Am Dienstag, 13. Oktober 1987, 16.30 h wird diese Ausstel¬
lung im Dokumentationsarchiv des österreichischen Wider¬
standes, 1010 Wien, Wipplingerstraße 8, eröffnet. Es
sprechen Elisabeth Neumann-Viertel, Ernst Federn und
Konstantin Kaiser. Die Ausstellung ist bis 23. Dezember,
Montag—Donnerstag von 9—17 h zu sehen.
Uber die Malerin Edith Kramer, die Nichte Theodor
Kramers, wurde in „Mit der Ziehharmonika“ Nr. 3/1985,
über Fritz (Frederick) Brainin in Nr. 2/1986 berichtet.
Brainin ist 1913, Kramer 1916 in Wien geboren. Beide
emigrierten 1938 nach New York, gehören zu jenen Exil¬
künstlern, die vertrieben wurden, als sie noch am Anfang
ihrer künstlerischen Entwicklung standen. In ihren
Arbeiten spiegelt sich die Situation des Exils, direkt oder
indirekt. In der Ausstellung wird über die Lebensschick¬
sale informiert, werden die U-Bahn- und Straßenzeich¬
nugnen Kramers mit Gedichten Brainins konfrontiert.
Anläßlich der Ausstellung Edith Kramers im Internatio¬
nalen Kulturzentrum (Wien 1985) notierte ich mir: „Was
man in Wien nicht sehen wird, sind ihre New Yorker
Portratbilder, Menschen zeigend; die in einem großen
Laboratorium mit Wohnnischen hausen, alle von weither
kommend, um sich nun zu schlichten Beziehungen
zusammenzutun: einander etwas vorsingen, in der Küche
über alles mögliche reden oder eben (auch das arbeitet
Kramer ins Bild hinein) der befreundeten Malerin Modell
sitzen.“ Damals kannte ich die U-Bahn-Zeichnungen
Kramers kaum, konnte die Parallele zu Brainin nicht
sehen. In Brainins New York-Gedichten bildet die U¬
Bahn das topographische Gerüst seines Szenariums:
Inhalt: Herbert Staud setzt sich mit Stefan Zweigs Konzept
„Geschichte als Dichterin“ auseinander; in der Rubrik
„Verstreutes“ wird u. a. das Symposion über die öster¬
reichische wissenschaftliche Emigration „Vertreibung der
Vernunft“ kritisch angekündigt; ein Leserbrief von Erika
Mitterer; Siglinde Bolbecher berichtet über das For¬
schungsprojekt „Österreichische Exilliteratur und Litera¬
tur des antifaschistischen Widerstandes (1934—1945)“.
„Mir ist, als wäre Brainin, der nach Amerika Aufgebro¬
chene, dort niemals angekommen, als bewege er sich nur
durch die U-Bahn-Schächte der Stadt, durch die Central
Fortsetzung auf Seite 2
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