Übersetzung aus dem Arabischen: Leila Chammaa; Nachdichtung:
Tanja Dückers
Auf dem Markt für alte Bücher
Auf dem Markt für alte Bücher
suchte ich zwischen zwei Buchdeckeln die Rose.
Auch wenn ich mir sicher war,
dass niemand sie hineingelegt hat.
Das letzte Buch nahm ich nicht zur Hand,
öffnete es nicht.
Ich habe viele Fehler,
Hoffnung zu haben ist keiner davon.
Dennoch - diese Angst, dass die Suche
erfolgreich verlaufen könnte...
Jetzt, zehn Jahre später,
gehe ich wieder auf den Markt für alte Bücher.
Die Rose liegt in meiner Hand,
doch ich finde das Buch nicht!
Die Hoffnung liegt in meiner geöffneten Hand,
aber ich sehe niemanden, der nach ihr sucht.
Die Angst duckt sich in meiner Hand,
und es ist niemand, der sie sich ausborgen möchte.
Ich öffne die Rose,
lege ein Buch hinein,
in zehn Jahren
wird irgendjemand verstehen.
Da gehört ein Hammer ins Spiel
Du möchtest zu den anderen sagen:
Ich bin auch wie ihr.
Ich habe schöne Erinnerungen. Glückliche.
Aber zuerst musst du
deinen Schatten überlisten
und deinen Gang.
Du musst dich von deiner Hand, der gestaltenden, befreien.
Sie neu formen.
Dass du lediglich ihren Namen änderst, reicht nicht.
Da braucht es einen Hammer.
Ferner musst du
deine rostige Brust öffnen,
mit einer Säge,
und den Inhalt deines Herzens an einem geschützten Ort
in eine Truhe legen.
Und dann deine Haut vorsichtig
in die Waschmaschine schieben,
um sie dann frisch gewaschen auf deinem Bett auszubreiten.
Lass sie nun den Duft einer Frau
aus deiner Vorstellung
annehmen.
Vergiss auch nicht dein Gesicht abzulegen.
Entferne es vollständig wie es ist
mitsamt den Lidern
und den Tränen.
Köchele es langsam
bis es sich auflöst.
Bis die alte Verfasstheit, dein gestriger Blick auf die Welt
vollkommen verschwunden ist.
Dichter mit den Augen eines Kindes
Kinder-Dichter —
den Schlaf bereitet ihnen ein zuversichtlicher Mond.
Sie tun als ob sie schlafen.
Wenn er wieder geht, tauschen sie untereinander
die Lust am Lachen aus.
Und Kinder —
wenn sie dem Sinn entgegentaumeln,
entwirrt der Schmächtigste von ihnen
die vielen Finger der Wörter
und betupft einige von ihnen
mit Kandiszucker.
Sie haben Wolken gehascht und gefangen,
damit dann die Brüste ihrer Frauen gefüllt.
Dichter —
in ihren Koffern sammelt Gott
die Sterne seines ersten von sieben Himmeln,
entließ sie einzeln,
kehrt dann schuldbewusst zu ihren Worten zurück
1
Die Kugel dringt ein
durch
den Ansatz der Seele
den Blick
ein Fenster, geschaffen zu diesem Zweck
dringt ein
durch
das Buch eines anonymen Schriftstellers
dilettantisches Erzählen
ohne Fantasie
Die Kugel dringt
in den Rücken
den Wirbel
da, wo sie halbseitig lähmt
Die Kugel dringt ein
zwischen die Schenkel
wie Spermien
wie die Pfähle der Herrscher