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Die dazwischen liegenden Jahre sind wahr¬
scheinlich deswegen nicht vertreten, weil
Frau Kramer während dieses Zeitraums als
Lehrerin (ab 1950; ab 1959 auch im akade¬
mischen Bereich) und Adjunct Professorin
an der New York University (ab 1975) tätig
war, wo sieim Bereich ’Kunsttherapie’ Pio¬
nierarbeit leistete, sich insbesondere auf die
Hilfe emotional gestörter sowie unterprivi¬
legierter Kinder mittels Kunst spezialisierte
(worin sie schon 1938-41 als Lehrerin im
’Little Red School House’ in Greenwich
Village erste Erfahrungen gesammelt hatte)
und Autorin einiger grundlegender Publi¬
kationen auf diesem Gebiet wurde (u.a. Art
Therapy in a Children’s Community
[1958], Art as Therapy with Children
[1971; dt. Kunst als Therapie mit Kindern
{1975}], Childhood and Art Therapy: No¬
tes on Theory and Application [1979])*. Sie
ist auf diesem Gebiet heute noch an der
New York University tätig.

Bei der Ausstellung beeindrucken den Be¬
sucher speziell die, in den 40er Jahren ent¬
standenen Arbeiten Edith Kramers, wie
z.B. ’Pen and Ink on Paper’ (1943), ’Slee¬
per on the Subway’ (1944), ’Man in the
Subway’ (1946), ’34th Street Station’
(1947), ganz besonders jedoch das 1945
entstandene Gemälde ’West 4th Street Sta¬
tion’ sowie eine aus dem Jahre 1947 stam¬
mende ’Paper-on-Paper Collage’ (beides
Leihgaben der Sammlung Abe Dulberg),
wobei der düster-realistische Ton des erst¬
genannten Bildes, insbesondere im Kon¬
trast zu dem ihm zur Seite hängenden aus
dem Jahre 1987 stammenden Gemälde glei¬
chen Motivs, mit seinen viel grelleren Far¬
ben, zur Wirkung dieses eindrucksvollen
zeitgeschichtlichen Dokuments beiträgt.
Aber auch die Bilder neueren Datums zei¬
gen die andauernde Auseinandersetzung
Edith Kramers mit der Stadt, die ihr zur
neuen Heimat wurde, wie der Herausgeber
von Austria Kultur (New York), Wolfgang
Waldner, zu Beginn dieses Jahres schrieb:
„Edith Kramer arrived in New York City in
the fall of 1939 [...]. Among her first Ame¬
rican experiences was aride on the subway.
Being a trained and talented artist, Kramer
immediately recognized a subject and now,
fifty years later, she still finds the subway
to be an endless source of material for
sketch pad and canvas.“° Man kann künfti¬
gen New York-Touristen nur empfehlen,
auch dem Transit-Museum in Brooklyn ei¬
nen kurzen Besuch abzustatten und sich
dort, ab Ende dieses Jahres, u.a. Frau Kra¬
mers jüngste Arbeit anzuschauen.

Anmerkungen

1 Am 1. März 1994 gab Frau Kramer unter dem
Titel ’A Woman of Vision’ einen einführenden
Vortrag im Transit-Museum.

2 Zur Biobibliographie Edith Kramers vgl. MdZ
2 (1985) Nr.3, S.2.

3 Vgl. die früheren Beiträge/Bilder von und zu
Edith Kramer in MdZ; siehe das Register der
Jahrgänge 1-10 in Mdz Nr.4/1993. Einige wei¬
tere Zeichnungen von Edith Kramer werden
demnächst in dem im Druck befindlichen Über¬
setzungsband Theodor Kramerscher Gedichte
Love in London (Riverside,Ca: 1995; = Ariadne
Press) erscheinen.

4 Art as Therapy with Children wurde 1993 bei
Magnolia Street Publishers, Chicago, wieder
aufgelegt. Die deutsche Übersetzung Kunst als
Therapie mit Kindern liegt seit 1991 in der drit¬
ten Auflage bei E. Reinhardt vor. Die beiden
anderen Werke sind derzeit vergriffen.

5 ’Edith Kramer: Paintings, Drawings & Sculp¬
tures From the New York Subways 1940-1994
on Exhibit at Transit Museum’ in: Austria Kultur
(New York) 4 (März/April 1994) Nr.2, S.3.

Traven-Workshop

Im „Institute of Germanic Studies“ der Univer¬
sität London fand vom 30. Juni bis 1. Juli ein von
Jörg Thunecke mitinitiiertes „Traven Work¬
shop“ statt. Auch wenn Traven (eigentlich Ret
Marut) schon in den frühen 20er Jahren aus
Deutschland flüchten mußte, um schließlich für
lange Zeit in Mexiko heimisch zu werden, ist
sein Werk sicher als ein gewichtiger Beitrag zur
deutschen Exilliteratur zu lesen. Die Ergebnisse
des Symposiums, bei dem u.a. H.D. Tschörtner,
Kevin Gough-Yates, Wulf Koepke und Jörg
Thunecke sprachen, sollen publiziert werden.
MdZ wird darüber noch berichten.

„Frauen im Exil“, 1994

Vom 28. bis 30. Oktober 1994 veranstaltet
die Gesellschaft für Exilforschung gemein¬
sam mit der Evangelischen Akademie bei
Stuttgart ihre vierte Tagung ‚Frauen im
Exil“. Sie wird drei Themenschwerpunkte
haben: jüdische Lyrikerinnen, autobiogra¬
phisches Schreiben im und über das Exil
sowie Kinder- und Jugendbuchautorinnen
des Exils. Vorgestellt werden die Lyrike¬
rinnen Henriette Hardenberg (Hartmut
Vollmer, Paderborn), Ilse Blumenthal¬
Weiß (Alfred Pfaffenholz, Bremen), Hilde
Marx (Silvia Schlenstedt, Berlin) und Anna
Krommer (Lisa Kahn, Houston); der Be¬
reich „Selbstzeugnisse‘“ umfaßt Hilde Do¬
mins Roman „Das zweite Paradies“ (Mi¬
chael Braun, Köln) und Lilo Linkes ,,Rest¬
less Flags“ (Karl Holl, Bremen) sowie Be¬
richte von Hanna Papanek (Boston) und
Marianne Ufer (Rom). Lenka Reinerova
(Prag) spricht tiber ihre ,,Geschriebenen
und ungeschriebenen Memoiren“. Am letz¬
ten Tag der Tagung gibt Dirk Kriiger einen
Überblick über Kinder- und Jugendbuchli¬
teratur des Exils, Deborah Vietor-Englän¬
der (Mainz) referiert zu Ruth Rewald, Char¬
lotte Wasser (Berlin) zu Grete Weiskopf,
und Irina Iwanowa (Moskau) legt neues
Matrial zum Leidensweg von Maria Osten
im sowjetischen Exil vor.
In der ,, Werkstatt“, die der offiziellen Ta¬
gung vorangestellt ist, wird über neue For¬
schungsarbeiten und Projekte berichtet.
Informationen und Anmeldungen: Beate
Schmeichel-Falkenberg, Rosenstr. 28, D¬
72116 Mössingen.