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20 Der 1916 geborenen Gretl.

21 Zur Mobilisierung der NS-Gegner für das Plebiszit waren antinazistische
und pro-österreichische Parolen auf die Straßen geschrieben worden. Jüdinnen
und Juden wurden gezwungen, diese zu entfernen; WienerInnen, die bei
diesen „Reibpartien“ zuschauten, verhöhnten die Gedemütigten zudem.
22 Etwa: mürrisch, bedrückt.

23 Umgangssprachlich für pleite, ohne Geldmittel.

24 Möglicherweise eine Verwechslung: Am 1. April 1938 führte die Schweiz
die Visumspflicht für InhaberInnen österreichischer Pässe ein, während Frank¬
reich dies erst mit dem Decret-loi (Notverordnung) vom 14. Mai 1938 für
Spanier, Deutsche und Österreicher dekretierte. Allerdings existierte schon
seit dem 22. März 1938 eine Weisung des französischen Innenministeriums
an die Grenzorgane: „In Österreich Ansässige müssen, um in unser Territo¬
rium zu gelangen, Inhaber von Pässen sein, die vom französischen Konsulat
vidiert worden sind.“ Die Weisung erging an die Grenzorgane in den Häfen
und auf den Flugplatzen; offen ist, ob sie auch an anderen Grenzübergängen
befolgt werden musste.

25 Batavia, von 1619 bis 1799 Hauptquartier der Niederländischen Ost¬
indien-Kompanie, war bis zur Unabhängigkeit Indonesiens 1945 der Name
der Hauptstadt.

26 Das Rekrutierungsbüro in Paris befand sich in der Rue Lafayette.

27 Friedler war ja vor Abschluss seines Medizinstudium 1937 von der Uni¬
versität relegiert worden.

28 Im Herbst 1937 hatten die Franquisten die Initiative zurückerlangt und
die Republikaner zurückgedrängt — trotz des republikanischen Siegs in der
Seeschlacht von Cabo de Palos im März 1938.

29 Der ,,refus de séjour pour huit jours“ wurde von den Präfekturen ausgestellt
und konnte auf Bitten wiederholt um weitere acht Tage verlängert werden.
30 Die Parti communiste frangais (PCF) wurde 1920 gegründet. Sie unter¬
stützte die Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg. Im Oktober 1938 wider¬
setzte sie sich als einzige Partei dem Münchner Abkommen, das die Preisgabe
der Tschechoslowakei besiegelte. Die Nachricht vom deutsch-sowjetischen
Nichtangriffspakt führte zum Abbruch diplomatischer Beziehungen der
französischen Regierung mit Moskau und zum Verbot der kommunistischen
Parteiorgane ,,UHumanité“ und ,,Soir“ am 26. August 1939. Nach Hitlers
Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 bekam die PCF die Weisung,
sich erneut im antifaschistischen Kampf zu engagieren. Die Résistance gilt
als das erfolgreichste Kapitel der Parteigeschichte.

31 Die französische Sektion der „Secours Rouge International“ wurde 1923
von KommunistInnen gegründet, 1936 in „Secours Populaire“ umbenannt.
32 Die Parti républicain, radical et radical-socialiste (PRRRS) wurde 1901
gegründet. „Radical“ stand für die strikte Ablehnung der Monarchie, Ein¬
treten für das allgemeine Wahlrecht und die Trennung von Kirche und Staat.
In der Zwischenkriegszeit galt die Partei als mitte-links.

33 Parti communiste frangais (PCF).

34 Die Section frangaise de l' Internationale ouvriére (SFIO, Franzésische
Sektion der Arbeiter-Internationale) wurde 1905 gegriindet. Wahrend des
Zweiten Weltkriegs standen einige Parteivertreter auf Seiten der Vichy-Re¬
gierung, andere traten fiir die Kollaboration ein, wieder andere engagierten
sich in der Résistance. 1969 ging die SFIO in der Parti socialiste auf.

35 Die Regierung der Sowjetunion forderte die USA, Großbritannien und
Frankreich zu kollektiven Maßnahmen gegen Deutschland auf und ver¬
suchte dies im September im Rahmen des Völkerbunds erneut; Mexiko
protestierte durch die Übermittlung einer diplomatischen Note „gegen die
ausländische Aggression gegen Österreich“ beim Völkerbund und forderte
die Einberufung einer Ratstagung.

36 Gemeint ist der Friedensvertrag von Versailles 1919, der Deutschland
und seine Verbündeten für den Ausbruch des Weltkriegs verantwortlich
machte und zu Gebietsabtretungen, Abrüstung und Reparationszahlungen
an die Siegermächte verpflichtete; Deutschland unterzeichnete unter Protest
am 28. Juni 1919.

37 Léon Blum (1872 — 1950), ausgebildeter Jurist und Schriftsteller, war
1936-38 wiederholt Premierminister für die SFIO in einer Front populai¬
re-Regierung (Volksfrontregierung) mit der PRRS. 1940 von der Vichy-Re¬
gierung verhaftet, 1943-45 im KZ Buchenwald interniert; 1946/47 erneut
Premierminister.

38 Am 22. Juni 1941 um Punkt vier Uhr überreichte der deutsche Botschafter
dem sowjetischen Außenminister Molotow in Moskau ein „Memorandum“:
Die Sowjetunion habe den Nichtangriffspakt gebrochen und sei Deutschland
„in den Rücken gefallen“. Deutsche Flugzeuge bombardierten bereits seit

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1:00 sowjetische Städte. 121 deutsche Divisionen (insgesamt 3,6 Millionen
Soldaten, 600.000 Kraftwagen, 625.000 Pferde, 3.350 Panzer, 7.300 Ge¬
schütze und 3.000 Flugzeuge) begannen mit dem Vormarsch, auf einer
2130 km breiten Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer.

39 Diese Teilmobilisierung in Großbritannien und Frankreich am 26.9.1938
folgte der Allgemeinen Mobilmachung in der Tschechoslowakei am 22.9.1938.
Dennoch kam es zur Unterzeichnung des schmählichen Münchner Abkom¬
mens vom 29./30.9.1938, in dem die Westmächte die Tschechoslowakei den
deutschen Expansionsgelüsten preisgaben.

40 Arthur Neville Chamberlain (1869 — 1940), konservativer Politiker und
von 1937 bis zu seinem Tod britischer Premierminister.

41 Edouard Daladier (1884 — 1970), ehemaliger Gymnasiallehrer für Ge¬
schichte, Abgeordneter der PRRRS, war ab 1933 fünf Mal Ministerpräsident
einer Mitte-links-Koalition. Am 3. September 1939 erklärte er gemäß der
britisch-französischen Garantieerklärung gegenüber Polen dem Deutschen
Reich den Krieg. Im März 1940 trat er zurück. Vom Vichy-Regime wegen
Verrats angeklagt, wurde er 1943 ins Deutsche Reich deportiert, auf Schloss
Itter in Tirol interniert und am 5. Mai 1945 dort befreit. Nach dem Krieg war
er wieder Abgeordneter und in den 1950er Jahren Bürgermeister von Avignon.
42 Frankreich initiierte im Jahr 1920 ein politisches und militärisches Bünd¬
nissystem zwischen der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien, die
sogenannte „Kleine Entente“, mit dem Ziel, ungarische, bulgarische und
italienische Revisionsforderungen abzuwehren. Die „Kleine Entente“ war
ein wichtiger Baustein der französischen Sicherheitspolitik in Osteuropa
und sollte den Status quo im Donauraum sichern.

43 Friedler brachte seine Erinnerungen vermutlich zu Beginn der 1980er
Jahre zu Papier.

44 Der diktatorisch regierende österreichische Bundeskanzler Engelbert
Dollfuß war am 25. Juli 1934 bei einem Putschversuch der Nationalsozia¬
listen ermordet worden.

45 „Front Populaire“, Koalition zwischen Kommunisten, sozialistischen
Parteien und der bürgerlichen Linken in Frankreich 1936 bis 1938.

46 Vermutlich die Exilorganisation der österreichischen KommunistInnen
in Frankreich.

47 Zwei österreichische „Antonies“ konnten in der französischen Resistance
ausfindig gemacht werden: Antonie(a)/Toni Beck, später verh. Lederer, und
Dkfm. Antonie(a)/Toni/Tony Lehr, bereits seit 1935 in Frankreich; ob eine
der beiden die erwähnte „Toni“ war, ließ sich nicht eruieren. DOW, Akt
19.589; Tilly Spiegel: Österreicher in der belgischen und französischen
Resistance. Wien 1969, 34, 41, 60.

48 Trichter heißt auf Französisch „entonnoir“, ein möglicher Ausdruck für
Zange ist — neben „pince“ — „tenailles“ - vielleicht waren diese beiden Wörter
die Grundlage für das Missverständnis.

49 Möglicherweise Franz Storkan (Bad Vöslau, 4.9.1904 — KZ Dachau.
7.4.1945), Schweißer, 1938 Flucht nach Frankreich, Rouen, Caén, ver¬
schiedene Lager, ab Herbst 1943 in Lyon, mit falschen Papieren als „Oskar
Freismuth“ zurück nach Österreich, verhaftet am 4.7.1944, in Dachau ab
14. 11. 1944. Siche DOW online, Spanienfreiwillige.

50 Erzherzog Johann von Osterreich (1782 — 1859), Bruder von Kaiser
Franz I. aus dem Haus Habsburg, war in der Bevélkerung sehr beliebt,
wovon u.a. der 1830 entstandene Jodler („Wo i geh und steh“, Text Anton
Schosser) zeugt.

51 Am 15./16. März 1939 besetzten deutsche Truppen das restliche Staats¬
gebiet der Tschechoslowakischen Republik (nach Eingliederung des Sude¬
tenlandes in das Deutsche Reich sowie Gebietsabtretungen an Polen und
Ungarn); das Reichsprotektorat Böhmen und Mähren wurde errichtet.

52 Französisch-Nordafrika/Afrique Francaise du Nord war der informelle
Begriff für die Protektorate Marokko, Tunesien, Algerien und Teile Libyens,
die Eroberungen der Gebiete hatten 1830 begonnen.

53 Am 28. März 1939 besetzten die Franco-Truppen Madrid; am 1. April
erklärte Franco den Krieg für beendet. Schon zwischen Ende Jänner und
Anfang Februar 1939 erreichten über 465.000 Flüchtlinge, man schätzt
170.000 zivile und 295.000 militärische, Frankreich.

54 Zu dieser „Fondation Rothschild“ bzw. zu der Einrichtung konnte trotz
Kontaktierens des Bürgermeisteramts von Martigny und mehrerer Roth¬
schild-Stiftungen in Frankreich und England bedauerlicherweise nichts in
Erfahrung gebracht werden.

55 Nach der Slowakei wollte Hitler auch Polen zu einem Vasallenstaat des
Deutschen Reichs machen. Die Zurückweisung dieser Forderungen und
die britische Garantieerklärung für die „nationale Integrität“ Polens am 31.