OCR Output

XXXII Ns 4 et 5, Avril/Mai 1945, S. 165; ein Kilo Rindfleisch bester Quali¬
tät kostete 1943 in Paris ca. 20 Francs, 1 Kilo Kartoffeln oder Weizen ca. 2
Francs, siehe Annuaire statistique de la France, Graphique IV, Evolution des
prix de gros de quelques articles depuis 1900. — Dank an Thierry Couderc,
Bibliothéque de l’Insee Alain Desrosiéres, Institut national de la statistique
et des études économiques.

134 Heinrich Steinitz, geb. 1879, wurde schon am 14. Marz 1938 von der
Gestapo verhaftet, am 24. Mai ins KZ Dachau deportiert, am 22. September
nach Buchenwald, am 19. Oktober 1942 nach Auschwitz überstellt und hier
am 7. November ermordet.

135 1963 wurde eine eigene Medaille kreiert, um diese Widerständigen
zu ehren.

136 Sie wurden in Deutschland und teilweise auch in besetzten Gebieten
eingesetzt, leisteten militärische Hilfsdienste, waren militärischen Vorgesetz¬
ten unterstellt und arbeiteten unter den Bestimmungen des Militärrechts.
137 Dieser Radioapparat wurde im Auftrag von Reichspropagandaleiter
Joseph Goebbels entwickelt, ab 1933 mussten ihn alle Hersteller verpflichtend
produzieren. Durch seinen günstigen Preis war er ein wichtiges Propaganda¬
instrument.

138 Österreichischer Ausdruck, entspricht in erwa dem bundesdeutschen
»Denkste!“

139 Unterofhzier, der für die Fourage, Lebensmittelversorgung für die Truppe
und Futter für die Pferde, zuständig ist.

140 Umgangssprachlich für Gehherda, Diener, Hilfskraft.

141 Umgangssprachlich für Mädchen, junge Frau.

142 1933 gegründete paramilitärische Organisation; nach dem Verbot
der NSDAP in Österreich im Juli 1933 hatte sie regen Zulauf von Öster¬
reichern. Nach dem von Hitler nicht gewünschten Juliputsch gegen das
Dollfuß-Regime im Juli 1934 wurden ihre Mitglieder entwaffnet und in
Lager in Norddeutschland verlegt. Nach der Annexion Österreichs wurde
die Legion aufgelöst und ihre Mitglieder wieder ins Berufsleben integriert.
143 Werner Röder, Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der
deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. I, Politik, Wirtschaft, Öf¬
fentliches Leben. München, New York, London, Paris 1980, 201. Siglinde
Bolbecher, Konstantin Kaiser: Lexikon der Österreichischen Exilliteratur.
Wien 2000, 221-222; Konstantin Kaiser: Alfred Frisch (1910-1991). In:
Mit der Ziehharmonika 9/1 (März 1992), 9-10.

144 Dr. Hugo Frisch hatte seine Kanzlei in der Mariahilferstraße 19-21.
Adolph Lehmann’s Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1923, Bd. 1, 322.
145 Franz Richard Reiter definiert sie als „eine Art Hilfssoldaten ohne
Waffen“. S. Franz Richard Reiter (Hg.): Unser Kampf. In Frankreich für
Österreich. Interviews mit Widerstandskämpfern. Wien, Köln, Graz 1984,
12. — Siehe auch Anm. 66 zum Beitrag Josef Friedlers in diesem Heft.

146 Josef Marx (1882 — 1964), Komponist, Pianist, Musikpädagoge und
-kritiker.

147 Hugo Frisch wurde nur 49 Jahre alt; sein Grab befindet sich in der
jüdischen Abteilung des Zentralfriedhofs.

148 Malvine, geborene Sametz (geb. 23. 1. 1881 in Budweis) wurde am 23.
Oktober 1941 in das Ghetto Lodz deportiert. Sie beging vor der Deportation
in ein Todeslager Suizid durch die Einnahme von Zyankali.

149 Bernhard Frisch (geb. 1906 in Wien) war wie Vater und Bruder Rechtsan¬
walt. Er flüchtete 1939 nach Ungarn und starb 1945 im Konzentrationslager
Köszeg. Im Gegensatz zu seiner Mutter scheint er in der Opferdatenbank
des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands nicht auf.
150 „Die dritte Walpurgisnacht“, entstanden 1933, erschien posthum erst¬
mals 1952; es ist daher davon auszugehen, dass überwiegende Teile des vor¬
liegenden Textes von Alfred Frisch frühestens nach 1952 verfasst worden sind.
151 Hilde Spiel (1911 - 1990), Schriftstellerin und Journalistin, emigrierte
schon 1936 zusammen mit Peter de Mendelssohn nach England.

152 Laut Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1934, Band
II, waren 1934 in der Reichsratsstraße weder eine Praxis noch eine(r) der
im Text erwähnten Personen gemeldet. Laut der Geschäftsführerin des
Österreichischen Vereins für Individualpsychologie, Alexandra Drossos,
existierte 1934 in der Nähe der Reichsratsstraße, in der Ebendorferstraße 7
(die damalige Arbeiterkammer) eine Individualpsychologische Beratungs¬
stelle/Ambulanz. Im Frühjahr 1934 zeigten sich innerhalb des Vereins für
Individualpsychologie (gegründet 1911/13), der eng mit der sozialdemo¬
kratischen Stadtverwaltung von Wien verknüpft war, Tendenzen zur Bildung
einer sozialistischen Jugendgruppe. Siehe Walter Spiel, Veronika Schaufler,
Irmgard Stütz: Dokumentation über die Geschichte und Entwicklung der

Individualpsychologie (insbesondere in Österreich und Wien) (ungedruckte
Dokumentation, Wien 1994, 12.)

