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zu bringen. Vor allem der griechisch-rumänische Reeder Jean D. Pendelis war an der Organisation der Schiffe beteiligt. 1939 Englisch-französische Garantieerklärung für Griechenland. Bis 1940 wird für etwa 500 Juden und Jüdinnen aus Deutschland und Österreich Griechenland zum Fluchtland. Die meisten leben in Athen. Der bekannteste Österreicher ist wohl Sigmund Rosenbaum, Mitinhaber einer der größten Druckerei-Konzerne Österreichs. August 1939 Das Hechaluz-Lager bei Wien soll wegen der drohenden Deportationen evakuiert werden. In Piräus wird der Dampfer „Hilda“ gechartert. Die Schiffe aus Wien mit circa 600 Jugendlichen aus Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei sollen den Dampfer in Sulina im Donaudelta treffen. Die griechische Regierung hat aufbritische Intervention hin griechischen Seeleuten untersagt auf Fluchtschiffen anzuheuern. Die Abreise der „Hilda“ verzögert sich dadurch massiv und nach dem Wintereinbruch friert das Schiff im Donaudelta fest. 127 Juden und Jüdinnen aus Rumänien werden auf dem Schiff aufgenommen. Es werden türkische Seeleute angeheuert. 1.11.1939 Die Schiffe der DDSG „Minerva“ und „Grein“ bringen 1.090 Flüchtlinge von Wien nach Galatz. Das in Griechenland gecharterte Schiff „Elli“ übernimmt 620 Flüchtlinge. In Folge läuft die „Elli“ die Dodekanesinsel Castellorizo an, um für den Irgun 2.000 Gewehre zu übernehmen. Das Schiff erreicht nach einem Zwischenstopp in der Türkei unbemerkt Netanya, wo alle Passagier mit Hilfe der „Artemissia“ an Land gebracht werden. 24.1.1940 Die „Hilda“ trifft mit 729 Passagieren in Haifa ein, von einem britischen Kriegsschiff eskortiert, welches das Fluchtschiffin den Dardanellen abgefangen hat. Alle Passagiere werden im Lager Atlit interniert. 1940 Willy Perl, der nach wie vor Fluchtrouten nach Palästina organisiert, wird in Athen verhaftet und kann nur knapp durch eine abenteuerliche Flucht einer Auslieferung an Nazi-Deutschland entgehen und in die Schweiz entkommen. 3.9.1940 Aus Wien laufen, vom „Ausschuss für jüdische Uberseetransporte“ organisiert, die Schiffe „Schönbrunn“ und „Helios“ der DDSG aus. 1771 Menschen befinden sich auf den Schiffen, darunter 600 freigelassene Häftlinge aus Dachau. Es stoßen die Schiffe „Uranus“ und „Melk“ hinzu, mit 1880 Passagieren. Anfang Oktober übernehmen in Sulina die Schiffe „Atlantic“, „Pacific“ und „Milos“ die Flüchtlinge. Die Schiffe, welche die Menschen nach Palästina bringen sollen, sind jedoch alt und nur für höchstens 100 Passagier konzipiert. Aufder „Atlantic“ bricht eine Typhusepidemie aus, bevor das Schiff Zypern erreicht. Nach der Ankunft in Palästina werden etliche Flüchtlinge nach Mauritius weiter deportiert. 13.10.1940 Das Passagierschiff „Nea Hellas“ der griechischen Reederei „Greek Line“ erreicht, von Lissabon kommend, Hoboken, USA. Unter den über 600 Passagieren befindet sich eine größere Gruppe von Flüchtlingen, die dank Varian Frys „Emergency Rescue Committee“ ein Visum für die USA erhalten hatten, darunter Franz und Alma Werfel, Alfred und Lisa Polgar, Marta Feuchtwanger, Alfred Döblin und Familie, Otto Leichter und sein Sohn Heinrich, Friderike Zweig mit ihren Töchtern und Schwiegersöhnen, Heinrich und Nelly Mann, Golo Mann, Schiller Mamorek, Karl Hans Sailer mit Frau und Kind, der 77-jährige Wilhelm Ellenbogen und Konrad Heiden. 28.10.1940 Italien überfällt Griechenland. General Metaxa weist ein italienisches Ultimatum zurück, daher geht dieses Datum als „Ochi-Tag“ (Tag des Nein) in die Geschichte ein. Es gibt nun keine Fluchtroute über Griechenland mehr. Am 14.11.1940 erfolgt die erfolgreiche Gegenoffensive der militätisch weit unterlegenen griechischen Streitkräfte. Es ist dies der heute vergessene erste Sieg der Alliierten über die Achsenmächte. An die 13.000 Griechen mosaischen Glaubens dienen in der griechischen Armee, welche insgesamt keine 300.000 Soldaten zählt. 