Mit der Gründung der ÖGE soll ein Zeichen
gesetzt werden, daß die Auseinandersetzung
mit dem österreichischen Exil auch nach der
Jahrtausendwende und nach der teilweise ge¬
lungenen Beilegung des Streits um Ersatz für
die materiellen Schäden Vertriebener lange
nicht beendet ist.
Aus kaum einem anderen Land wurden die
KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen
während der NS-Zeit in dem Ausmaß vertrie¬
ben oder gar in Konzentrationlager deportiert
und ermordet wie aus Österreich. In kaum ei¬
nem anderen Land setzten die Anstrengungen
zur Erforschung des Exils so spät ein wie in
Österreich.
Bis heute gibt es keinen einzigen Lehrstuhl für
Exil- und Holocaustforschung, hat nie eine
umfassende Exilausstellung stattgefunden, ist
das Bewußtsein der Bedeutung und des Aus¬
maßes des Exils aus Österreich kaum in brei¬
tere Kreise gedrungen.
Doch seit etwa fünfzehn Jahren ist eine
Vielzahl von Initiativen, Forschungsprojekten,
Dissertationen und Diplomarbeiten, Buch¬
publikationen und Ausstellungen zu registrie¬
ren, die sich mit dem Exil, dem Werk und
Schicksal der Exilierten beschäftigen. In den
verschiedensten wissenschaftlichen Diszipli¬
nen wird, wenngleich teils nur sporadisch und
abhängig von einmalig gewährten For¬
schungsmitteln, an der Erforschung des Exils
gearbeitet.
Die ÖGE, als ein ziviler, von staatlichen In¬
stanzen unabhängiger Zusammenschluß der
auf dem Gebiet der Exilforschung Tätigen,
stellt sich die Aufgabe, die vielen positiven
Ansätze auf diesem Gebiet zu dokumentieren,
sie in Form eines Internet-Nachrichtendienstes
allgemein zugänglich zu machen, und, wenn
dies gewünscht wird, bei der Koordination von
Projekten und Veranstaltungen mitzuhelfen.
Insbesondere wird es Aufgabe der Gesellschaft
sein, für eine bessere universitäre und institu¬
tionelle Verankerung der Exilforschung einzu¬
treten, bei Projekten wie dem „Haus der
Geschichte“ auf die Bedeutung des Exils hin¬
zuweisen und es nicht zuzulassen, daß wert¬
volle Forschungen verfrüht abgebrochen
werden müssen oder aus Mangel an öffentli¬
chem Interesse gar nicht erst begonnen werden
können.
Zunächst werden die Herausgabe eines
„Handbuchs der österreichischen Exil¬
forschung“ aufgrund der Ergebnisse der
Tagung „Die Rezeption des Exils in Öster¬
reich/Perspektiven der österreichischen Exil¬
forschung“ und daran anschließend die
Erstellung eines Katalogs der dringendsten of¬
fenen Fragen fiir die Exilforschung in Öster¬
reich erste Schritte sein.
Bereits jetzt wurde angeregt, daß im Jahr 2002
ein neuerliches Zusammentreffen der öster¬
reichischen ExilforscherInnen organisiert wer¬
den soll, das auch jenen Aspekten und
Disziplinen der Exilforschung nachgehen
wird, die bei der ersten Tagung nicht zum Zuge
gekommen sind.
Über den Verlauf der Tagung werden wir noch
näher berichten. — Wer sich als Mitglied für die
ÖGE anmelden oder nähere Informationen
über die nächsten Schritte erhalten will, wen¬
de sich bitte an:
tkg@compuserve.com.
Beppo Beyer!
Geschichten aus dem Abseits
19 Streifzüge von Ost nach West
Mit Fotos von Michael Wrobel
152 Seiten, Ebr.
ÖS 210,- / DM 30,- / SFr 24,- / # 15,¬
ISBN 3-901602-14-3
Ich wollte, so der Autor, „erzählen, was von
vielen weggelassen wird, das erhellen, was
sonst im Dunkeln liegen bleibt, auf das wei¬
sen, was oft der Bedeutungslosigkeit verfällt.“
Beppo Beyerl, geboren 1955 in Wien, stu¬
dierte 1973-81 Slawistik und lebt seither als
freier Autor in Wien und in Dobersberg
(Waldviertel). Schreibt über Wien und den
Rest der Welt, der sich vor allem im ehema¬
ligen Osten befindet. Längere Aufenthalte in
Tschechien, Polen, Rußland und Bosnien.
Reportagen darüber in verschiedenen Zeit¬
schriften. Verfasser von Jugendbüchern,
Hörspielen und Filmdrehbüchern. 1995-99
Chefredakteur der Literaturzeitschrift Po¬
dium; Organisation von länderübergreifen¬
den Literatursymposien.
Beppo Beyerl hat im Laufe der letzten 10
Jahre zu wiederholten Anlässen Streifzüge
an die geographischen und geschichtlichen
Grenzen des so umhegt scheinenden ost¬
österreichischen Terrains unternommen, auf
der Suche nach verlorenen oder noch latent
wirksamen Verbindungen über die Grenzen
hinweg, im Aufdecken geschichtlicher Untat
unter der gepflegten Grasnarbe der Hei¬
mat.Vielseitig belesen mit lebendiger Beo¬
bachtungsgabe sucht Beppo Beyerl immer
selbst die Orte auf, ist an ihnen als Rechen¬
schaft ablegendes Individuum auch dann
gegenwärtig, wenn er über sich selbst
kaum spricht.
Das Buch bietet Gelegenheit nicht nur ver¬
borgene, verdeckte Geschichten unserer
näheren und weiteren Umgebung kennenzu¬
lernen, sondern auch eine operative Schreib¬
haltung, wie sie in der österreichischen
Literatur noch sehr selten anzutreffen ist.
„Es gibt kaum ein so trennendes und
gleichzeitig durchlässiges System wie das
der Grenze: Erst eine Abgrenzung ermög¬
licht es, Verbindungen zu öffnen, zu er¬
schließen. Das Durchgelassene knüpft
Bezüge, und es ist ihm egal, ob es vor den
Behörden deklariert wird oder nicht.“
Neu im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft