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offizielle Sprache der Muslime ist türkisch, bulgarisch wird nicht
als Sprache der Minderheit anerkannt.

2001 Betritt zur Eurozone.

2003 wird fiir die Gebirgsjager von deren Veteranen am Hohen
Brendten (Bayern) ein monumentales Ehrenmal errichtet.
23.9.2009 Osterreich: In einer parlamentarischen Anfrage an das
Justizministerium, ob denn gegen österreichische Kriegsverbrecher
in Griechenland je Untersuchungen eingeleitet wurden, stellen die
Sozialdemokraten Johann Maier und Johannes Jarolim fest: „So
ist es auch nach über 64 Jahren seit Ende des 2. Weltkrieges-auch
der österreichischen Justiz-nicht gelungen, eine einzige Mordtat
von Gebirgsjägern der 1. Gebirgsdivision in den besetzten Ländern
aufzuklären. Keiner der namentlich bekannten Täter von damals
wurde je vor einem österreichischen Gericht angeklagt und verur¬
teilt.“ (3105/] XXTV. GP)

2010 Nach der Weltwirtschaftskrise kommt es in Griechenland zur
Staatsschuldenkrise. Es droht ein Staatsbankrott.

18.9.2013 wird der populäre, linke Hip-Hoper Pavlos Fyssas (Killah
P) von einem Schlägertrupp der in den 1980er-Jahren gegründete
neonazistische Partei „Chrysi Avgi“ (Goldene Morgenröte) ermordet.
2014 Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck besucht Grie¬
chenland, anerkennt das griechische Leid durch die deutsche Be¬
satzung und bittet um Verzeihung. Das Thema Reparationen wird
nicht angesprochen.

2015 Die Staatsverschuldung betragt 312 Mrd. Euro, und die Staats¬
schuldenquote 177,4 %. Es kommt erneut die Diskussion iiber die
ausgebliebenen Reparationszahlungen auf. Griechische Okonomen
berechnen, dass Deutschland Griechenland fast 300 Milliarden Euro
schulde. Dabei werden der nicht zuriickgezahlte Kredit von 1942
mitsamt Zinsen genauso beriicksichtigt, wie die Kosten der massi¬
ven Zerstérungen und die Folgen der jahrelangen Auspliinderung
des Landes durch das Deutsche Reich, sowie die Entschadigungen
für die 160.000 ZwangsarbeiterInnen, von denen Zehntausende
nach Deutschland verschleppt wurden, und der Raubmord an den
griechischen Juden und Jüdinnen. Auch die schätzungsweise 8.000
nach Deutschland gebrachten und verschwundenen Kunstgegen¬
stände und Kulturgüter werden ebenfalls berücksichtigt. Es gibt
Zivilklagen, so seitens der Nachkommen der Opfer von Distomo.
2013 wird ein Erstaufnahmezentrum für 410 AsylwerberInnen bei
Moria eröffnet.

25.1.2015 Bei den Parlamentswahlen erhält die „Synaspismos
Rizospastikis Aristeras“, kurz SYRIZA, (Koalition der Radikalen
Linken ), 149 der 300 Parlamentssitze. Alexis Tsipras wird in Folge
Ministerpräsident.

2015 Mit 93 Jahren ist Manolis Glezos von der SYRIZA derälteste
Abgeordnete des Europäischen Parlaments. Der griechische Jus¬
tizminister Nikos Paraskevopoulos droht deutsches Eigentum in
Griechenland, wie z.B. das Goethe-Institut, zu pfänden. Moria wird
zum Hotspot-Lager mit Platz für fast 3.000 Menschen ausgebaut.
2020 in den Lagern Morias warten fast 20.000 Menschen unter le¬
bensfeindlichen Bedingungen aufdie Bearbeitung ihrer Asylanträge.
7.10.2020 Die „Chrysi Avgi“ (Goldene Morgenröte) wird von einem
Athener Gericht als kriminelle Vereinigung verboten, 68 führende
Mitglieder werden wegen Mordes und anderer Verbrechen verurteilt.
In Athen feiern 100.000 Menschen den Ausgang dieses größten
Prozesses gegen Rechtsextreme seit den Nürnberger Prozessen.

