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ein englischer Tiefliegerangriff die Gruppe zerstreute, konnten
sie den „Aufpasser“ abhängen und sich bei der griechischen Kon¬
taktperson verstecken. Von dort wurden sie von zwei Partisanen
durch die Stadt geschleust, indem sie „sich vornehmlich durch
Seitengassen [bewegten], wobei ihnen eine Schar Kinder voran¬
lief, die aufpasste und Handzeichen gab.“ ® Sie kamen nach Kera¬
midi, einem der Hauptstützpunkte der ELAS rund 40 Kilometer
nördlich von Volos, von wo sie weiter in die Berge marschier¬
ten und dort auf weitere deutsche und österreichische Überläu¬
fer, aber auch Gefangene trafen. Dort traten sie dem „Antifa¬
schistischen Komitee deutscher Soldaten — Freies Deutschland
in Griechenland“ bei. Ihnen wurde — nachdem die Briten von
der ELAS die Auslieferung der deutschen und österreichischen
Soldaten, egal ob Gefangene oder Widerstandskämpfer, verlangt
hatten — von der ELAS freigestellt, sich in kleineren Gruppen in
die Heimat durchzuschlagen. Just, der krank war, sowie einige
Kameraden entschieden sich im Unterschied zu Leopold Spita¬
ler und einigen anderen, die in der Folge nach Jugoslawien mar¬
schierten und dort am Aufbau des „Österreichischen Bataillons“
mitwirkten — auch auf Grund der unklaren Verhältnisse und des
bevorstehenden Winters — dagegen und wurden daher Anfang
Dezember 1944 den Briten übergeben, die sie als Kriegsgefan¬
gene Ende Dezember nach Ägypten transportierten, wo sie am
7. Jänner 1945 in das Kriegsgefangenenlager 379 nach El Quas¬
sassin und nach rund einem Monat in das Lager 380 nach Fayed
beim Großen Bittersee gebracht wurden. Dort versuchten einige
Österreicher — unter ihnen auch Just —, von den Briten die Er¬
laubnis zu bekommen, „mit der Waffe in der Hand als selbstän¬
dige österreichische Einheit gegen die Deutschen“ zu kämpfen.
Das rasche Kriegsende führte allerdings dazu, dass dieser Plan
nicht mehr weiterverfolgt wurde. Sie nahmen in der Folge mit
offiziellen Stellen in Österreich und Großbritannien Kontakt auf
und versuchten rasch repatriiert zu werden. So verfasste Just im
Namen der „antifaschistischen Kriegsgefangenen des Mittleren
Ostens“ drei Memoranden, doch alles, was sie erreichen konn¬
ten, waren einige Verbesserungen im Lager. In Wien wurde seine
Frau Klara aktiv und versuchte in Briefen und Bittschreiben an
in- und ausländische Persönlichkeiten um die Rückkehr ihres
schwerkranken Mannes. Es sollte aber schließlich bis Novem¬
ber 1946 dauern, ehe er im Zuge der allgemeinen Repatriierung
nach Österreich zurückkehren konnte. Im Kriegsgefangenenla¬
ger entstanden unter anderem die Gedichte „M.E. Camp 380“
und „Fata Morgana“.

M.E. CAMP 380 (1945)

Verfluchtes Erbe deutscher Drachensaat!
Wund windet sich die Welt im Stacheldraht.
Auch du, mein heißes Herz, bist aufgespießt
bei tausend andern, die du bluten siehst.

Gespensterhaft ragt zackig und zerbrochen
wie eines Fabelungeheuers Riesenknochen,
das einst die Urwelt hier heraufbeschwor.
versteinerte Verzweiflung starr empor.

Weiß glüht der Sand. Wie weit nach Haus, wie weit!
Ein Flugzeug bohrt im hohlen Zahn der Zeit.

Vom Bittersee her starrt ein Machtbegriff

zum Sprung geduckt: stumm droht das Panzerschiff.

70 ZWISCHENWELT

HANS JUST

GESTANDNIS
FUR ALLE

Gedichte

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Titelseite des Gedichtbandes von Hans Just

Den ganzen Tag lacht blau der Himmel rings,
erbarmungslos und steinern wie die Sphinx.
Was hast du, Herz, an Opfern aufgewandt
und blutest hier nun stumm im Wiistensand!

Jahrtausende hat hier der Sand verweht,

nichts hat Bestand und alle Zeit vergeht.

So ist auch selbst dein schmerzenvollstes Heut’
nichts als ein Sanduhrkorn der Ewigkeit.

FATA MORGANA (1946)

Träg schleicht die Sonne ihren Lauf,
und aus dem heißen Sand

steigt wunderbar dein Bild herauf,
geliebtes Heimatland.

Die Donau schimmert blau und mild,
und drüber, wie ein Traum,
schwebt nebelhaft Wiens Abendbild

am fernen Himmelssaum.

Ob auch dahin dein Zauber sei,
geliebtes Wien: ich bleib’ dir treu.

Ein Herz von Stein wird wieder weich,
gedenkt es dein, mein Österreich.

Dort drüben hinterm Stacheldraht
erglänzt ein Alpensee

und über ihm ein Felsengrat,
bedeckt mit frischem Schnee.

Von Wäldern rings ein grüner Kranz
und Almen auf den Höhn,

und alles ist so frisch und ganz,

so ewig jung und schön.