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Du hast mir das Meer verraten das Samtige der Zunge den Puls und die Hand das Zärtliche aus dem Auge gekratzt Von der Einsamkeit sprachlos wortlos und keine Idee Zukunft von Gestern auf Distanz Morgen komme ich wieder You divulged the sea to me the velvet of the tongue the pulse and the hand you scratched the tenderness from my eye Loneliness speechless silent and no concept > yesterday's future at a distance I'll be back tomorrow Gesellschaft 2013. Dine Petrik Geruch einer Zeit Am Rand eines mithsamen Sommers, als ein neuer Tag den Geruch einer Zeit ankiindet, die kommen muss, fing das Kind an zu gehen, den Weg aus dem Dorf, zwei Schritte vor und zuriick und wohin es ging, immer fort, aus dem Haus, durch die Gasse hinaus. Durch den schlammigen Feldweg, der im Wald miindet, ein Wald, der bei jedem Hinsehen entfernter erschien. Vom Feldweg abfallend, bis an den fortschwankenden Horizont, in dem tief und orangerot die Sonne vergliihte, streckte sich eine mit durstigen Kornfeldern gefüllte Ebene aus. Der heif’e Sommerwind trieb darin sein unentwegtes Spiel. Wie das Meer, überlegte das Kind, das das Meer nie gesehen hatte, drüben, zwischen den Hügeln muss sich die uralte Bernsteinstraße verstecken — bis nach Rom, dachte es. Morgen früh, vielleicht im Morgenlicht... Jahrein, jahraus kamen die SiS-Lastwägen der Russen durchs Dorf und die Gasse heraufgetuckert, um Esterhäzys Hochwald abzuholen. Zugeschnitten und abgerindet wölbten sich die Fichtenstämme, von Eisenketten gehalten, beim Abtransport über die Laster. Nach heftigem Regen konnten die Räder im tiefen Morast stecken bleiben. Und wenn nichts mehr ging, halfen die Bauern mit Steinen und Pfosten aus, um hinterher die verwüsteten Wege zu sanieren. Der ganze Wald wird noch in der USIA verschwinden, schimpften sie hinter vorgehaltener Hand. Das Kind verstand das Wort USIA nicht. Da war dieses Haus. Für das Kind eine Aufforderung: Vor dem in der Gassenzeile zurückgesetzten und zugleich auffälligsten Haus blieb es stehen. Hineindenken in eine Herkunft, die zum Bleiben einlud. Nachdenken über die Frage, warum an dem Haus jeder vorbeisah. Weiß getüncht, Sockel blau, spitzes Dach, Fenster klein, wie andere Häuser auch. Und doch ganz anders. Der Vorgarten ein kleiner Park mit exakt angelegten, zurechtgestutzten Ornamenten aus Buchs. Die Wege ausgelegt mit weißen Kieselsteinen. Schönbrunn, dachte das Kind, das Schönbrunn nie gesehen hatte. Im Garten hinter dem Haus in Reih und Glied Obstbäume, etwas völlig Neues, standen doch die Bäume ansonsten kreuz und quer in den Gärten herum. Und da war die lächelnde Frau Sirowatka, die mit dem Kind sprach, so sie es aufder Gasse traf. Geredet wurde hier kaum, gebrüllt unentwegt. Der Mutter gefiel es nicht, dass sich die Frau mit dem Kind unterhielt, deren Tochter Emmi, die Freundin, zu besuchen, erlaubte sie nicht: Hat die Schwindsucht! Herr Sirowatka war im Nachbarort Lackenbach im Sägewerk beschäftigt. Sowie er nach Feierabend ins Dorf und die Gasse heraufkam, sammelte er mit Schaufel und Sack die Kuhfladen vom Boden auf, die er, mangels eigener Kühe, zur Düngung seiner Gärten brauchte. Er tat dies ganz selbstverständlich. Die Häme der Bauern kümmerte ihn nicht. Er wechselte kein Wort mit ihnen. Was ihm sein Sohn Josef gleichtat. Wenn er auf der Gasse den Bruder des Kindes, das ans Gehen dachte, traf, konnte er hie und da ein paar Worte verlieren. Die beiden waren in erwa gleich alt, hatten den Krieg überlebt, der Bruder des Kindes als Deserteur. A feige Sau warst, hörte das Kind einen Nachbarn zum viel älteren Deserteurbruder sagen. Er redete nie, erst recht nicht mit seiner Schwester. Nach einem Streit in der Gasse war die Frau der Mutter aus dem Weg gegangen. Daher staunte das Kind, als es eines Tages zu den Sirowatka geschickt wurde. Ein Körbchen Pfirsiche für die kranke Emmi. Das Kind am Eisenzaun. Der zähnefletschende Hund. Angst, wieder gehen. Nur herein, der tut nichts, Tor ist offen! Als es den zögernden Fuß in die Stube setzte, flirrte ein Gegenstand an ihm vorbei, das Kind erschrak, die Pfirsiche kollerten zu Boden. Josef, der den Gegenstand nach dem Hund geworfen hatte, saß da, seine Frau, seine Eltern, am Bett der Emmi, die dem Kind schlaff Mai2014 45