OCR
rak der zweite Star unter den deutschen Nazi-Bildhauern. Thorak war ein Karrierist reinsten Wassers, der von der Gunst Hitlers, Martin Bormanns und Albert Speers größten wirtschaftlichen Nutzen zog. Er bekam sogar Honorare von Speer überwiesen für Werke, die er niemals fertigstellte. Denn Thorak führte einen äußerst aufwendigen Lebensstil, den es zu finanzieren galt. So brauchte er Mengen von Alkohol, musste diverse Freundinnen aushalten und fuhr mit dem Reichsminister Speer höchstpersönlich nach Sizilien, um dort die antiken Bauwunder zu studieren. Die großzügige „Förderung“ durch den Rüstungsminister ermöglichte ihm sodann, 1943 das arisierte Schloss Prielau zu „kaufen“. Diese Usurpation des Schlosses Prielau genügte Thorak jedoch noch nicht, er ließ sich zudem von Kajetan Mühlmann, der inzwischen für die größten Kunst-Raubzüge in Polen und den Niederlanden verantwortlich war, noch gotische Türen, Skulpturen und einen Kamin aus Frankreich und den Niederlanden für Prielau herbeischaffen. Allzu lange sollte die Freude Thoraks über die Liegenschaft des Schlosses Prielau nicht dauern. Denn mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches war der Vermögensentzug jüdischen Eigentums rechtlich wieder aufgehoben. Thorak wurde zwar wegen seiner besonderen Nähe zu den nationalsozialistischen Machthabern vor Gericht gestellt, weil sein gesamtes Werk die NS-Ideologie propagandistisch aufgewertet hatte, aber schließlich in allen Instanzen freigesprochen. So fühlte er sich berechtigt, gerichtlich gegen den Rückstellungsantrag der Gertrude von Hofmannsthal, die nun in der englischen Universitätsstadt Oxford lebte, vorzugehen. Als Streitwert für die Liegenschaft samt Schloss wurde vom Landesgericht Salzburg der Betrag von 150.000 Schilling festgesetzt. In einem ersten Gerichtserkenntnis wurde Thorak aufgefordert, die Liegenschaft samt Inventar an die einstige Eigentiimerin zuriickzustellen. In der fiir die nationalsozialistischen Ariseure bezeichnenden Art versuchte Thorak nun, sich von jeder Mitschuld am Regime rein zu waschen. Er behauptete, nicht gewusst zu haben, dass es sich um „nichtarischen“, also jüdischen Besitz handle. Zudem verwies er auf den äußerst schlechten Bauzustand des Schlosses, der ihn gezwungen habe, große Summen der Instandsetzung aufzuwenden. Thorak ging zum Gegenangriff über und legte ein Schätzgutachten vor, mit dem er seine finanziellen Aufwendungen mit 280.500 Schilling beweisen wollte. Zudem habe er ein Ateliergebäude um 60.000 Schilling bauen lassen und verlangte nun, dass ihm diese Beträge in voller Höhe ersetzt würden. Gertrude von Hofmannsthal verwies in ihrer Replik darauf, dass diese Aufwendungen auf das „Luxus- und Prunkbedürfnis des Prof. Thorak“ als dem „Bildhauer des Reiches und Führers“ zurückzuführen seien!'. Nun versuchte Thorak, in larmoyanter Weise auf seine schwierige Situation während des Nationalsozialismus hinzuwiesen und schrieb einen im Schloss Prielau am 29. Jänner 1948 datierten Brief an Frau Gertrude von Hofmannsthal, wohnhaft 107, Woodstock Road, Oxford. Er habe „unter dem Regime anfangs sehr zu kämpfen“ gehabt, da er mit einer Nichtarierin verheiratet gewesen sei, die „gezwungen wurde, sich von mir zu trennen“. Er habe seine Frau und seinen Sohn mit „schweren Opfern ins Ausland bringen müssen“. Als Grund für den Erwerb gab er in dreister Weise an, dass er dieses Kulturdenkmal erhalten wolle: „Da ich wegen Bombengefahr München verlassen musste, so lag es doch nahe, dass ich mich um den Besitz“ (des Schlosses Prielau) „bewarb, um dieses Kulturdenkmal zu erhalten“, Wie abgefeimt seine Lügen waren, bewies er mit den Behauptungen, dass er seine Wohlhabenheit nicht als Günstling des NS-Regimes errungen, sondern „durch schwere Arbeit verdient habe und außerdem schon vor den Nazis dem besitzenden Stande angehörte“*. Auch habe er sich nie politisch betätigt, „im Gegenteil unter Gefahr vielen politisch Verfolgten geholfen und sie teilweise vor dem Äußersten bewahrt“. So bemühte sich Thorak, sein von Karrieresucht und Riicksichtslosigkeit geprägtes Leben neu zu konstruieren. Dass er von Rüstungsminister Speer Honorare für nicht gelieferte Monumentalplastiken erhalten hatte, verdrängte er. Auch schien er überzeugt, einen „ordnungsgemäßen Kaufpreis“ an das Land Salzburg bezahlt zu haben. In für ihn völlig untypisch untertäniger Art bat er schließlich Frau von Hofmannsthal, „mir Prielau gegen nochmalige Bezahlung zu überlassen, schon deshalb gnädige Frau, da ich in den Besitz ungeheure Summen investiert habe, die den wirklichen Kaufpreis weit übersteigen“. Die Rückstellungsverhandlung des Landesgerichtes Salzburg fand am 12. Mai 1949 im Schloss Prielau statt. Thorak musste zur Kenntnis nehmen, dass er in einem Vergleich von Frau Gertrude von Hofmannsthal lediglich einen Betrag von 20.000 Schilling zugesprochen bekam. Frau von Hofmannsthal jedoch ry 7 vw — ep hy? a Sat Ie DR. J. ARDITTI'S i (iA se > u Je Rad Fach Saluhrng) olinteie 4049 teet above lovel of the sea Ardittis Kurhotel Post in Fusch an der GlocknerstraBe. Ansichtskarte © Walter Thaler August 2022 13