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Wien, 71 Januar,1967. Lieber-Freund Adolf Schmetterling : Das ware der richtige Name fur Sie, was meinen Sie, Ich bin recht deprimiert--weil Leute solche Idioten sind, Ich habe ein 4 Studiges TV geschrieben, Lackner war begeistert, wollte es in Deutsch und Elglisch nachen,das Datum war schon fur Marz festgesetzt,..und plotz lich kommt der Herr Dramaturg (ich kenne seinen Namen nicht )dann hat man die Frau Venevievicz gerufen, es zu korrigieren, .kurz--die Sache ist aus. Ich gebe solche Changes nicht zu. Es war alles unkorrekt und gemein. Glauben Sie,dass ich etwas aud diese Weise dort in Berlin oder Munchen unternehmen konnte? Wenn so eine Sache in Hollywood gefallt,kann man einen Vertrag auf eine ganze Serie bekommen, Zum Beispiel:Der Schutzengel --nicht mit der Emo,,die ist unverlasslich und nicht zu haben,Die ist mit Ihrem Buch und meinem Sommerhemd durch: gebrannt.Ich kann mich nicht erinnern wer Elisabeth Hitzenberger ist--sorry. Der Hornisch hat angerufen, aber da ich nicht wusste wer er war,habe ich nur so unverbundlich etwas gesprochen--ich weiss garnicht was Herr Puluj suchte mich eingemale auf,aber es ist unempt interressant--nur mpky talk, Mir ist jetzt nach der, Sache mit Lackner sehr miess und auch gesundheitlich-so haben wir mit Dodo beschlossen,alles anzuscheissen und nur so herumlungern....bis die Nemesis uns erwischt, Bis Sie kommen,rufen Sie mich an--and meanwhile--haben Sie sich recht gut und geniessen Sie das Leben, bever es so hesslich wird wie das meinige. Herzlich Thr hatte Hugo Haas, seitdem sie zum UFA-Star wurde, keinerlei Kontakt mehr zu ihr. Lida Baarovä lebte in den Sechzigerjahren unter dem Namen Ludmilla Lundwall als Frau eines Arztes in Salzburg, wo ich sie kennengelernt und mehrmals besucht habe. Ein anderer befreundeter tschechischer Filmregisseur, Frantisek Cäp - auch er ein Emigrant, er fliichtete 1948 nach der Machtübernahme durch die Kommunisten in die BRD, wo er seine Karriere bei Film und Fernsehen erfolgreich fortsetzen konnte — hatte mich zu ihr geschickt, weil er mit der Idee spielte, ein Buch oder einen Film über ihr Leben zu machen. Lida Baarovä hatte zu jener Zeit jede Hoffnung auf ein Comeback aufgegeben; bei Tourneetheater-Auftritten, wo sie auf Plakaten, die bei ihr zu Hause an der Wand hingen, als „berühmter UFA-Star“ angekündigt war, wurde sie vom Publikum erbarmungslos ausgepfiffen... Bei den Begegnungen mit ihr kam ich natürlich NICHT auf die so oft schon breitgetretene Goebbels-Affäre zu sprechen — doch sie kam von sich aus, geradezu zwanghaft, auf diese für sie so schicksalhafte Angelegenheit zurück.: Ja, es wäre eine „amour fou“ gewesen, von beiden Seiten und unerklärlich, schließlich war der Minister alles andere als ansehnlich mit einem Klumpfuß behaftet und nicht einmal ein „arisch“ wirkender Typ. Es konnte also nur die Verlockung von Macht und Luxus gewesen sein, die ja — wie man weiß - erotisierend wirken können... Als ich Hugo Haas erwähnte, daß sich die Baarovä über ein Wiedersehen mit ihm freuen würde aber nicht wage, den Schritt zu tun, zeigte er sich milde und versöhnlich - aber sie müßte zu ihm nach Wien kommen. Ich wollte wissen, was er ihr zu sagen hätte nach so vielen Jahren, aber es wäre nur eine Frage: „Liduschka, wie konntest Du nur...?“ Zu der Wiederbegegnung ist es aber nie gekommen. Im Dezember 1963 zeigte die „Gesellschaft der Filmfreunde Österreichs“ in Anwesenheit von Hugo Haas seinen Film „Born to be Loved“, der wiederum die von ihm bevorzugte Konstellation zum Inhalt hat — liebenswerter älterer Mann (Haas) gerät verhängnisvollerweise an ein blondes großgewachsenes Mädchen (diesmal mit einer ehemaligen „Miss Universe“ besetzt). Die Idee war, Hugo Haas und seine Filme österreichischen Filmleuten bekannt zu machen. Die Rechnung ging aber nicht auf, der kleine Vorführraum in der Sensengasse war nur halb voll - und die erhofften Produzenten haben sich auch nicht gemeldet. Haas hatte noch eine Reihe von Projekten, die er realisieren wollte. Aber er war mißtrauisch geworden, nachdem er in Rom, der damaligen Filmhauptstadt Europas, in der er sich niederlassen wollte, in seinem Glauben einen Co-Produktionspartner gefunden zu haben, bitter enttäuscht worden war. Schließlich entschied er sich für Wien, wo es doch noch zu einer Zusammenarbeit mit Helmut Pfandler und seiner WDS-Film kam: Es war nur ein kleiner, bescheidener Fernsehfilm, der dann auch einmal ausgestrahlt wurde aber sofort in Vergessenheit geriet. Beide Partner hatten sich mehr von der Zusammenarbeit erwartet und Hugo Haas verlor danach die Lust, sich für weitere Filmprojekte abzumühen. Er zog es vor, als Privatier zusammen mit seinem Pudel das Beste aus den Jahren zu machen, die ihm noch blieben. In seiner Wohnung bewahrte Hugo Haas etwas auf, das er als seinen größten Schatz betrachtete und stolz seinen Besuchern zeigte, von denen er sich Verständnis dafür erwarten durfte: Es war ein großes hölzernes Zahnrad und es stammte aus der Dekoration für Chaplins berühmten Film „Moderne Zeiten“ — ein Teil des Räderwerks, in das der ewige Vagabund Charlie, diesmal als Fließbandarbeiter, gerät und von der unmenschlichen Maschinerie zermalmt zu werden droht. Haas hatte es in dem berühmten Chaplin-Atelier in der La Brea Avenue gefunden, wo er sich kurzzeitig eingemietet hatte, nachdem es Chaplin — als Kommunist verfolgt und bedroht - verlassen und sich nach Europa abgesetzt hatte. Eine kaum bekannte Episode aus dem Leben von Hugo Haas -er hat sie mir aber erzählt — die auf den ersten Blick nicht unbedingt zu seinem Image passen will, das er in seinen Filmen und im persönlichen Umgang vermittelte, könnte einem Chaplin-Film entnommen sein: In einem Fernsehstudio soll er mit einem dunkelhäutigen Schauspieler zusammengebracht werden, mit dem er eine Szene zu spielen hat (ich glaube, es war Sammy Davis jr.). Als die beiden vor versammelter Crew einander vorgestellt werden, schreit ihn der Schwarze an: „You dirty jew!“ Und Hugo Haas mit haßverzerrtem Gesicht: „You mother-fucking nigger!“ Alles erstarrt, der Skandal ist perfekt. Doch es war alles vorher abgesprochen, die beiden laufen aufeinander zu, umarmen einander lachend... Die Zuschauer bleiben erleichtert aber ratlos zurück. August 2014. 77