6 Lenka Reinerovä: Es begann in der Melantrichgasse. Erinnerungen an
Weiskopf, Kisch, Uhse und die Seghers. Berlin, Weimar: Aufbau 2006
(1985), 65.
7 Ebenda, 24ff.
8 Lenka Reinerovä: Alle Farben der Sonne und der Nacht. Berlin: Aufbau
2005, 70.
9 L. Reinerova, wie Anm. 6, 35.
10 Lenka Reinerova: Ich habe es trotzdem iiberlebt. Interview mit Gert
Eisenbiirger, in: ILA, Nr. 210 (2010), https://www.ila-web.de/ausgaben/210/
ich-habe-es-trotzdem-%C3%BCberlebt)
11 L. Reinerova, wie Anm. 1, 33.
12 Ebenda, 44.
13 Ebenda.
14 Ebenda, 46.
15 Ebenda, 48.
16 Lenka Reinerova: Kisch hat uns alle inspiriert, Interview mit Martin
Doerry und Hans-Ulrich Stoldt, in: Der Spiegel, Nr. 40/2002, http://www.
spiegel.de/spiegel/print/d-25327110.html
17 L. Reinerovä, wie Anm. 8, 28f.
18 L. Reinerovä, wie Anm. 1, 54.
19 L. Reinerovä, wie Anm. 10.
20 L. Reinerovä, wie Anm. 1, 59-62.
21 Ebenda, 69-71.
22 Lenka Reinerovä: Das Traumcafe einer Pragerin. Erzählungen. Berlin:
Aufbau Taschenbuch Verlag 1996, 236; sowie: L. Reinerovä, wie Anm. 6, 79;
sowie: Lenka Reinerovä: Was immer ich über Mexiko höre, berührt mich. In:
Hanffstengel, Renata von; Tercero, Cecilia; Wehner Franco, Silke (Hrsg.):
Mexiko, das wohltemperierte Exil. Mexiko: Instituto de Investigaciones
Interculturales Germano-Mexicanos 1997, 11-12, hier 11.
23 L. Reinerova: Das Traumcafé einer Pragerin, wie Anm. 22, 247.
24 Ebenda, 246.
25 Ebenda, 247.
26 L. Reinerovä, wie Anm. 16.
27 L. Reinerovä, wie Anm. 1, 74.
28 Ebenda, 80-87.
29 Lenka Reinerovä: Mandelduft. Erzählungen. Berlin: Berlin 2001 (1998),
43.
30 L. Reinerova, wie Anm. 16, 195f.
31 L. Reinerova, wie Anm. 8, 20, 94, 161.
32 Ebendda, 140.
33 Maria Theresia Wittemann: Einladung zu einer Reise ins 20. Jahrhundert.
Hommage an Lenka Reinerova. In: Stifter Jahrbuch, Adalbert Stifter Verein
e.V, Bd. 21 (2007), 119-148, hier 124.
34 L. Reinerovä, wie Anm. 29, 87.
35 Reinerovä, wie Anm. 1, 92
36 L. Reinerovä, wie Anm. 16.
37 M.Th. Wittemann, wie Anm. 33, 126.
38 L. Reinerovä, wie Anm. 29, 43-114.
Die im Jahr 1928 in Wien geborene Exilschriftstellerin Lore Segal
kann auf ein kleines, aber feines CEuvre verweisen. Drei ihrer
autobiografisch geprägten Romane — Other Peoples Houses (1964),
Her First American (1985) und Halfthe Kingdom (2013) — sowie
ihre Sammlung von Kurzgeschichten Shakespeares Kitchen (2008)
wurden von führenden US-amerikanischen Zeitungen und Zeit¬
schriften äußerst positiv rezensiert. Der folgende Artikel geht auf
die biographischen Daten der Autorin ein und untersucht einige
autobiographischen und übersetzerischen Aspekte ihres Werks.
Lore Segal wurde im Jahr 1928 als Tochter des Buchhalters Ignatz
Groszmann und seiner Frau, der Pianistin Franzi (Stern) Grosz¬
mann geboren. Sie wuchs in bürgerlichen, säkularen Verhältnissen
in der Josefstädter Straße im 8. Wiener Gemeindebezirk als Ein¬
zelkind auf und besuchte die Volksschule. Sie erinnert sich daran,
dass ihre Familie ihre Sprachbegabung bereits in jungen Jahren
bemerkte: „My mother told me that as a little child, I discovered
plural: Blatt, Blatter. And everybody thought I was a genius.“
Ihre Großeltern mütterlicherseits betrieben in Fischamend ein
Kurzwarengeschäft, wo die Familie auch hinzog, nachdem die
Nationalsozialisten ihre Wohnung beschlagnahmt hatten. Von
Fischamend wurden sie nach mehreren Drangsalierungen nach
Wien vertrieben und fanden bei Verwandten eine Bleibe. Lore
Groszmann ging fortan in eine jüdische Schule und wurde Zeugin
von „Reibpartien“. Ihre Verwandten suchten nach Möglichkeiten
zur Flucht und erwarben neue berufliche Kenntnisse. Lore Segals
Mutter, vormalig Pianistin, eignete sich die Fähigkeit an, in einer
Großküche zu kochen, und ihr Onkel Paul Stern, der Bruder ihrer
Mutter, machte eine landwirtschaftliche Ausbildung.
Am 10. Dezember 1938 gelang Lore Groszmann mithilfe ei¬
nes Kindertransports die Flucht nach Großbritannien. Über die
nächsten zehn Jahre lebte sie bei fünf verschiedenen englischen
Familien. Kurz nach ihrer Ankunft wollte sie den Menschen in
Großbritannien vermitteln, welche Gräueltaten unter dem Hit¬
ler-Regime geschahen und schrieb ihre Erinnerungen noch auf
Deutsch auf, da sie der englischen Sprache noch nicht mächtig
war. „As a young child, a young writer, I put in things such as
exclamation points and underlining, and sunsets and sunrises ...
the attempt to heighten, to emphasize, to give emotion*.’ Die
Tochter der ersten Gastfamilie ließ diese Berichte übersetzen.
Lore Segal ist der Meinung, dass damals die Weichen für ihren
schriftstellerischen Werdegang gestellt wurden. Sie schrieb als
Zehnjährige außerdem einen Brief an Verwandte ihres Vaters, die
bereits nach Großbritannien geflüchtet waren und bat sie, ihre
Eltern zu retten. Diese Verwandten zeigten den Brief wiederum
einer Flüchtlingsorganisation, die für Lores Eltern eine Anstellung
als Butler und Köchin fanden. An ihrem elften Geburtstag, dem
9. März 1939, kamen ihre Eltern in Liverpool an. Auch ihrem
Onkel Paul Stern war die Flucht nach Großbritannien gelungen,
doch er wurde gemeinsam mit Lores Vater nach einigen Monaten
in einem Internierungslager für „feindliche Ausländer“ aufder Isle
of Man inhaftiert. Nach einem Schlaganfall wurde ihr Vater aus
der Inhaftierung entlassen. Nach weiteren Schlaganfällen verstarb
Ignatz Groszmann im Jahr 1945, ein paar Tage vor Beendigung
des Zweiten Weltkrieges. Ihrem Onkel Paul gelang die Ausreise
in die Dominikanische Republik, wohin sich auch seine Eltern,
Lores Großeltern, retten konnten.