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offensichtlicher und fanden ihren Ausdruck
sowohl in Baläzs’ Publizistik (Becsi Magyar
Ujsdg), als auch in seinen Tagebüchern.
Nach der presse- und politikgeschichtlichen
Verortung der liberal-bürgerlichen Wiener
Zeitung Der Tag (1922 — 1938) behandelt
die Autorin die Poetik der Feuilletons von
Baläzs, angefangen von seinen theater¬
und buchkritischen Feuilletons, Porträts,
Reiseberichten, durch seine soziologisch
veranlassten Feuilletons über die Armut,
in denen er — gemäß den Eigenschaften
der genannten Rubrik -— in konkreten
Einzelfällen Alltagsphänomene präsentieren
wollte und unter denen manche durch
Robert Musils
deutschen Blättern erscheinen konnten.

Zwar kehrte Baläzs 1945 nach Ungarn
zurück, nach 1947, nachdem die Ungarische

Vermittlung auch in

Kommunistische Partei die Wahlen mit
Betrug gewonnen hatte und der Prozess der
Stalinisierung begonnen hatte, wurde aber
Baläzs gleichwie Lukäcs beiseite gestellt und
konnte wegen seiner avantgardistischen
Ansichten nicht mehr an der Hochschule für
Schauspielkunst unterrichten. Rehabilitiert
wurde er erst nach 1956 — was er nicht
mehr erlebte. Erwähnenswert ist außerdem,
dass zum Andenken an Baläzs’ Verdienste
um die ungarische Filmkunst seit 1959 ein
staatlicher Preis für Filmemacher in Ungarn
benannt ist.

Das Medium, das die Publikationen
der ungarischen Emigranten in
Wien vermittelte, war die deutsch¬

Buchzugänge

Bettina Banasch, Katja Sarkowsky
(Hrsg.): Nachexil / Post-Exile. Berlin,
Boston: Walter de Gruyter 2022. 469 S.
(Exilforschung. Ein internationales Jahr¬
buch. 38/2020).

Mit Beiträgen u.a. zu Ernst Lothars “Die
Rückkehr” (Jasmin Centner, Carla Swiders¬
ki), Georg Kreisler (Philipp Wulf); über
den “Kongress für kulturelle Freiheit” (An¬
nette Grohmann Nogarede); zu Mexiko
im literarischen Nachexil (Teresa Canadas
Garcia); Kinder- und Jugendliteratur des
Nachexils (Jana Mikota).

Helmut Braun: “Du hast mit deinen Ster¬
nen nicht gespart.” Rose Ausländer und
Paul Celan. Aachen: Rimbaud Verlag
2021. 127 S. (Celan-Studie. Neue Folge.
Bd. 7. Hg. von B. Albers/Materialien zur
Literatur Bd. 8. Rose Ausländer-Gesell¬
schaft e.V. Hg. von Helmut Braun).

Peter Daniel: Zwischenda. Vom Zwischen

Die
Verfasserin unterstreicht die Wichtigkeit

und ungarischsprachige Presse.
und die Vorteile der voranschreitenden
Digitalisierung der Periodika-Bestände der
Bibliotheken [die jetzt in COVID-Zeiten
höchst aktuell ist], die damit verbundenen
neuen methodologischen Möglichkeiten
für die Erschließung des Inhalts der
einzelnen Periodika, mit deren Hilfe sich
die Pressegeschichte von ihrem Status als
Hilfswissenschaft
Wissenschaftszweig emanzipieren konnte.

zum selbstständigen
Der Band von Amälia Kerekes ist ein
unumgehbarer Beitrag zur ungarischen
Pressegeschichte im ersten Viertel des 20.
Jahrhunderts sowie ein Meilenstein der
österreichisch-ungarischen Beziehungen.
Den Band schließt ein umfangreiches
Literaturverzeichnisab. Ein Personenregister
hätte die Handhabung des Buches auf jeden
Fall erleichtert. Dies verkleinert aber den
Wert dieser sehr gründlichen systematischen
Arbeit keinesfalls.

