13.5.: Die unités de prestataires werden in Arbeitsdienstkompanien fiir
Auslander/Companies de travailleurs étrangers (CTE) unbenannt.
Mai: Erscheint in einer einzigen Nummer in Paris Freies Österreich. La
Libre Autriche. Revue Antihitlerienne. Hg. von Kurt Lichtenstern und
Klaus Dohrn. MitarbeiterInnen: Alfred Polgar, Franz Werfel u.a.
8.6.: Franz. Armee bricht zusammen, allgemeine Massenflucht in den
Süden des Landes.
10.6.: Franz. Regierung zieht nach Bordeaux.
14.6.: Einmarsch der deutschen Truppen in Paris (Offene Stadt).
16.6.: Regierung Philippe P6tain.
17.6.: General de Gaulle geht ins Londoner Exil. Geburt der France Libre.
18.6.: GB: Aufruf de Gaulles zum Widerstand.
20.6.: Der portugisiesche Konsul in Bordeaux Aristides de Sousa
Mendes wird von seiner Regierung seines Amtes enthoben, nachdem
diese erfahren hat, dass er gegen ihre strikte Weisung Transit-Visas
an Flüchtlinge verteilt hat. Insgesamt konnte er 30.000 Menschen das
Leben retten, darunter hunderten ÖsterreicherInnen.
22.6.: Waffenstillstand von Compiegne. Teilung Frankreichs in einen
unter deutscher Militärverwaltung stehenden Nord- und Westteil und in
einen unbesetzten Südteil.
Juni: USA: Gründung des Emergency Rescue Committee (ERC) in New
York City u.a. durch Osterreicherlnnen wie Joseph Buttinger und Karl
Frank.
Ab Sommer: Der mexikanische Generalkonsul in Marseille Gilberto
Bosques verteilt bis November 1942 ca. 20.000 Visa für Mexiko, darunter
an Egon Erwin Kisch, Bruno Frei und viele andere ÖsterreicherInnen
sowie Spanierlnnen, ItalienerInnen, Juden und Jüdinnen.
1.7.: P&tain-Regierung zieht nach Vichy.
10.7.: Vollmachten für Petain durch die
Nationalversammlung Parlament (569 gegen 80 Stimmen).
11.7.: Neue „Verfassung“, Ende der Republik. Etat Frangais statt
République francaise.
22.7. F: Revision aller 500.000 seit 1927 erteilungen von
Staatsbürgerschaften. 15.000 Menschen verlieren diese.
20.8.: F: Erste Deportation von 927 Spaniern ins KZ Mauthausen.
August: Das ERC schickt Varian Fry nach Marseille. Er hat 200 Visa von
der US Regierung für Flüchtlinge mit. Er wird ca. 2.200 Menschen aus
Frankreich bringen, und zwar mit Hilfe u.a. der ÖsterreicherInnen Lisa und
Hans Fittko, Wilhelm (Bil) Spira. Unter den geretteten ÖsterreicherInnen
befinden sich Alma Mahler-Werfel, Franz Werfel, Soma Morgenstern...
27.9. Judenstatut im besetzten Frankreich, Kennzeichnung von
Geschäften. Vichy-Regierung: Arbeitslose Ausländer können interniert
werden.
Bil Spira, Nach groSSem Vorbild: Ein Chef der Vichymiliz, der uns vom Lager
Vernet nach Drancy begleitete, wo er uns der SS auslieferte, Zeichnung.
3.10.: Erstes Judenstatut der Vichy-Regierung für das unbesetzte Zone:
Ausschluss aller Juden und Jüdinnen aus öffentlichen Ämtern, aus Radio
und Kino.
4.10.: Vichy-Regierung beschließt Gesetz zur Internierung ausländischer
Juden und Jüdinnen in eigenen Lagern („camps spe&ciaux“).
18.10.: Beginn des Massenraubes bzw. der Arisierungen in Frankreich.
