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Krista Scheuer-Weyl Alice gegen die Windmiihlen der Zeit Die Exilschriftstellerin Alice Penkala (1902-1988) 1988 starb in Südfrankreich 86-jährig die österreichische Journalistin und Schriftstellerin Alice Penkala geb. Krausz. Bei der späten Erfassung der nach dem Anschluß emigrierten Intellektuellen ist sie übersehen worden. Vielleicht weil ihre zahlreichen Romane und hunderten Kurzgeschichten keine „große Literatur“ waren. Dabei war die Thematik der Arbeiten Alice Penkalas nicht so leichtfüßig oder gar trivial wie sie bei flüchtigem Anblick scheinen mag. Der Nachlaß der Schriftstellerin birgt einige Überraschungen. „Wenn man während der Wind weht, am Rande des Wassers steht, kann man bemerken, daß die bewegten Wellen immer an einer und der selben Stelle alles, was da in ihnen schwimmen mag, zusammentragen. Ringsum springen nur Gischt und weißer Schaum an die Küste; aber irgendwo, in einer Bucht, sammeln sich Algen, Muscheln, Strohhalme, Flaschen, Glasscherben, Holzstücke und Korkstöpsel, kurz alles mögliche und unmögliche. Ich selbst war so eine Art Korkstöpsel währen des letzten furchtbaren Sturmes, der unsere Welt heimgesucht hat und wilde Wellen warfen mich, gemeinsam mit allen möglichen Leuten aus allen unmöglichen Gegenden der Erde in den kleinen, nordafrikanischen Hafen Tanger, die internationale Zone, die von wohlwollenden Bewohnern als "europäische Insel im dunklen Erdteil’, von weniger wohlwollenden als ’Misthaufen Europas’ bezeichnet wird. Ich war da, die Sonne schien heiß und schwer, der Himmel war unwahrscheinlich blau, riesige Palmen wirkten dekorativ, Kamelprofile verächtlich und außerordentlich schmutzige, großäugige Araberbuben bettelten mich auf französisch, englisch und holländisch an und beschimpften mich dann auf arabisch, weil ich ihnen kein Geld gab. Aber ich hatte doch beinahe gar kein Geld; Korkstöpsel, die von den Wellen irgendwo an den Strand geworfen werden, pflegen nicht begütert zu sein. ..." So beginnt „Cafe in Tanger“, Alice Penkalas 15-seitige Schilderung eines der unzähligen Versuche, sich während der Emigration in Tanger während des Zweiten Weltkrieges durchzuschlagen. Aufgeschrieben wurde das Experiment einer Kaffeehauseröffnung allerdings viele Jahre später, denn von 1939 bis 1946 war der seit ihrer frühesten Jugend schreibenden Frau wenig Musse gegönnt, ihrer Leidenschaft zu frönen oder sie gar als Broterwerb einzusetzen. Dieser zermürbende Daseinskampf wurde von der Autorin später mit der sarkastischen Bemerkung gekennzeichnet: „Außer Prostitution und Koloratursingen habe ich dort alle Berufe ausgeübt.“ In der Tat führte sie ein Kaffeehaus, war Kartenschlägerin, hausierte mit selbstgefertigen Lampenschirmen, hielt eine Mittagsküche für zahlende Gäste, unterrichtete Sprachen, übersetzte, war Haushälterin, Gymnastiklehrerin, Kindermädchen. Die literarische Verarbeitung des Tanger-Exils stellt nur einen kleinen Teil von Alice Penkalas schriftstellerischen Arbeiten dar. Sie gehört jedoch zum Eindrucksvollsten innerhalb der geschriebenen Lawine, die in den 20er und 30er Jahren, vor allem aber in der Nachkriegszeit von ihrer Feder in Bewegung gesetzt wurde. Ihr Nachlaß enthält mehrere Manuskripte, die beweisen, daß sie allen Schwierigkeiten zum Trotz bereits an Ort und Stelle die eigene „KorkstöpselExistenz“ romanhaft festzuhalten versuchte. Einige Texte blieben fragmentarisch, andere wurden vollendet, jedoch offenbar nie gedruckt. Zentrale Figuren sind stets österreichische oder mitteleuropäische junge Frauen oder Paare im Überlebenskampf der Emigration. War Alice Penkala zuerst von der internationalen Stadt Tanger mit ihrem Völkergemisch noch fasziniert, so brachten bald aufreibende Lebensbedingungen und sich langsam öffnender Einblick in die dort konzentrierte Welt der 11 Alice Penkala (Pseudonyme: Robert Anton, Anneliese Meinert, Berta Bruckner, Alois Piringer), geboren am 8.2.1902 als Rosa Alice Krausz in Wien (20. Bezirk) als älteste Tochter des Arztes Dr. Sigmund Krausz und dessen Frau Else geb. Dornreich. 1904 Geburt der Schwester Edith. Die Familie übersiedelt vor dem Ersten Weltkriegnach Baden bei Wien, wo Alice Penkala 1919 maturiert. Während der Studienjahre wohnt sie wieder im elterlichen Haus in Wien bei der Großmutter. Ab 1920 Mitarbeit bei mehreren Zeitungen. Seit 1925 Mitarbeit beim Wiener „Abend“. Studium an der Universität Wien. Am 21.12.1925 Promotion zum Doktor der Rechte. 1926-1927/28 Rechtskonzipientin bei verschiedenen Gerichten in Wien. 1929-1931 in Berlin Gerichtsberichterstattung und Feuilletons für „Berlin am Morgen“. 1931 Rückkehr nach Wien, verfaßt Romane und Kurzgeschichten. November 1934 Gründung des ÖZ (Österreichischen Zeitungsdienstes) zusammen mit ihrer Schwester und Ernst Procopovici. ÖZ-Chefredakteurin vom 15.11.1934 bis 13.3.1938. 24.4.38 Eheschließung mit Richard Charas. Vorbereitung auf die Auswanderung u.a. durch Kursbesuch der Kosmetikschule Rado vom 1.3. bis 1.7.38. Am 5.7.38 Abschluß „mit sehr gutem Erfolg“. 28.4.39 Abreise aus Hamburg mit der „Cap Norte“, Zielland Paraguay. Behördliche Aussteigeverweigerung in