Die Arbeit von Amälia Kerekes enthält
viele Novitäten zu dieser von den
ungarischen Forschern in den letzten
Jahren ziemlich vernachlässigten Epoche
der Historiografie und Literaturgeschichte
bzw. neue Ergebnisse der Untersuchungen
der Presse sowie der Literatur als Mittel
des Kulturtransfers zwischen Österreich
und Ungarn und bereichert unser Wissen
über dieses Thema bedeutend. Der Stil und
die umfassende Kenntnis der breitesten

Fachliteratur der Autorin ist ebenfalls

ins dazwischen und retour. Wien: Seifert
Verlag 2021. 56 S. Eu 24,95

Eine nachdenkliche Collage mit Texten
und Fotos des in Wien, Baden und London
lebenden Künstlers und Autors über die

„Zeitüberdauer des Judentums“.

Ernst Fettner: „Geh’ du voran“. Ein Jahr¬
hundert. Graz: CLIO 2021. 184 S. Euro
25,¬

Madame D’Ora: Tagebücher aus dem
Exil. Hg. von Eva Geber. Wien, Berlin:
Mandelbaum 2022. 253 S.

Dora Kallmus, geb. 1887 in Wien, aus be¬
güterter Familie. Ausbildung als Fotografin
im Wien und Berlin. Eröffnete 1907 zusam¬
men mit Arthur Benda ein eigenes Fotostudio
in Wien. Berühmt durch ihre Fotoportraits
von Prominenten und als Modefotografin.

lobenswert. Somit kann dieses Werk
weiterführend für künftige Forschungen
wirken.

Maria Rozsa

Anmerkungen

1 In diesem Kontext können folgende
Arbeitenerwähntwerden:GabrieleMelischek
und Josef Seethaler: „Auflagezahlen der
1895 - 1933

Bearbeitung“. In:

Wiener Tageszeitungen
in quellenkritischer
Arbeitsberichte der
historische Pressedokumentation Nr. 1
Wien: OAW2001 (https://www.oeaw.ac.at/
fileadmin/Institute/CMC/PDF/Publication
s/Research Papers/KMK

Arbeitsbericht No_1.pdf), die
Datenbank der österreichischen Presse
des Instituts für vergleichende Medien¬

Kommission für

bzw.

und Kommunikationsforschung
der Akademie der
Wissenschaften (http://www.oeaw. ac.at./
cmc/hypress), weiterhin die Datenbank der

Osterreichischen

Historischen österreichischen Zeitungen
und Zeitschriften „anno“, gleichfalls von
der Österreichischen Akademie (https://

anno.onb.ac.at/info/bmu_info. htm)

zusammengestellt.

Amalia Kerekes: Wartezeit. Studien zur Ge¬
schichte der ungarischen Emigration in Wien
1919-1926. Würzburg: Königshausen &
Neumann 2018. 298 S. Euro 48,¬

Ubersiedelte 1927 nach Paris; ‘Leibfoto¬
grafin’ von Maurice Chevalier. 1942 Flucht
in den Süden, wo sie, versteckt auf einem
Bauernhof, im alpinen Lalouvesc in der Ar¬
deche die Besatzung überlebte. 1941 wurde
ihre geliebie Schwester Anna von Wien nach
Litzmannstadt deportiert, wo sich ihre Spur
verliert. 1946 kehrte Kallmus vorübergehend
nach Österreich zurück und fotografierte in
DP-Lagern und -Heimen, irgendwie auf der
Suche nach der Schwester. (VGl. Porträts der
Entwurzelung. D’Oras Fotografien in öster¬
reichischen Flüchtlingslagern 1946-1949.
Hg. von Monika Faber.

Wien 2018. — Der ideologische Titel des Bu¬
ches stammt nicht von Kallmus). 1959 verlor
sie infolge eines Autounfalls das Gedächtnis.
Sie starb 1963 im steirischen Frohnleiten.

Dora Kallmus sah sich durchaus auch als
präsumptive Schriftstellerin und beweist das

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