OCR
folgende jüdische Liegenschaften arisiert: Das Parkhotel, das Miethaus Maria Wassing, das Wiesenlehen, das Schloss Prielau (im Eigentum der Witwe Hugo von Hofmannsthals), die Villa Freiberg und die Pension Heureka in Zell am See; das Kurhotel Post, die Marienvilla, das Kramerhaus und landwirtschaftliche Liegenschaften in Fusch an der Glocknerstraße, das Sägewerk und die dazugehörigen Baulichkeiten der Familien Gottlieb und Süßmann in Saalfelden®. Dazu kam noch die bislang wenig beachtete Arisierung eines Bergbaubetriebes in Fusch an der Glocknerstraße. Der unrühmliche Erwerb des Schlosses Prielau am Nordufer des Zeller Sees durch den Bildhauer Josef Ihorak ist geradezu beispielhaft für die Arisierungsprozesse während der Nazizeit und für die riicksichtslose Gewinnsucht der Arisierer?. Das Schloss Prielau befand sich nämlich im alleinigen Besitz der Witwe des 1929 durch einen Schlaganfall aus dem Leben geschiedenen Dichters Hugo von Hofmannsthal, Gertrude von Hofmannsthal. Da sie als Volljüdin nach den NS-Gesetzen von einer völligen Enteignung ihres Besitzes bedroht war, versuchte sie, das Schloss in Form einer Schenkung an ihre Tochter Christina zu übertragen, die durch ihre Ehe mit dem „arischen“ Dr. Heinrich Zimmer als „Mischling“ eingestuft wurde. Da mit dem Schloss ein erheblicher Landwirtschaftsbesitz verbunden war, lehnte das Ministerium für Landwirtschaft die Schenkung allerdings ab. Die Familie Zimmer, die mittlerweile ins Ausland geflüchtet war, versuchte von dort, die gesamte Liegenschaft an das befreundete Ehepaar des Schärdinger Brauerei- und Ziegeleiunternehmers 12 ZWISCHENWELT Kapsreiter zu veräußern. Doch die NS-Behörden schoben diesem Bestreben einen Riegel vor. Kapsreiter versuchte sogar, über eine Intervention des aus dem Pinzgau stammenden NS-Staatssekretars Kajetan Mühlmann die Legalität des Erwerbs durchzusetzen. Doch die Gestapo beschlagnahmte Ende 1941 den Besitz, wodurch weiterhin Gertrude von Hofmannsthal Eigentümerin war. Als Jüdin wurde ihr aber dann die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen und ihr gesamtes Eigentum an das Deutsche Reich übertragen. Der damalige Reichsstatthalter von Salzburg, Friedrich Rainer, trug sich sogar mit der Absicht, die Liegenschaft für die Errichtung eines Krankenhauses zu reservieren. Doch dann ordnete Adolf Hitler selbst an, den üblichen Amtsweg zu ignorieren. Das Schloss Prielau samt den landwirtschaftlich genutzten Flächen ging daher mit Kaufvertrag vom 10. April 1943 in den Besitz des Bildhauers Josef Thorak über. Die Begründung für die Übertragung auch des landwirtschaftlich nutzbaren Areals durch den mittlerweile amtierenden Reichsgauleiter Dr. Scheel lässt tief in die politischen Strukturen des NS-Regimes blicken: Thorak müsse auf dem Areal einige vom Führer geschenkte Modellpferde halten. Ab 1943 und in den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte man daher im Park des Schlosses Prielau monumentale Steinplastiken, die dem nordisch-germanischen Heldenkult des Nationalsozialismus entsprachen, bestaunen. Ihorak war einer der größten Karrieristen unter den Künstlern, die es auf Grund ihrer Nähe zu den Nazi-Größen auf die „GottbegnadetenListe“ der zwölf wichtigsten bildenden Künstler des Dritten Reiches brachte. Er wurde als Sohn eines aus Ostpreußen stammenden Töpfers und einer Salzburger Buchbinderin am 7. Februar 1989, also in Hitlers Geburtsjahr, in Wien geboren. Gleich nach der Geburt zog die Mutter aber in ihre Heimatstadt Salzburg. Thorak wurde früh Waise und verbrachte seine Kindheit und Jugend überwiegend in katholischen Jugendheimen. Als es mit dem Priesterberuf, für den ihn seine Mutter vorgesehen hatte, nichts wurde, ging er auf Wanderschaft und erlernte in Bulgarien das Töpferhandwerk. Nach seiner Rückkehr nach Österreich besuchte er die Akademie der Bildenden Künste in Wien und beendete schließlich sein Studium in Berlin. Seine zweite Frau Hilda Lubowski war die Schwester eines jüdischen Arztes, der lange Jahre die Filmemacherin Leni Rieffenstahl als Hausarzt betreute. Als Hitler in Deutschland 1933 die Macht ergriff, ließ sich Ihorak von seiner Frau scheiden. Sowohl der Boxweltmeister Max Schmeling als auch der Filmemacher Luis Trenker, mit denen Thorak eng befreundet war, versuchten ihn zu überreden, doch bei Hitler um eine Sondergenehmigung anzusuchen, die ihm ein weiteres Zusammenleben mit seiner jüdischen Frau ermöglicht hätte, wie dies etwa dem Filmschauspieler Hans Moser gewährt worden war. Thorak lehnte dies jedoch ab, seine Frau und sein Sohn mussten emigrieren und gelten seither als verschollen. 'Ihorak hat sich auch nach dem Ende des Krieges nie darum bemüht herauszufinden, was aus ihnen geworden ist. Thorak war mittlerweile als große Begabung von den Nazi-Größen erkannt worden. Joseph Goebbels schrieb später in sein Tagebuch: „7horak ist unsere größte plastische Begabung. Dem muss man Aufträge geben“. Und diese Aufträge bekam er dann auch. So konnte er 1937 bei der Weltausstellung in Paris das Deutsche Haus, das sein Freund, der Rüstungsminister Albert Speer, entworfen hatte, mit seinen Plastiken bestücken. Speer schuf ihm dann auch ein riesiges Atelier für seine Gigantoplastiken in Baldham in der Nähe von München. Neben Arno Breker wurde Tho