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Maya Rinderer der mond und die welt irgendwann werden alle wörter schon nebeneinander gestanden sein dann habe ich mir wieder tausend seelen ausgeweint und mir ein lied gewünscht das mich aus dem licht getrieben hat irgendwann werde ich sommers wie winters dieselben mäntel tragen und vor dem aufhängen den ärmel mit einem schal stopfen wie es sich gehört im licht mich an dem schal aufhängen irgendwann wird der sonnenwind auch uns hier unten beflügeln ich wollte immer schon in einem wagen abstürzen und einen einzigartigen satz erfinden den es noch nie davor gegeben hat irgendwann wird sich alles in die andere richtung drehen und tausend seelen werden täglich in mich finden wie die welt niemand hat die zeit so genau abgezählt und das wort steht neben sich wie man zu quarzsand wird hinzuleben ist zwei bis dreimal im wochenmaß zu zerbrechen und die stücke vom boden danach aufzusammeln und zusammenzukleben dann zerbrichst du wieder und klebst dich wieder zusammen zerbrichst du und klebst dich zusammen zerbrichst du und klebst du und zerbrichst du und klebst dich wieder zusammen und zerbrichst aufräumen bevor ich gehe ich habe mein zimmer in schachteln verpackt und sie an den wänden angelehnt übereinander gestapelt ihre inhalte variieren von jahrealten postkarten zu glasscherben die ich aufheben muss weil ich sie als kind aufgehoben eingesammelt habe nachdem etwas zerbrochen ist es gibt auch eine schachtel aber ich sage euch nicht welche es ist die beinhaltet jenen teil meiner vergangenheit über den ich chrlich gesagt ungern spreche und wenn dann nur mit leuten die riesige packungsbeilagen wieder richtig 50 ZWISCHENWELT zusammenfalten können in dieser schachtel sind auch drei zigaretten sie zerbröseln schon fragt mich nicht woher und warum ich habe die geburtstagskarten ungeordnet unter die alten nach jahren geordneten schulfotos gelegt und dazu die zettel auf die jeder aus der klasse etwas nettes für mich und über mich geschrieben hat ich habe mein leben in schachteln gepackt und die umzugsfirma angerufen es gibt verschiedene tarife für verschiedene schmerzhafte kategorien wie zum beispiel kindheit oder verstorbenes oder beziehungsende ich habe alles angekreuzt und dem lastwagenfahrer hundert euro bar gezahlt morgen früh gefeierte in einem anderen bett aufgewacht als das in dem ich eingeschlafen bin durch zeiten und zonen geträumert und habe apfelbaumsprossen geliebt ich finde da mein kleid sehr verrutscht noch bevor ich den kopf hebe und schaue bedecke ich meine brust flüchterlich streiche über die unbekannte helle haut oh glücklichkeit ich will immer mit dir schlafen mit dir in alle keiten und tionen aus den apfelbaumsprossen wachsen endlich neue bedecklichungen für nacht wer hat mich wohl umgewandelt als ich abrutschte und alles an mir mit mir verklebten augen trockenen lippen mich fragen wo bin ich bei fensterlicht das meer lesen wo das meer ins wasser geht ich die alten pergamentrollen bröselig darlege meine haarspitzen die buchseiten salzig und zu durchsichtigen lecken tröpfeln mir ist sogar schon einmal ein buch ins meer hineingefallen dann in sand in wasser ich konnte es trotzdem noch lesen wo das meer aus dem wasser geht ich in wellen und buchseiten steige mich damit abbröseln muss und meine haut sandbekörnt mein mund salzig schmeckt wenn ich ihn küsse und die buchseiten sich wellen leihgabe ich schneide deine locken ab und spare eine silbe damit du in mein versmaß passt nur über alte dinge schreiben posthum den liebesbrief verschicken und jeden ton an bäume hängen ich brauch dich jetzt nicht mehr mein lebensmetrum wird nur schneller das pendel schwingt gewicht verschieben und du bleibst eine von den andren am steinfruchtherz noch süße fäden es klopft aus dir so klein und rau dunkel wird fallen was zwischen zähnen hängen bleibt begegnung auf dem land ich klaubte die wörter an ihren fäden aus dem heu felder anlegen der pflug fuhr rückwärts alles kann weh tun auch nirgendwo tut es da sah ich eine frau der schwarze hut im sonnenlicht war ein falscher fleck im auge mit ihrem naherkommen ein netz vor dem gesicht weiße tücher um den hals gebunden ich musste das bild so weit herunterdunkeln dass die lippen schwarz und ein hut und schleifen und schuhe die im kies zerbrachen am pfad und dort am gatter ich band die wörter zusammen schulterte sie und warf sie auf den heuwagen hohl klangen sie behandschuht war ihr winken so weh Maya Rinderer, geb. 1996 in Dornbirn, Österreich, wuchs zweisprachig auf (Hebräisch und Deutsch) und begann schon früh mit dem Geschichtenerzählen. Erste Gedichte mit sechs Jahren, ein erstes Kinderbuch mit acht. Ihr Roman „Esther“ wurde 2011 im Bucher Verlag, Hohenems, veröffentlicht. Jurypreis des Irseer Pegasus, Preisträgerin des Hildesheimer Lyrik-Wettbewerbs. Ihr Lyrikband „An alle Variablen“ erschien im Juni 2013.