153 Vermutlich die von Deutsch 1923 adoptierte Tochter seiner Lebensge¬
fährtin Maria Deutsch-Kramer (1884-1973), Hedwig Jahoda (1911-1961),
Psychologin. Exil: 1938 GB, 1939 USA.

154 Näheres zu Friedl Klein konnte bedauerlicherweise nicht herausge¬
funden werden.

155 Philipp Rieger (1916-2007) war neben seinem Studium der Rechts¬
wissenschaft 1934 aktiv in illegalen sozialistischen Studentengruppen tätig.
Exil: 1939 Großbritannien bzw. Kanada. 1942 heiratete er Marga Lehrbaum
(1917-2016); sie hieß 1934 daher noch nicht Rieger, 1957 Rückkehr nach
Wien, Wirtschaftswissenschaftler, Publizist.

156 Die Tageszeitung „Rote Fahne“ erschien ab 1919 in Wien als „Zen¬
tralorgan der Kommunistischen Partei Oesterreichs“. Erschien nach dem
Verbot der KPÖ am 26. Mai 1933 weiter, wurde im Juli 1933 zuerst mit
Kolportageverbot belegt, am 22. Juli verboten und erschien in der Illegalität
nur mehr unregelmäßig.

157 Es ist unklar, auf welche Tradition seines Vaters sich Frisch hier bezieht;
möglicherweise auf dessen Tätigkeit als Pflichtverteidiger in Militärstrafver¬
fahren während des Ersten Weltkriegs.

158 Dieser Tarnverein war vergleichbar dem „Klub Jadran“, einem „bür¬
gerlichen Jugendklub“, der als legaler Stützpunkt für „Rote Front“ und
„Georg-Weissel-Bund‘“, beides illegale Splittergruppen zwischen RSÖ und
KPÖ, diente. Vgl. Werner Röder, Herbert A Strauss (Hg.): Biographisches
Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 I. München, NY,
London, Paris 1980, Eintrag Simon, Joseph, 701.

159 Laut Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1934, Band
Il, war damals in der Bankgasse 8 keine ukrainische Vereinigung gemeldet.
Das ehemalige Althansche Freihaus ging 1931 durch einen Kaufvertrag
„in den Besitz des österreichischen Bundesschatzes über.“ (https://www.
geschichtewiki.wien.gv.at/Bankgasse_8). Der Presseclub Concordia zog erst
1958 in das Haus ein.

160 Der Jurist Kurt von Schuschnigg (1897 — 1977) war nach der Ermor¬
dung von Engelbert Dollfuß von 1934 bis 1938 Bundeskanzler, 1941 bis
1945 im KZ, 1948 Emigration in die USA, Rückkehr nach Österreich 1967.
161 Le Chambon-sur-Lignon im Departement Haute-Loire, Region Auver¬
gne-Rhöne-Alpes; ab 1940 wurden in der hugenottisch geprägten Kleinstadt,
vor allem auf die Initiative zweier Priester hin, tausende Jüdinnen und Juden
aufgenommen, vor deutschen Patrouillen versteckt und, wie auch Frisch, in
die Schweiz geschleust. 1990 wurde die Region von Israel als „Gerechte unter
den Völkern“ geehrt. http://www.yadvashem.org/odot_pdf/Microsoft%20
Word%20-%206403.pdf

162 La Croix-Rousse, Stadtteil von Lyon, ehemaliges Zentrum der Textil¬
industrie. Madame Veille war vermutlich Frischs Quartiergeberin.

163 An dieser Adresse befand sich ein sogenanntes „Judenhaus“ mit Sam¬
melwohnungen, in denen rund hundert Personen vor ihrer Deportation
untergebracht waren. Siehe DÖW-Mitteilungen 228 (Oktober 2016), 3.
164 Arie aus Wilhelm Kienzls Oper „Der Evangelimann“ (1895).

165 Die Angaben zu Dr. FE sind zu dürftig, als dass er identifiziert werden
konnte.

166 Die Aufenthaltserlaubnis titre/permis de séjour wurde (und wird) von
den Prafekturen erteilt und erméglicht(e) einen Aufenthalt ohne Visum, die
Gewahrung durch die jeweiligen BeamtInnen erfolgte teilweise willkiirlich.
167 Am 10. August 1918 wurde Montdidier von den Deutschen zuriick¬
erobert, am 11. August in einem Eisenbahnwaggon auf einer Lichtung
bei Compiégne das Waffenstillstandsabkommen zwischen dem Deutschen
Reich und den Westmächten Frankreich und Großbritannien unterzeichnet.
168 Vermutlich Gleichmann Ignäcz, Schrauben-fabr. A.-G., Budapest 936.
Vgl. Compass. Industrielles Jahrbuch 1929: Jugoslawien, Ungarn, 815.
169 Rechtsanwalt Dr. Maximilian Keller, geb. 5.5.1899, gelangte über Italien
im Mai 1938 nach Argentinien, wurde in den 1960er Jahren Fabrikant in
Buenos Aires; war im Juni 1980 noch am Leben. Siehe: Barbara Sauer, Ilse
Reiter-Zatloukal: Advokaten 1938. Das Schicksal der in den Jahren 1938
bis 1945 verfolgten österreichischen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte.
Wien 2010, 198.

170 Damals wohl noch nicht.

171 Dr. Johann Speckl hatte seine Kanzlei 1938 an der Adresse Tuchlauben
4. Vgl. Adolph Lehmann’s Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1938, Bd. 1,

1238. Keller/Speckl waren laut Barbara Sauer einer der seltenen Fälle, in

September 2020 73