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5 Jura Soyfer: Sturmzeit. Briefe. Hg. von Horst Jarka. Mit Einleitung, Glossar und Personenregister. Wien, 1991. 255 S., 6S 228,-. 6 Stella Rotenberg: Scherben sind endlicher Hort. Lyrik und Prosa. Hg. von Primus-Heinz Kucher und Armin A. Wallas. Wien 1991. 189 S., 6S 198,-. 7 Leo Katz: Brennende Dérfer. Roman. Mit einem Nachwort von Konstantin Kaiser. Wien 1993. 175 S., 68 228,-. 8 Felix Pollak: Lebenszeichen. Aphorismen und Marginalien. Hg. von Reinhold Grimm und Sara Pollak. Wien 1992. 226 S., 6S 228,-. 9 Berthold Viertel: Das graue Tuch. Gedichte. Hg. von Konstantin Kaiser und mit einem Nachwort von Eberhard Frey. Wien 1994. 497 S., 6S 378,-. 10 Else Feldmann: Löwenzahn. Roman. Hg. von Adolf Opel und Marino Valdez. Mit einem Nachwort von A. Opel und Bildern von Cary Hauser. Wien 1993. 185 S., 68 228,-. 11 Robert Lucas: Die Briefe des Gefreiten Hirnschal. BBC-Radio-Satiren 1940-1945. Hg. und mit einem Nachwort von Uwe Naumann. Wien 1994. 272 S., öS 248,-. 12 Friedrich Achberger: Fluchtpunkt 1938. Essays zur Literatur der Ersten Republik. Hg. von Gerhard Scheit. Wien 1994. 205 S., 6S 228,-. 13 Walter Pass/Gerhard Scheit/Wilhelm Swoboda: Orpheus im Exil. Die Vertreibung der österreichischen Musik von 1938 bis 1945. Mit einem Lexikon österreichischer Musikerinnen und Musiker im Exil. Wien 1995. 409 S., 6S 348,14 Ray Eichenbaum: Romeks Odysse. Jugend im Holocaust. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Herbert Kolmer. Wien 1996. Ca. 320 S., 65 298,In Vorbereitung sind: 15 Siglinde Bolbecher/Konstantin Kaiser: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Frühjahr 1996. Ca. 800 S., ca. öS 648,-. 16 Alfred Frisch: Marja. Erzählungen. Hg., bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Konstantin Kaiser. Frühjahr 1996. Ca. 204 S., 68 228,- \ 17 Bil Spira: Die Legende vom Zeichner. Frühjahr 1996. Herausgeber der Buchreihe: Verein zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur, A-1020 Wien, Engerthstr.204/14, Tel. (0222) 2128012. Verlag: Verlag für Gesellschaftskritik, A-1070 Wien, Kaiserstr.91. Tel. 526 35 82-0. 6 vermutete Ausmaß der (in vielen Fällen eher unzureichenden) Förderungen sicher zu hoch gegriffen ist, weist die österreichische Verlagsförderung eine gravierende Lücke auf: Zuschüsse gibt es zu den Druckkosten und zur Bewerbung der Produkte, aber die editorische Arbeit wird nicht gefördert. Gerade die Wiederentdeckung, Bearbeitung usw. und usf. bis hin zur Vorlage eines druckreifen Manuskripts von verschollenen Werken des Exils ist besonders zeitaufwendig und somit kostspielig. Diese Kosten können von keinem Verlag, weder aus der Verlagsförderung noch aus dem Verkauf der Bücher, getragen werden. Selbst die vom Suhrkamp Verlag betreute kritische Gesamtausgabe der Schriften Bertolt Brechts wäre ohne eine Finanzierung des editorischen Aufwands durch öffentliche Stellen nicht möglich gewesen. Um so mehr gilt dies für Autorinnen und Autoren wie Frederick Brainin, Alfred Frisch, Leo Katz, Stella Rotenberg. Es mag nicht jedermann interessieren, ob diese aus Österreich verjagten Menschen und Schreibenden überhaupt je existiert haben; aber was sie geschrieben haben, verdient unbedingt unser Interesse. Wer da nicht mitfühlen und mitleben kann, ist zumindest moralisch verpflichtet, dieses