Weiterführende Literatur

Zwei Publikationen der Buchreihe „Griechenland in Europa“ bei Böhlau sind
besonders hervorzuheben:

2015 erschien Band 1 der Reihe „Die Okkupation Griechenlands im Zwei¬
ten Weltkrieg“. HerausgeberInnen sind die Literaturwissenschaftlerin Prof.
Chryssoula Kambas und die Neogräzistin Prof. Marilisa Mitsou. In knapp 30

80 ZWISCHENWELT

Beiträgen wird von einer beeindruckenden Zahl deutscher und griechischer
AutorInnen aufdie Geschichte, dieGräuel, aufden Widerstand in Griechenland
eingegangen. 2020 erschien „Kriegund Nachkrieg“ des Autors Hagen Fleischer.
Der deutsche Zeithistoriker lebt und lehrt seit 1977 in Athen. 1987 gehörte
er als Vertreter Griechenlands der internationalen Historikerkommission zur
Waldheim-Affäre an. Er erläutert in mehreren Aufsätzen und Essays, die bisher
großteils nur auf Griechisch erschienen sind, das wechselseitige Verhältnis
zwischen Deutschland und Griechenland seit dem 19. Jahrhundert. Auch die
ambivalente Haltung der BRD nach 1945 bezüglich Wiedergutmachung und
den griechischen Diktaturen wird eingehendst erläutert.

2013 legte Margot Ingeborg Schneider ihre Diplomarbeit „Griechische Vereine
in Österreich 1918-1974“ am Wiener Institut für Byzantinistik und Neogräzistik
vor. Betreuerin war Univ.-Prof. Marina A. Stassinopoulou. In dieser gibt es
eine ausführliche Darstellung über die GriechInnen in Österreich während
der Nazi-Zeit, von den ZwangsarbeiterInnen bis zu den Kollaborateuren.
1992 erschien „Vertreibung und Neubeginn. Israelische Bürger österreichischer
Herkunft“, herausgegeben von Erika Weinzierl und Otto D. Kulka. In ihrem
Beitrag „Emigration und Vertreibung“ geht Gabriele Anderl ausführlich auf
die Tätigkeiten Willy Perls ein. Dieser hat 1978 in den USA auch ein eigenes
Buch über seine Fluchthilfe verfasst: The Four-Front War. From the Holocaust
to the Promised Land.

Will man sich einen ersten Überblick über die widerständige Literatur Grie¬
chenlands verschaffen, ist die 1969 erschienene Anthologie europäischer Poesie
und Prosa „Literatur und Widerstand“, herausgegeben von der „Internatio¬
nalen Föderation der Widerstandskämpfer“, zu empfehlen. Darin werden die
SchriftstellerInnen Yannis Ritsos, Thanasis Fotiadis, Leon Koukoulas, Melpo
Axioti, Dimitrios Hadzis, André Kedros, Wassilis Rotas, Tasos Liwaditis, An¬
gelos Sikelianos, Kostas Giannopoulos, Sortiriu Dido und Themos Kornaros

vorgestellt. (Schreibweise der Namen wie im Buch).

Literaturempfehlungen:

Melpo Axioti: République-Bastille. Paris 2018

Niko Ewers: Jiidisches Exil in Griechenland und Zypern 1936-1941. Auf:
https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/ (12.2.2021)

Michael Guttenbrunner: Griechenland. Eine Landesstreifung. Wien 2001
Constantin Mavromatidis: Die Judenpolitik Italiens und des Dritten Reiches
im besetzten Griechenland während des Zweiten Weltkriegs. BoD 2010
Jürgen Rohwer: Jüdische Flüchtlingsschiffe im Schwarzen Meer — 1934 bis
1944. In: Ursula Büttner (Hg): Das Unrechtsregime. Band 2. Verfolgung —
Exil - Belasteter Neubeginn. Hamburg 1986, 197-248

Vassilis Vassilikos: Z. Roman. Köln 1992

Oral history interview with Fred R. Wohl. Auf: https://collections.ushmm.
org/ (12.2.2021)x

Verstreutes

Eine jede Identitat ist in unterster (und letzter) Instanz ein Herz,
das unentwegt ein paar verbohrte und verzweifelte Fragen stellen
will. Bleiben diese Fragen ewig unbeantwortet, krampft sich das
Herz zusammen. (Man kann behiitet sein, wie der kleine Berthold
Viertel im Wien von 1890, und dennoch verwundet sein. Das an
Tuberkulose gestorbene Kindermädchen Marie ist die Peripherie,
von der der Schmerz, das Verbluten eindringt. Die Behüter, die
Wächter können dem Schmerz den Zutritt nicht hindern.-Der
Schmerz dringt in jede Abgeschiedenheit.) Die heroische Nicht-Ant¬
wort, die richtig gestellte Frage beantworte sich von selber, genügt
dem Herzen nicht. Weiter kratzt esan der Mauer, hinter der doch
Antwort sein müßte.