1941 Am 9.4.1941 erfolgt der Angriffitalienischer, bulgarischer und vor allem deutscher Verbände auf Griechenland. Am 21.4.1941 kapituliert die griechische Armee, am 27.4. wird Athen besetzt, die britischen Truppen werden vom Festland evakuiert. Es wird noch im April mit der systematischen Enteignungen, mit Raub, Mord und Terror gegen die jüdischen Gemeinden begonnen. Mit den Deutschen kollaboriert die „Nationale Union Griechenlands“, die EEE (Ethniki Enosis Ellado) des ehemals republikanischen Obrist Georgios Poulos. Die EEE ist eine 1927 gegründete rechtsextreme und antisemitische Organisation, die Anfang der 1930er-Jahre Gewaltakte gegen Juden und Jüdinnen beging und unter Metaxas verboten wurde. In der Nacht vom 30.5.1941 reißen die kommunistischen Studenten Manolis Glezos und Apostolos Santas die Kriegsfahne mit Hakenkreuz vom Masten auf der Akropolis. Sie werden dafür in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Ihre Tat gilt als erste bedeutende Widerstandsaktion gegen die Besatzer. Am 2.6.1941 ist, nach der Invasion Kretas, ganz Griechenland besetzt. Griechenland steht unter italienischer, deutscher und bulgarischer Besatzung. Von Italien wird der größte Teil des Landes besetzt: Peleponnes, Zentral-Griechenland, Thessalien, Epirus, Kykladen. Bulgarien besetzt Thrakien und den éstlichen Teil Makedoniens. Deutschland besetzt den westlichen Teil Makedoniens mit Thessaloniki, weiters Athen und Piraus, Kreta, Lesbos, Chios. Im September 1943 gerät die italienisch besetzte Zone unter deutsche Kontrolle. König Georg II. flüchtet nach Ägypten und schließlich nach London. Bildung einer Exilregierung in Kairo. Ab Juni 1941 organisieren sich kleine Gruppen von PartisanInnen, bzw. „Andarten“, wie sie in Griechenland genannt werden, meist bestehend aus KommunistInnen und SozialistInnen, wie im Norden die Gruppe „Eleftheria“, Freiheit, des Offiziers Dimitrios Psarros. Am 16.7.1941 gründen GewerkschaftlerInnen und KommunistInnen die „Nationale Arbeiterbefreiungsfront“, die EEAM (Ethnikon Ergatikon Apeleftherotikon Metopon). Im September 1941 gründen die KommunistInnen die parteiübergreifende „Nationale Einheitsfront“, die EAM (Ellinikon Apeleftherotikon Metopon). Für viele Vertreter der Royalisten ist es für einen bewaffneten Widerstand zu früh, obwohl König Georg Il. aus dem Exil zum Widerstand aufruft. Republikanische Offiziere, die sich als sozialistisch, aber antikommunistisch und als Anhänger Venizelos‘ verstehen, gründen unter der Führung des Oberst Napoleon Zervas im September 1941 den „Nationalen Republikanischen Griechischen Verband“, EDES (Ethnikon Dimokratikon Eleftherotikon Metopo). Nomineller Führer der EDES ist General Nikolaos Plastiras. Trotz seiner antikommunistischen Haltung kommt es bald zu ersten Gesprächen zwischen EAM und EDES. Es wird zugleich eine Kooperation mit dem britischen Geheimdienst aufgebaut, bzw. mit der von der Special Operations Executive, SOE, aufgebauten Organisation „Prometheus II“. Eine Abspaltung der EDES nimmt Kontakt zu den Monarchisten auf. Neben den größeren Organisationen kommt es auch zur Gründung vieler kleiner bürgerlicher Widerstandsgruppen unter der Führung von Offizieren, Beamten und Intellektuellen. Eine der größten ist die „Panhellenische Union der Kämpfenden Jugend“, PEAN (Panelinios Enosis Agonizomenon Neon), welche vom republikanischen Offizier Kostas Perrikos gegründet wird und ihre AnhängerInnen unter der bürgerlichen Jugend in den Städten findet. Ein Großteil des politischen Establishment lehnt jedoch einen bewaffneten Konflikt ab, da ein solcher als aussichtslos erachtet wird. Nach mehreren Anschlägen beschließt am 16.9.1941 das Kommando der Wehrmacht den sogenannten Sühnebefehl. Für einen getöteten deutschen Soldaten sollen 50 bis 100 griechische ZivilistInnen ermordet werden. In über 100 Dörfern, wie Kalavrysta, Distomo, Molai, Korinth, Tripolis, Viannos, kommt es bis 1944 zu Massenmorden an Juni 2021 75