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dere. „Das ist Humanismus in Reinkultur‘“, merkt Hakel an, „er hat nur gesucht: Wo gibt es etwas Verbindliches zwischen mir und ihm, alles andere war ihm gleichgültig...“ Renate Lunzer, geboren in Wien. Studium der Klassischen Philologie, Germanistik und Italianistik. Universitätsdozentin für Italienische Literaturwissenschaft und Translatorik an der Universität Wien. Ordentl. Mitglied der Deputazione di Storia Patria per la Venezia Giulia. Arbeitsgebiete: österreichisch-italienische Kulturkontakte und -konflikte (besonders ab 1880), Literatur aus dem Triester und oberadriatischen Raum, irredentistische und Kriegsliteratur, klassische italienische Moderne. Tätigkeit als literarische Übersetzerin aus dem Italienischen. Zahlreiche Publikationen zu bilateralen Kulturproblemen und italianistischen Themen. Zahlreiche Übersetzungen in Buchform. Umfassende Monographie über mentalitätshistorische Voraussetzungen fiir Kulturtransferprozesse in der Venezia Giulia: Triest. Eine italienisch-österreichische Dialektik, Klagenfurt 2002. Anmerkungen 1 Der Nachlaß wurde im Februar 2004 vom Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien erworben und ist dort zugänglich. Ich danke Frau Dr. Ingrid Schramm und den anderen Mitarbeitern des Literaturarchivs für das freundliche Entgegenkommen bei meinen archivalischen Studien. 2 Vgl. Klaus Voigt: Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933-1945, Bd. 1, Stuttgart 1989, 435. 3 Der von Richard Kovacevic herausgegebene Band „Zu Fuß durchs Rote Meer. Impressionen und Träume“, Wien 1995, enthält einige Dutzend Seiten mit Tagebuchnotizen Hakels aus der Emigration. Diese sind allerdings vielfach stark gekürzt, teils im Text verändert und durch eingestreute, graphisch nicht deutlich genug gekennzeichnete Traumsequenzen unterbrochen, so daß der Leser einen gegenüber dem Original erheblich alterierten Eindruck - eben „Impressionen“ — gewinnt. 4 H. Hakel, Selbstzeugnis ohne Titel. In: Ein besonderer Mensch. Erinnerungen an Hermann Hakel. Hg. von Gerhard Amanshauser, Wien: Lynkeus 1988, 10. 5 aa.O., 9. 6 a.a.O., 10. 7 aa.O., 11. 8 Vel. a.a.O., 11 f. 9 Hakel hat dies kurz vor seinem Tod in einem Interview, das er Manfred Chobot am 2.11. 1987 für die Sendung „Hörbilder zur Literatur“ des Ersten Programms des Österreichischen Rundfunks gab, nochmals zusammenfassend berichtet: er habe sich als Jüngling umbringen wollen, sagte er unter anderem in unnachahmlichem Wienerisch, „weil iso vü schmähtandeln tua“. 10 Nachlaß Hermann Hakel, Österreichisches Literaturarchiv 221/04 [= N.H.H.], Nr. 21, 1.2.1., Tagebuch [=TB] 1936-1939/1. Hj., März 1938. 11 Vgl. Voigt, Zuflucht auf Widerruf, I, zit., 294f. 12 N.H.H., Nr. 22, 1.2.1., TB 26.6.1939. Hakel schreibt konsequent „Faszist“, „Faszismus“ usw. 13 H. Hakel, Zu Fuß durchs Rote Meer zit., 91. 14 a.a.0., 92. 15 Amanshauser (Hg.), Ein besonderer Mensch zit., 50 16 N.H.H., TB, 14. Sept. 1939 17 Lohnend ist ein Vergleich zwischen dem Originaltext (TB 1939, zwischen 16. u. 20.9.) und einem (erheblich veränderten) Auszug daraus in „Zu Fuß durchs Rote Meer“ (93-95): Hakels Erschrecken über die Nichtigkeit des „billigen Spiels“, durch das sich die Massen vom Zeitgeschehen ablenken lassen, kommt im Auszug kaum zum Ausdruck. 18 N.H.H., TB 0.D., aber Mailand 1939. 19 N.H.H., TB, 27.9. 