Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz (1971). Wiederabdruck
In: Ahlheim, 2007, 383-389.
Anne Betten, Konstanze Fliedl (Hg.): Judentum und Antisemitismus. Studien
zur Literatur und Germanistik in Österreich. Berlin: Erich Schmidt 2003.
John Bunzl, Bernd Marin: Antisemitismus in Österreich. Sozialhistorische
und soziologische Studien. Innsbruck: Inn-Verlag 1983.
John Bunzl: Der lange Arm der Erinnerung: jüdisches Bewußtsein heute.
Wien u.a.: Böhlau 1987.
Hubert Chalupsky, Dieter Messner, Josef Thonhauser: Faschismus-Unterricht
nach einer „Modelleinheit“. In: Zeitgeschichte, 4. Jg. (1977), Heft 7, S.
249-255.
Chaim Cohn: Der Prozeß und Tod Jesu aus jüdischer Sicht. Berlin: Jüdischer
Verlag im Suhrkamp Verlag 2017.
Helmut Dahmer: Antisemitismus gestern und heute. Nachwort zur deutschen
Ausgabe. In: Ernst Simmel (Hg.): Anisemitismus. Franfurt/M.: Fischer
TB 1993.
Marin Doerry: „Nirgendwo und überall zu Haus“. Gespräche mit Überle¬
benden des Holocaust. München: Goldmann 2008.
Heinz Fischer (Hg.): Einer im Vordergrund. Taras Borodajkewycz. Eine
Dokumentation. Wien u.a.: Europa-Verlag 1966 (Neuauflage 2015).
Heinrich Heine: Sämtliche Werke. 14 Bände, München: Kindler 1964.
Jochen Jung: Zwischen Ohlsdorf und Chaville. Die Dichter und ihr Geselle.
Innsbruck, Wien: Haymon 2015.
Ruth Klüger: „Wien schreit nach Antisemitismus“. In: Doerry (2008), S.
104-114.
Wolfgang Lempert: Bildungsforschung und Emanzipation. In: Neue Sammlung.
Vierteljahrs-Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft, 9 (1969), S. 347-363.
Karl R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Tübingen: Mohr
Siebeck ?2003 [1957].
Egon Schwarz: Das jüdische Selbstverständnis jüdischer Autoren im Fin de
siecle. In: Betten, Fliedl, 2003, S. 21-31.
Ilana Shmueli: Sag, daß Jerusalem ist. Über Paul Celan Oktober 1969 - April
1970. Aachen: Rimbaud ?2010.
Josef Thonhauser, Ernst Hanisch: „Faschismus“ — Modelleinheit für den
Oberstufenunterricht. In: Zeitgeschichte, 4. Jg. (1977), Heft 5, S. 172-186.
Josef Ihonhauser: Zwischen Weltkrieg und Staatsvertrag. Ein Kind aus Tirol
als Zeitzeuge. Reith im Alpbachtal: Edition Tirol 2010.
5 Ein Beispiel, das ich selbst erlebte, lieferte Peter Henisch: Bei dem Best¬
seller „Die kleine Figur meines Vaters“ war er noch ohne jeden Hinweis auf
seine jüdische Abstammung ausgekommen, später trug er bei öffentlichen
Auftritten (nicht ohne Stolz) die Kippa. Aber auch bei Künstlern wie Lorin
Maazel oder Zubin Mehta (damals junge Stars), verzichteten Rezensenten
noch Anfang der 60er Jahre - als ob es unschicklich gewesen wäre -, aufderen
jüdische Wurzeln hinzuweisen, was später mit deutlicher Emphase geschah.
6 Ein Gymnasiallehrer, der mitten in der Ära Kreisky „Soll in Österreich ein
Jude Bundeskanzler sein?“ als Schularbeitsthema vergeben hatte, wurde durch
Intervention von Erika Weinzierl vor einer Anklage wegen Antisemitismus
bewahrt. Er hatte zuvor gemeinsam mit mir an seiner Schule das mehrtägige
„Faschismus-Projekt“ durchgeführt. (Thonhauser, Hanisch, 1977, sowie
Chalupsky, Messner, Thonhauser, 1977).
7 Es darf an dieser Stelle daran erinnert werden, dass Riickert auch der
Autor der von Gustav Mahler grofartig vertonten erschiitternden ,,Kin¬
dertotenlieder“ war.