20.10.: In Vichy-Frankreich gibt es drei Gruppen von Lagern:
„camps repressifs“, „camps semi-repressif“ wie Gurs und „camps
d’hebergement“. Les Milles ist ein „camp de transit“, wo Ausländer
festgehalten werden, die aus F. weg wollen. Weiters entstehen Familien¬
Lager, Spitals-Lager. Unterschied nur in der Bezeichnung, in allen Lagern
herrschen die gleichen innumanen Lebensbedingungen.
27.10: F: GTE werden aus der Armee ausgegliedert.
11.11.: StudentInnendemonstration in Paris.
Dezember: Erste Verhaftung von Varian Fry durch die franz. Polizei.
Im Laufe des Jahres schließen sich folgende franz. Kolonien de Gaulle
an: Elfenbeinküste, Tschad, Französisch-Äquatorialafrika. Elsass¬
Lothringen wird von Deutschland annektiert, Indochina befindet sich
faktisch in der Hand Japans.
1941
29.3.: Bildung des Generalkommissariats für Judenfragen durch Vichy¬
Regierung.
Frühjahr: Gründung des Travail allemand (TA) durch die KPF. Rekrutiert
werden Deutschsprachige aus der KPF-nahen Gewerkschaftsorganisation
Main-d’oeuvre immigr&e (MOI).
13.5.: Erste Razzia der französischen Polizei gegen jüdische Flüchtlinge.
In den folgenden Jahren werden 2.500 ÖsterreicherInnen (von ca.
15.000) deportiert. Insgesamt werden 75.721 Menschen aus Frankreich
deportiert, davon ca. ein Drittel FranzösInnen. Ca. 3% der Deportierten
überleben.
15.5.: Gründung der französisch-kommunistischen Résistance¬
Organisation Front National. Es wird auch die Österr. Freiheitsfront.
Front national autrichien (ÖFF) in Frankreich aktiv (1940 in Belgien
gegründet). Die ÖFF ist ebenfalls KPF-nah. Zentrale Tätigkeit anfangs
innerhalb des TA. Beginn der Arbeit der „Mädel-Gruppen“ (Leitung:
Gerty Schindel, Lisa Gavrié, Anna Grün). ÖFF bringt bald die Flugblatt¬
Zeitschriften Soldat im Westen (Hans Zipper Franz Marek) und Soldat
am Mittelmeer (Oskar Großmann, Mitarbeit: Felix Kreissler) heraus.
2.6.: Zweites Judenstatut der Vichy-Regierung. Auch Französinnen
können nun in „camps sp&ciaux“ interniert werden, sobald sie als Juden
und Jüdinnen definiert wurden. Numerus clausus für Juden und Jüdinnen
an Unis.
20.7.: Ausstellung moderner Kunst der Gruppe Les Reverböres in Paris.
Österr. Beteiligung: Greta Freist, Gottfried Goebel (beide seit 1936 in
Paris). Galerie Matiéres et Formes. 70, rue Bonaparte, Paris 6.
August: Erste Angriffe auf deutsche Soldaten durch die Résistance.
21., 22., 23.8.: 4.232 Juden und Jüdinnen werden in Paris verhaftet
und in eine Wohnhausanlage in Drancy, welche zuvor als Front-Stalag
gedient hat, deportiert.
August: Varian Fry wird von der Polizei verhaftet und des Landes
verwiesen.
Winter: Führungsmitglied des „Dreikopfs“ des TA ist Franz Marek
(Claude).
Im Laufe des Jahres schließen sich die franz. Mandatsgebiete Syrien
und Libanon an de Gaulle.
1942
20.1.: Wannseekonferenz.
19.2.: Prozess von Riom gegen L&on Blum und andere Politiker der
Dritten Republik. Blum wird im Mai 1943 verurteilt und nach Buchenwald
deportiert. Er ist „Ehrenhäftling“ und eine Zeitlang „Nachbar“ von Kurt
Schuschnigg im Falknerhaus.