1939. 20 N.H.H., TB, 26.2.[?]1940 (Milano), aber Nachtrag zum Juli 1939. 21 N.H.H., TB, Okt. 1939. 22 N.H.H., TB, 26.2.[?] 1940, aber Nachtrag zum Juli 1939. 23 Ein erschreckendes Beispiel — unter vielen anderen — scheinen mir in dieser Hinsicht die Notizen anläßlich des Todes von Ingeborg Bachmann, mit der Hakel in ihrer Wiener Zeit enge Beziehungen pflog, vgl. H. Hakel, „Dürre Äste, welkes Gras“, Wien 1991 („Karriere und Gesichter der Ingeborg Bachmann“, 195-214 ). 24 N.H.H., TB, 29.3. 1940. 25 N.H.H., TB, 24.11. 1939. 26 N.H.H., TB, 24.6. 1940. 27 Vgl. K. Voigt, Zuflucht auf Widerruf, Bd. 2, 1993, 21. 28 N.H.H.,TB, 18.7. 1940. 29 2.2.0. 30 a.a.O 31 N.H.H., TB,18.6. 1940 32 Hakel, Zu Fuß durchs Rote Meer zit., 109 33 N.H.H., TB, 18.7. 1940 34 a.a.0. 35 N.H.H., TB, 5.2. 1941 36 N.H.H., Nr. 23, 1.2.1., TB 1941/1942, 9.2. 1941 37 2.2.0. 38 N.H.H., TB, 20-22.5. 1941. 39 N.H.H., TB, 19.8. 1941. 40 N.H.H., TB, 22.2. 1941. 41 H. Hakel, Vatikanisches. In: Lynkeus, Sonderheft Hermann Hakel, Aug. 1981, 15f. 42 N.H.H., TB, 19.6.1941. 43 N.H.H., Nr. 24, 1.2.1., TB, Sept.[?] 1942. 44 Carlo Levi, Cristo si & fermato a Eboli, Torino: Einaudi 1981, 4. 45 Vgl.K. Voigt, Zuflucht auf Widerruf, II, zit., 56f. 46 N.H.H., TB, 8.5.1942; Voigt, Zuflucht auf Widerruf, II, zit., 56. 47 Vgl. Voigt, Zuflucht auf Widerruf, II, zit., 58. 48 N.H.H., TB, 11.5. 1942 49 N.H.H., TB, 0.D. (aber höchstwahrscheinlich Anfang Sept. 1942). Klaus Voigt weist darauf hin, daß die früheste Nachricht, die den Italienern über den Massenmord zukam, wahrscheinlich in der Warnung von Bismarcks (deutsche Botschaft, Rom) bestand, die deutsch-kroatische Vereinbarung über den Abtransport der Juden nach Osteuropa bedeute deren Eliminierung. (Zuflucht auf Widerruf, II, 306ff.) 50 N.H.H., TB, 2.12. 1942. 51 N.H.H., TB, 4.12. 1942. 52 N.H.H., Nr. 24, 1.2.1., TB, 11.3. 1943. Gross stürzte bald nach der Ankunft in Rotonda „vom Abort kommend, die steile Stiegentreppe [eines Albergo] hinab“ und war sofort tot, so daß Hakel niemanden mehr von seinen früheren Schicksalsgenossen um sich hatte. 53 a.a.O. 54 a.a.0. 55 Viele Notizen sind mit der Maschine auf diinnes Durchschlagspapier geschrieben, aus denen Teile herausgeschnitten und durch andere, mit sich ablösenden Klebestreifen befestigte, ergänzt sind. Teils lösen sich die Blätter aus den gehefteten Mappen, so daß eine präzise chronologische Ordnung der - teils nachträglich — ungenau datierten oder undatierten Blätter Schwierigkeiten bereitet. Da außerdem ein Fotokopieren der Blätter unmöglich ist, mußte ich in kurzer Zeit eine rigorose Auswahl der händisch abzuschreibenden Texte vornehmen, die dem Informationsreichtum des Tagebuches nicht gerecht werden konnte. 56 N.H.H., TB, 7.4. 1943. 57 N.H.H., TB, 16.6. 1943. 58 N.H.H., TB, 28 6. 1943. 59 N.H.H., TB, 15.4. 1943. 60 Diese pejorative Definition des Nachbarvolkes, die mit aller Wahrscheinlichkeit von der Maurerkelle (cazzuola) — es wurden aber immer wieder auch wesentlich offensivere Etymologien ventiliert - italienischer Fremdarbeiter abgeleitet ist, evoziert u.a. auch „Hinterlist“ und „welsche Tücke“. Vgl. dazu Claus Gatterer: Erbfeindschaft. ItalienOsterreich. Wien-Miinchen-Ziirich: Europa Verlag 1972 und Josef Berghold: Italien-Austria. Von der Erbfeindschaft zur europäischen Öffnung, Wien: Eichbauer Verlag 1997. 61 N.H.H., TB, 12.9. 1943. 53