Interesse zu respektieren. Vermutlich haben sich die freiheitlichen Mandatare im Kulturausschuß des Wiener Gemeinderates am Namen des ‚Vereins zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur“ gestoßen. Antifaschismus ist für sie ein rotes Tuch, ein Begriff, den sie wohl als ‚ideologische Mißgeburt“ der kommunistischen Propaganda in Mißkredit bringen wollen. ,,Antifaschistisch“ zu sein, war für österreichische Sozialdemokraten bereits in den frühen 20er Jahren selbstverständlich — mehr als ein Jahrzehnt bevor der VI. Weltkongreß der Komintern 1935 die antifaschistische Volksfront als neue Taktik der Kommunisten verkündete. Für die Literatur des Exils und des Widerstands, die Literatur der Verfolgten und Ermordeten hat die Bestimmung ,,antifaschistisch“ auch dann ihren Sinn, wenn sie dem deutschen Bundeskanzler Helmuth Kohl und dem FPO-Fiihrer Jörg Haider nicht ins Konzept paßt. Erstens weist ,,antifaschistisch“ auf die Gemeinsamkeiten des Exils und des Widerstands hin. Sie verhindert z.B., daß ein Jura Soyfer, der im KZ Buchenwald gestorben ist, ehe er nach Großbritannien ausreisen konnte, vom zünftigen Exilliteraturforscher ausgeblendet wird. Zweitens macht ‚‚antifaschistisch“ drauf aufmerksam, daß die im Exil entstandene Literatur nicht bloß Ausdruck einer besonderen Situation, nämlich der des Exils ist, sondern ebenso und mehr noch Auseinandersetzung mit den wesentlichen Fragen und Kämpfen der Zeit. Man vergesse niemals, welch ungeheure Anstrengung es gekostet hat, den deutschen, italienischen und japanischen Faschismus niederzuwerfen, und zwar auf allen Gebieten, nicht nur dem militärischen! Mitunter wird einem vorgeschlagen, statt von Antifaschismus lieber von Antinazismus zu reden. Gewiß muß man zwischen nationalsozialistischer Herrschaft im „Deutschen Reich“ und faschistischer Herrschaft in verschiedenen anderen Ländern unterscheiden: Das ist aber kein ausreichender Grund, das Zusammenspiel und die gegenseitige Ergänzung verschiedener Faschismem in der Epoche vor und während des Zweiten Weltkrieges zu unterschätzen und den Antifaschismus durch einen Antinazismus zu ersetzen, der nur mehr die allerextremsten Ausprägungen faschistischer Herrschaft inkriminiert. Als wäre die Erinnerung an Auschwitz das probate Mittel, womöglich das Sich-Abfinden mit ‘sanfteren’ Formen des Faschismus einzuüben! In Österreich gesellt sich der Begriff ,,Antinazismus“ zudem gerne dem Konsens, der sich, tiber die politische Lagergeschichtsschreibung hinaus, angesichts der „Hitlerei“ (der nationalsozialistischen Herrschaft) unter den Österreichern eingestellt haben soll. Er richtet sich gegen die Einverleibung Österreichs in das „Dritte Reich“ und weiters gegen die großen kriegerischen Unternehmungen wie den Angriff auf England und den Überfall auf die Sowjetunion. Es ist fraglich, ob dieser Antinazismus dieselbe Sensibilität für nationale Integrität bei Ländern, die einst zur Donaumonarchie gehörten, besaß. Der ,,Antinazismus“ blendet die eigene österreichische Vorgeschichte, die Ständestaatsdiktatur 1934-38 aus. Alles in allem, scheint es nicht geraten, einen Begriff, der doch einige Spannung in sich enthält, darum fallen zu lassen, weil er Anstoß erregt. Das Problem ist nicht, daß die einen Antifaschisten bleiben, sondern daß die anderen es offenbar nicht geworden sind.