buches „Mit mei¬
ner Schreibmaschine“ lautet. Viele der „Stories“ und Essays des
Sammelbandes sind in den letzten vier Jahren in der deutschen

Ausgabe von „Lettre Internationale“ erschienen, sie berichten
über Erlebtes und Erträumtes, klären über ein Handwerk mit
dessen Geheimwissen auf, welches allgemein als Journalismus
bekannt ist, und zu dessen wichtigsten Fertigkeiten die Kunst des
Interviews zählt, öffnen uns Türen in Pariser Hinterzimmer, die
Nicht-Eingeweihten meist verschlossen bleiben, vergegenwärtigen
uns aber auch jenen erloschenen Planeten, von dem Georg Stefan
Troller als Emigrant entfliehen konnte und von dem er schon
begonnen hatte in „Wohin und zurück“ zu erzählen.

„Es war offenbar eine mir angeborene, oder aus Eigenem aner¬
zogene, Schwäche: Daß alles, sobald ich es in diesem oder jenem
Medium festzuhalten suchte, bei mir sofort einen Anflug von
Phantasterei bekam“, gesteht der nun 92-jährige Autor in sei¬
nem Vorwort, doch produziert gerade diese „Schwäche“ starke
Geschichten, in denen scharfe Beobachtungen und ein humor¬
volles, sehr persönliches, fast liebevolles Erzählen sich ablösen,
Geschichten, welche wirklich kein/e LeserIn verpassen sollte und

auch der Jury des Schillerpreises nicht entgangen sind!
A.E.

Georg Stefan Troller: Mit meiner Schreibmaschine. Geschichten und
Begegnungen. Koln: Edition Memoria 2014. 256 S. Euro 26,- (Auch
in 1-100 nummerierter, vom Autor signierter Vorzugsausgabe um
Euro 52,-).

Mai 2014 35