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überlege, ein Bild zu malen

von einer Frau, die nicht kommt

überlege, wie ich sie zu einer Tasse Tee einlade

Ich denke an den langen Weg, der zur Tür meines Hauses führt
denke an den langen Weg, der zu meinem Haus führt
denke an den langen Weg zu meinem Haus

denke an den Weg zu meinem Haus

denke an mein Haus

dann denke ich darüber nach,

eine Schnalle für die Tür zu kaufen

und eine Tür für die Wand

und eine Wand für uns

aber jetzt habe ich Hunger

und will das alles beenden

dann will ich alleine weinen

und schlafen.

2

Ein Lastwagen, beladen mit Leichen
kreist immerzu in meinem Kopf
überrollt auf der Fahrt die Geister derer
die ich einmal geliebt habe

und reißt ihre Überreste mit

Schwarz und feucht dampft es hinten heraus
ohne Ende

ohne Namen, ohne Gedanken

ohne Stimme, nur ein chronischer Lärm
und der Geruch von verendeten Erinnerungen
Schließe ich die Augen, dann schrumpft seine Masse
auf eine Träne zusammen

Er fährt los, geht in die Kneipe

betrinkt sich

schüttelt jedem die Hand

küsst alle

beschimpft sie

und kommt zurück

bevor ich aufwache

Ein Lastwagen, betrunken

und traurig

schlingert durch die Dunkelheit in meinem Schädel
kriecht vorwärts ohne Räder

ohne ein wirkliches Dasein

sucht auf schmalen, rutschigen Wegen
nach dem Ende

oder nach einem flüchtigen Gedanken
Ein Lastwagen, betrunken

und wütend

zum Bersten voll mit Leichen

kreist

und kreist

seit der Zeit vor den Göttern

seit der Zeit vor der Zeit

für nichts

für niemanden

einfach nur

weil er ein Lastwagen ist

weil es einen Kopf gibt

weil er etwas tun muss.

58 _ ZWISCHENWELT

3
Ein abgetrennter Kopf in meinem Kühlschrank
Ich weiß nicht, was er an so einem kalten Ort macht
Das heißt, jemand hatte gestern
im Schlaf keine Albträume
Ich kann mit dem Ding auf der Schulter
durch die Straßen gehen
und mit allen sprechen
ohne dass jemand etwas merkt
Bemerkt, dass die Wörter nicht an der richtigen Stelle heraus¬
kommen
Ich kann das Ganze doch einfach ignorieren
und in mein Leben zurückkehren
heiraten
und Kinder in die Welt setzen
alt werden
dann sterben
Meine Kinder erben den Kühlschrank
eines nach dem anderen macht ihn auf
nimmt das Ding
geht durch die Straßen
spricht mit allen
ohne dass uns jemand bemerkt.

4

Ich wache auf

ein Baum liegt neben mir

Es ist wohl der Durst

der uns hierher verschlagen hat, denke ich
Ich gehe in die Küche

ein Bär sitzt am Tisch

Ich muss wohl viele Türen

offen gelassen haben

in meinem Leben

Ich ignoriere ihn einfach ein paar Jahre, sage ich mir
dann verschwindet er schon

oder

er wird zu Luft

Ich drehe den Wasserhahn auf
heraus kommt ein Fisch

ein zweiter

ein dritter

vielleicht ist ein tollwütiger Jäger
hinter ihnen her

ich überlege

wenn ich ihnen eine Heimat gebe
leben sie vielleicht einen Tag länger
Ich stöpsele den Abfluss zu

und trinke zusammen mit

den Fischen

dem Bären

dem Baum

dann gehe ich hinaus ins Freie

und heule