8 Rückerts Urtext wird heute „gereinigt“ publiziert: Statt „der Jude“ heißt
es „der Bauer“, „ein Räuber“ oder „ein Mann“.
9 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Darstellung zunächst auf An¬
ordnung von Bischof Paulus Rusch aus der Kirche entfernt und später durch
eine Tafel ersetzt, die über die Hintergründe der Legende vom Heiligen
Anderle und den angeblichen jüdischen Ritualmord aufklärt. Trotzdem
hielten sich noch lange Wallfahrten zu dieser Kirche, verbunden mit Gebeten
zum Anderle und antisemitischem Gebaren.
10 Vgl. dazu die differenzierte, naturgemäß in apologetischer Absicht verfasste
Darstellung von Chaim Cohn, 2017.
11 Vgl. dazu Ingeborg Day, in ihrem autobiographischen Roman Geisterwalzer
(deutsch Salzburg: Residenz 1983, 22): „Ich kann mich nicht erinnern, dass
meine Eltern, meine Lehrer, meine Freunde ... je über Juden gesprochen
hätten. Nie gut, nie schlecht, nie.“ Trotzdem (oder gerade deshalb) beschäf¬
tigt sie den gesamten Roman hindurch ihr eigener quälender Antisemitismus
(Jochen Jung, 2015, S. 128 £.).
12 Heute gilt als unsicher, ob Chaplin jüdische Vorfahren hatte.
13 Ihre Namen waren: Norbert Brainin, Siegmund Nissel, Peter Schidlof
und Martin Lovett.
14 Otto Scrinzi, prominentes NSDAP-Mitglied und 1986 freiheitlicher
Präsidentschaftskandidat — immerhin Träger des Großen Goldenen Eh¬
renzeichens für Verdienste um die Republik Österreich — verstieg sich bei
der Beantwortung der Frage, woran er denn Juden erkenne, öffentlich zur
Aussage „an ihrem Geruch“.
15 „Die Judophobie aber hat sich im Genozid nicht erschöpft ... und tobt
sich, wo lebende Juden fehlen, nächtens auf jüdischen Friedhöfen und an den
(wenigen) Denkmälern der Judenverfolgung aus.“ (Dahmer, 1993, S. 192).
16 Vgl. Karl R. Popper: „Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht
vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren.“ (2003, S. 362).
17 Vgl. dazu den folgenden Textausschnitt von Paul Celan: „.... Heute, als
ich den Brief an Dich aufgab, es war derselbe Beamte, und er den Bestim¬
mungsort, das Bestimmungsland vom Kuvert ablas, richtete er einen Blick
auf mich, wie ich ihn aus meiner Jugend in Czernowitz kenne: er musterte
mich, suchte mein Gesicht ab nach jüdischen Zügen, fand sie, und ‚hasste
mich an‘, nur mit den Augen, unmissverstandlich ...“ (Shmueli, 2010, S. 79)
18 Mein ehemaliger Deutschlehrer hat einmal (keineswegs in diskrimi¬
nierender Absicht!) Bert Brecht während einer mündlichen Reifeprüfung
als Juden bezeichnet. Als er auf seinen Irrtum hingewiesen wurde, entfuhr
ihm reflexartig „Aber er schaut so aus“, wofür er sich sogleich aufwändig
entschuldigte.
19 Ein Kollege von ihr, dem sie unsympathisch war, sprach über sie immer
nur mit scharfer Betonung als ‚die Jüdin‘.
20 Ein neues, für mich erschütterndes Beispiel lieferte unlängst die aus St.
Petersburg nach Deutschland ausgewanderte Schriftstellerin Lena Gorelik
(Die Presse, Spectrum vom 7. 11.2015, S. V): Sie erzählte, am Spielplatz in
Leningrad sei Jude unter Kindern ein gebräuchliches Schimpfwort gewesen.
Als sie selbst einmal ein anderes Kind mit „Jude“ beschimpfte, ermahnten
sie ihre Eltern: „Du kannst dieses Schimpfwort nicht benutzen, weil du
selbst jüdisch bist.“
21 So Theodor Adorno: „Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal
sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen voran,
dass ich weder glaube, sie begründen zu müssen noch zu sollen. ... Sie zu
begründen hätte etwas Ungeheuerliches angesichts des Ungeheuerlichen,
das sich zutrug.“ (2007 [1971], S. 383)