w = %, 5
ur ;
En fondant le FRONT NATIONAL
AUTRICHIEN nous avons juré de ne
ménager ni peines, ni sacrifices, et de
travailler corps e? Ame & l'union de tous
les patriotes autrichiens dans le combat
pour une Autriche libre et indépen¬
dante.
} OESTERREICHISCHE
FREIHEITSFRONT
FRONT NATIONAL AUTRICHIEN
FONDE EN AUTRICHE EN 1942
L’AUTRICHE AUX AUTRICHIENS | |
Extroit de l'oppel ov peuple
d'Autriche par le FN. A,
& so fondation en Octobre
1942.
D Carte délivrée por le siége de 9 » Ne J0e—
XY Oe BG =
E r 44 Hee 19 AS ee et Prénom! niecler. 3
=a. Ts | v Toop A i
Ne & These:
le 20 Hepleccre (971 ¬
Adresse 17 bis, Aue ole Verdhicer.
eT R
8 3 4 Jae
at Faihpartie du F. N. A. depuis le
SS Oefosre /GYL
Le Secretoire : Le Président,
(sehr toll aussehend) versehen. Das einzig Wahre waren die Ge¬
burtsdaten. Dies wurde prinzipiell so gemacht, weil man sich
erfahrungsgemäß bei Angaben von Geburtsdaten am leichtesten
irren konnte. Zum Elsässer wurden von der Organisation alle die¬
jenigen „ernannt“, die halbwegs gut, aber doch mit einem mehr
oder minder starken germanischen Akzent Französisch sprechen
konnten. Insofern waren die Ausweise relativ leicht zu fabrizieren,
da man die leeren Karten in jedem Papierladen kaufen konnte.
Der Ausweis sah aber dennoch schr gut aus. Der „Fabrikant“
war nämlich der bekannte Wiener Maler und Grafiker Heinrich
Sussmann!”°, Mit diesen Ausweisen versehen, wurden wir in unsere
Einsatzorte geschickt. Wohin die anderen gingen, weiß ich nicht.
Das Fragen muß man sich ja bei einer illegalen Tätigkeit abge¬
wöhnen. Was man nicht weiß, kann auch das ärgste Polizeiverhör
nicht aus einem herausholen. Ich wurde nach Lyon geschickt.
Auf meine Bitte gab man mir einen leeren Koffer mit, weil ich
fand, daß es blöd aussieht, so mit leeren Händen von Marseille
nach Lyon zu reisen. Ich hatte ja wirklich nichts bei mir, nicht
einmal ein Zahnbürstl.
In Lyon, der Hauptstadt des Widerstandes
Aufder Fahrt hatte ich genug Zeit, mich mit meiner neuen Iden¬
tität auseinanderzusetzen. Für mich war es relativ leicht, einen
Elsässer zu spielen, da ich ja durch meine diversen Elsässer Be¬
kannten einigermaßen über Land und Leute dort Bescheid wußte.
Meine „Geburtsstadt“ kannte ich allerdings nicht, diese schöne
Stadt besuchte ich erst viele Jahre nach dem Krieg, schon aus
Neugierde. Straßburg kannte ich ein bißchen von meiner Auto¬
stopptour nach Paris im Jahre 1936. Da blieb mir übrigens eine
Anekdote in Erinnerung: Als ich „meinen Autofahrer“ fragte, was
so in Straßburg los sei, sagte er mir, indem er mich vollkommen
verkannte: „Wenn Sie in Straßburg was erleben wollen, dann
rufen Sie in irgendeinem Wirtshaus ‚Heil Hitder!‘, dann werden
Sie was erleben!“
Nun zurück zum weiteren Geschehen. Wie schon erwähnt, den
Dialekt der Elsässer verstand ich recht gut, ihn zu sprechen, das
kam allerdings nicht in Frage. Aufgrund aller dieser Gegeben¬
heiten bastelte ich mir meine Biographie zusammen. Ich war
also in Colmar geboren, kam schon als Kind nach Straßburg und
diente schließlich als Soldat in Paris, da ich wußte, daß elsässische
Regimenter in Paris stationiert waren. Ich blieb schließlich in Paris
und verlernte auf diese Art, den Elsässer Dialekt zu sprechen.
So eine Biographie mußte sitzen, das mußte man sich solange
wiederholen, bis man fast selber daran glaubte.
In Lyon ging alles reibungslos vonstatten. Ich quartierte mich
in einer Vorstadt, Villeurbanne, ein, und die Organisation hatte
auch gleich eine Beschäftigung für mich. Nachdem meine „Vor¬
gesetzten“ sahen, daß ich mir eine gute Biographie zugelegt hatte,
bekam ich die Aufgabe, für andere Identitäten mit dazugehörigen
Biographien zu konstruieren. Mit mehr oder minder gut Fran¬
zösisch sprechenden bestanden keine Probleme. Sie wurden wie
ich taxfrei zu Elsässern ernannt. Aber was sollte man mit den
anderen machen, die keinen geraden französischen Satz zusam¬
menbrachten? Oder die gar nur ein paar armselige Worte sprechen
konnten? Nun, da half uns das Amtsblatt. In diesem wurden alle
Naturalisierungen veröffentlicht. Ich hatte also die Aufgabe, mich
in die Stadtbibliothek von Lyon zu setzen und im Amtsblatt die
Einbürgerungen, bei denen alle Personaldaten angegeben waren,
herauszusuchen, die für die Betreffenden passen könnten. Denen
verpaßte ich dazu noch die entsprechende Biographie. Sehr oft
zog ich Einbürgerungen von Polen heran. Mir fällt aber einer ein,
der schon mit dem Schriftdeutsch Schwierigkeiten hatte, vom
Französischen ganz zu schweigen. Da stieß ich beim Herumsu¬
chen auf die Einbürgerung eines Südtirolers. Das war mehr als
ein Toto-Zwölfer, würde man heute sagen.
Inzwischen hatte ich mit Anni Verbindung aufgenommen. Der
erste Brief war unterschrieben von dem Elsässer George Robert.
In ihrem Kinderheim hatte sich eine jüdische Widerstandsgruppe
gebildet. Anni wurde nun ständig als Kurier nach Lyon geschickt,
wo ihre Organisation, wie viele Widerstandsgruppen, ihre Zent¬
rale hatte. Sie brachte Propagandamaterial ins Heim und falsche
Ausweise. Denn sowohl das jüdische Personal als auch die Kinder
gerieten allmählich in Gefahr. Die Auflösung des Heimes mußte
in Betracht gezogen werden, und dadurch konnten wir auch an
unser eventuelles Zusammenleben denken. Kaum daß wir unser
Projekt in Erwägung zogen, wurde es wieder in Frage gestellt.
Leute wie ich wurden in die Besatzungszone geschickt, um dort
in der einen oder anderen Form in der Agitation unter den wo¬
möglich österreichischen Wehrmachtsangehörigen eingesetzt zu
werden. Nun, wieder einmal war die Weltgeschichte schneller als
die diversen Projekte.
Am 8. und 9. November 1942 landeten die Alliierten in Algerien
und Marokko!!. Die deutsche Wehrmacht antwortete mit der Be¬
setzung von Tunis und Südfrankreich, am 11. November'””. Damit
Pétain und seine Laval-Regierung noch eine Existenzberechtigung
hatten, wurde Siidfrankreich nicht zur Besatzungszone, sondern